Zum Inhalt springen

ADB:Berthold von Holle

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Holle, Berthold v.“ von Elias von Steinmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 755, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berthold_von_Holle&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 00:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 12 (1880), S. 755 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Berthold von Holle in der Wikipedia
Berthold von Holle in Wikidata
GND-Nummer 118656732
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|755|755|Holle, Berthold v.|Elias von Steinmeyer|ADB:Berthold von Holle}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118656732}}    

Holle: Berthold v. H., deutscher Dichter, gehörte einem Hildesheimischen Rittergeschlechte an und ist wahrscheinlich dasjenige Mitglied dieser Familie, welches von 1251 bis 1270 in einer Reihe von Urkunden als Zeuge auftritt, ein Sohn des Dietrich v. H. Von ihm besitzen wir, mehr oder minder vollständig erhalten, drei Romane, von denen der Demantin der älteste ist: wie die beiden anderen, der Crane und das Bruchstück des Darifant, zeitlich zueinander folgten, steht nicht fest. Den Stoff sowol des Demantin wie des Crane schöpft der Dichter aus mündlichen Berichten, und zwar beim Crane aus einer Erzählung des jungen Herzogs Johann von Braunschweig († 1277), welche ihrerseits wesentliche Partien einem deutschen Gedichte des 12. Jahrhunderts, dem Grafen Rudolf entnahm. – H. besaß weder bedeutende dichterische Begabung noch ausgebreitete litterarische Kenntnisse. Wolfram von Eschenbach ist der einzige deutsche Dichter, dessen er namentlich gedenkt, und dessen Darstellungsweise er nicht selten Einfluß auf seinen Stil verstattet. Im übrigen folgt er durchaus der Manier der Spielmannspoesie. Wie diese so bewegt sich auch seine Erzählung in stereotypen Motiven, Wendungen und Epithetis. Doch muß man einräumen, daß er im Crane dem Demantin gegenüber erhebliche Fortschritte zeigt. Er hat da vor allem gelernt, einen einheitlichen Grundgedanken concis und geschickt durchzuführen. Dieser Grundgedanke des Crane ist der der Treue, es soll in dem Gedichte geschildert werden wâ ein getrûwe trûwe vant. Nicht geringer ist hier die Vervollkommnung, die sich nach Seiten der planmäßigen Entwickelung der Handlung zu erkennen giebt. In diesen beiden Beziehungen liegt der Demantin noch sehr im argen, und die Kritik seiner Zeitgenossen scheint denn auch dem Dichter scharf zugesetzt zu haben. Eine gerechte Würdigung des Mannes wird daher die Vorzüge des Crane ins Licht zu stellen haben, sie muß auf die maßvolle Verwendung hinweisen, welche H. von seinen bescheidenen poetischen Gaben machte, sie darf seiner regen Phantasie, die sich nicht selten in glücklichen Bildern, in geschickten Steigerungen kund gibt, Anerkennung nicht versagen.

Berthold von Holle, herausgegeben von Karl Bartsch, Nürnberg 1858. – Demantin von Berthold v. Holle, herausgegeben von Karl Bartsch, Stuttgart 1875 (Bibliothek des litterar. Vereins CXXIII). – Meine Recension des Demantin im Anzeiger für deutsches Alterthum I. (1876), S. 256 ff. – Grotefend, Berthold von Holle, in der Zeitschrift des histor. Vereins für Niedersachsen von 1864.