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ADB:Bischoff, Gottlieb Wilhelm

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Artikel „Bischoff, Gottlieb Wilhelm“ von Adolf Engler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 673–674, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bischoff,_Gottlieb_Wilhelm&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 16:07 Uhr UTC)
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Band 2 (1875), S. 673–674 (Quelle).
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Bischoff: Gottlieb Wilhelm B., geb. 1797 zu Dürkheim a. d. Hardt, † 11. Sept. 1854 als Professor der Botanik zu Heidelberg, wurde schon frühzeitig durch Dr. Koch in Kaiserslautern, nachmaligen Professor in Erlangen und Verfasser der classischen Flora von Deutschland in die Botanik eingeführt. Durch Schwerhörigkeit an ausgedehntem gesellschaftlichem Verkehr verhindert fand B. seine Befriedigung in fortwährender sorgfältiger Beobachtung der Pflanzenwelt und, unterstützt von Lust und Talent zum Zeichnen, verstand er es in einer zu seiner Zeit ungewöhnlichen Weise, seine Beobachtungen für Fachgenossen und Schüler nutzbar zu machen. Nachdem er 1823 nach Heidelberg übergesiedelt war, um daselbst den naturwissenschaftlichen Unterricht an einer Privatlehranstalt zu übernehmen, habilitirte er sich 1825 neben Professor Dierbach[WS 1] an der Universität als Privatdocent und erwarb sich schon als solcher bei den Studenten Zuneigung. 1839 wurde er selbst Professor und Director des botanischen Gartens. Die meisten seiner Schriften erschienen schon vorher, jedoch war er auch nachher fortwährend thätig, bis die in seinen letzten Jahren sich wiederholenden Schlaganfälle seiner Thätigkeit ein Ziel setzten. Bischoff’s Verdienst war es, daß er zu einer Zeit, [674] wo die alte Linné'sche Schule mit einer neueren, vorzugsweise der Beobachtung zugewandten Richtung in Conflict zu gerathen begann, vorzügliche Handbücher verfaßte, in denen beiden Theilen sorgfältige Rechnung getragen wurde. Sein erstes bedeutendes Werk war „Die botanische Kunstsprache in Umrissen nebst erläuterndem Text“, Nürnb. 1822 fol. Als nach zehn Jahren dies Werk vergriffen war, machte er sich an eine neue Bearbeitung der botanischen Terminologie und gab in den Jahren 1833–1844 das „Handbuch der botanischen Terminologie und Systemkunde“ in 3 Quartbänden mit 77 von ihm selbst gezeichneten Tafeln heraus. Dieses Werk, welches auch namentlich durch die über die Organographie der von B. sehr eingehend studirten Kryptogamen handelnden Artikel werthvoll war, ist jetzt noch als Handbuch der botanischen Terminologie geschätzt, wenn auch die neuere Morphologie theils eine größere Vereinfachung in der Terminologie erstrebt hat, theils auch in Folge der zahlreichen neuen Entdeckungen mancherlei neue Bezeichnungen schaffen muß. Den studirenden Pharmaceuten und Medicinern seiner Zeit lieferte B. mehrere damals vortreffliche, jetzt allerdings veraltete Handbücher der verschiedenen botanischen Disciplinen. Ferner erwarb sich B. erhebliche Verdienste durch eingehendes Studium der Kryptogamen und sein 1828 in Nürnberg erschienens Werk: „Die Kryptogamen mit besonderer Berücksichtigung der Flora Deutschlands und der Schweiz, organographisch, anatomisch, physiologisch und systematisch verarbeitet“ wird noch heute von den Specialforschern benützt. Auch der Phanerogamenflora Deutschlands, namentlich der Umgebung von Heidelberg, wandte er sein Interesse zu und unterstützte vielfach seinen Lehrer und Freund Koch durch Beiträge zu dessen deutscher Flora.

Verz. d. Schrift. in Pritzel’s Thesaurus p. 182.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Heinrich Dierbach (1788-1845), Apotheker, Arzt, Pharmazeut, Botaniker, a.o. Medizinprofessor der Universität Heidelberg.