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ADB:Blume, Nikolaus

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Artikel „Blume, Nikolaus“ von Adolf Schimmelpfennig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 747, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blume,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:21 Uhr UTC)
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Blume: M. Nikolaus B., Superintendent des Fürstenthums Brieg, geb. um 1560, † 9. Febr. 1613 als Pfarrer in Dohna bis Pirna. Wegen seiner Weigerung, den Exorcismus bei der Taufe abzuschaffen, vom Kanzler Crell 1591 seines Amtes in Wittenberg entsetzt, hatte B. in Schlesien freundliche Aufnahme und in Kosel eine Kanzel gefunden, auf welcher er unangefochten für die Reinheit der Lehre eifern durfte. Sein Ruf erscholl bald durch das ganze Land und die verwittwete Herzogin Barbara von Brieg pries sich glücklich, als es ihr nach dem Tode des Superintendenten M. Laurentius Starcke, eines milden, versöhnlichen Mannes, gelungen war, bei Herzog Joachim Friedrich, ihrem Sohne, die Berufung Blume’s zum Superintendenten und Hofprediger durchzusetzen. Von leidenschaftlicher, aufbrausender Sinnesart überließ sich B. unter dem Schutze der von ihm beherrschten Herzogin ganz dem ungestümen Eifer, der ihn verzehrte, brachte Alles auf die Kanzel, witterte überall Calvinismus, schonte Niemanden, selbst nicht die Person des regierenden Herzogs, und bald war der Frieden der Kirche, so wie des Landes in seinen Grundfesten erschüttert. So lange die verwittwete Herzogin lebte, hatte sich Herzog Joachim auf Warnungen und Ermahnungen zur Mäßigung beschränkt; nach ihrem Tode aber legte er 1595 seine Beschwerden gegen den Superintendenten einem außerordentlichen Consistorium zur Entscheidung vor. Nur schwer verstand sich B. zu dem ihm auferlegten öffentlichen Abtrage des von ihm gegebenen Aergernisses, stellte aber trotzdem sein Schmähen nicht ein und machte gelegentlich sogar das Schuldwesen des Herzogs zum Gegenstande hämischer Kanzelerörterungen. Um größeres Unheil zu verhüten, enthob der Herzog 1596 den unverbesserlichen Störenfried seiner Aemter und verwies ihn des Landes. Wiederum exul, aber dießmal gewiß nicht Christi, kehrte B. nach Sachsen zurück und wurde 1598 Pfarrer in Dohna und Adjunct des Superintendenten in Dresden. Durch ein sonderbares Zusammentreffen der Umstände war es ihm aufbehalten, 1601 den Kanzler Crell, der ihn von Wittenberg vertrieben, zum Tode vorzubereiten. Wie sich B. dieses Auftrags entledigt hat, ist aus der von ihm auf Crell gehaltenen, gedruckten Leichenpredigt zu ersehen. Die darauf erschienene „Antwort und wahrhafter Gegenbericht“ wurde auf Betreiben des Kurfürsten durch kaiserlichen Befehl als Pasquill und Diffamationsbuch unter höchster Poen verboten. Außer etlichen Predigten, darunter zwei bei Todesfällen des herzoglichen Hauses in Brieg gehaltene, und zwei kleinen ascetischen Schriften ist von B. nichts gedruckt.

Ehrhardt, Presbyterologie II. 59. – Schönwälder, Die Piasten zum Briege. Brieg 1855, II. 275 ff. – Gillet, Crato v. Crafftheim u. s. Freunde, Frankfurt a. M. 1860, II. S. 396 ff.