ADB:Boerner, Christian Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Boerner, Christian Friedrich“ von Clemens Brockhaus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 33–34, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Boerner,_Christian_Friedrich&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 05:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Boër, Lukas
Nächster>>>
Boerner, Friedrich
Band 3 (1876), S. 33–34 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christian Friedrich Börner in der Wikipedia
Christian Friedrich Börner in Wikidata
GND-Nummer 116224878
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|33|34|Boerner, Christian Friedrich|Clemens Brockhaus|ADB:Boerner, Christian Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116224878}}    

Boerner: Christian Friedrich B., lutherischer Theolog, geb. 6. Nov. 1663 zu Dresden, † 19. Nov. 1753 zu Leipzig. Boerner’s Leben liegt in einem von ihm selbst im Jahre seines Todes verfaßten biographischen Abrisse vor. Von seinem Vater Joh. Georg Boerner, kurfürstl. sächsischem Hof- und Consistorialrathe und seiner Mutter, einer Enkelin Benedict Carpzov’s sorgfältig erzogen, studirte er in Leipzig vom J. 1701 an vorerst Philosophie und Philologie, um später zur Theologie überzugehen. Großen Einfluß auf seine Ausbildung und seine Lebensstellung übte eine Reise nach Holland und England, die er in Begleitung des Wittenberger Professors Joh. Wilh. Berger 1705 unternahm und von der er 1706 wiederkehrte. Nicht nur, daß er auf derselben eine Reihe berühmter Autoritäten seines Faches und der Wissenschaft überhaupt kennen lernte, war es ihm außerdem vergönnt, werthvolle bibliothekarische Studien, und auserlesene litterarische Ankäufe zu machen. Nach Leipzig zurückgekehrt, wurde er rasch nach einander Professor der Moral 1707, Professor der griechischen Sprache 1708, zugleich Baccalaureus, sodann Licentiat und Doctor der Theologie, [34] 1710 derselben außerordentlicher, 1723 ordentlicher Professor, 1735 Canonicus in Zeitz, 1741 in Meißen und Ephorus der kurfürstlichen Stipendiaten. Boerner’s theologische Specialität war namentlich die alt- und neutestamentliche Exegese. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich als Rector der Universität im J. 1710 durch die Herstellung des akademischen Gottesdienstes zu St. Pauli, in dem er selbst in Verbindung mit Gottfr. Olearius und Cyprian Abicht die Predigten übernahm. B. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Das seiner Biographie angefügte Verzeichniß seiner Schriften weist 15 Dissertationen, 63 Programme, 22 Reden, die er als Rector und Decan geschrieben und gehalten hat, nach, die zum Theil gesammelt sind, so die Reden in den „Orationes et recitationes“, Leipzig 1751, die Dissertationen und Programme, welche die christologischen Dogmen überhaupt, insbesondere die alttestamentlichen Orakel auf Christus theilweise polemisch behandeln, in den „Dissertationes sacrae quibus illustria oracula divina etc. vindicantur“, Leipzig 1752. Außerdem verfaßte er größere Arbeiten, so über die κατάστασις des Synesius von Cyrene, 1711, und über Basilius des Großen Rede, „Ueber den aus dem Lesen der griechischen Profanschriftsteller zu gewinnenden Nutzen“, 1713. Sodann sind seine Verdienste um die Herausgabe von Luther’s Schriften, 1728–34, namentlich dessen Bibelübersetzung 1730 zu erwähnen. B. war ein echter Protestant und von ausgeprägter lutherischer Orthodoxie, zugleich ein universell gebildeter, namentlich an den Griechen gezogener Geist. Umfassende Arbeiten auf dem Gebiete der classischen Studien, so die Herausgabe eines griechischen Lexikons mußten gegen theologische Arbeiten zurücktreten. In seinen gelehrten Arbeiten tritt eine leichte und klare Form sowie eine durchsichtige Latinität, in seinen Predigten ein glückliches praktisches Talent rühmenswerth hervor. – Von seinen Söhnen war Christ. Friedrich, geb. 16. Febr. 1736, † 7. Febr. 1800, Arzt in Leipzig (Meusel, Lex. I. 492) und Friedrich Professor der Medicin zu Helmstädt und hernach zu Wittenberg (s. den folg. Art.).