Zum Inhalt springen

ADB:Boleslaw V.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Boleslaw V.“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 104–105, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Boleslaw_V.&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 18:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Boleslaw III.
Band 3 (1876), S. 104–105 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Bolko V. (Oppeln) in der Wikipedia
Bolko V. in Wikidata
GND-Nummer 135669103
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|104|105|Boleslaw V.|Colmar Grünhagen|ADB:Boleslaw V.}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135669103}}    

Boleslaw V., Herzog von Oppeln, hussitischer Heerführer, † 20. Mai 1460, heirathet ungefähr 1417 Elisabeth, die Tochter der kurz vorher mit König Wladislaw von Polen vermählten Elisabeth von Pilcia, damals Herr von Ober-Glogau, das ihm sein Vater Boleslaw IV. schon bei Lebzeiten mit einer gewissen Selbständigkeit als Herrschaft eingeräumt hatte. Eine nicht hinlänglich verbürgte Nachricht sagt, er habe in Prag studirt und dort hussitische Grundsätze eingesogen, dagegen ist anzuführen, daß er 1421 an den von den schlesischen Fürsten zu Grottkau verabredeten Defensivmaßregeln gegen die Hussiten Theil nimmt und daß seine Residenz Ober-Glogau eine der schlesischen Städte ist, welche 1428 eine Vertheidigung versuchen. Erst nach deren Eroberung 1428, 13. März, tritt B. mit den Hussitenführern in Verbindung, löst die Gefangenen und erkauft einen Waffenstillstand für sein und seines Vaters Land, wie dies übrigens damals mehrere der schlesischen Fürsten thaten, und soll auch damals in frivoler Weise die Besitzungen und Einkünfte des Ober-Glogauer Collegiatstiftes an sich gerissen haben. Dann im J. 1430, als die Hussiten, ohne nennenswerthen Widerstand zu finden, sich in Oberschlesien ausbreiteten, trat er offen zu ihnen über und stieß am 15. April mit seiner Schaar zu ihnen, eroberte durch einen Streifzug Kreuzburg und verwüstete das Namslauer Gebiet, von wo er aber mit Hülfe der Breslauer zurückgeschlagen wird. Bald darauf wurden ihm die von den Hussiten in des Bischofs Lande besetzten Burgen Tiefensee, Märzdorf, Neustadt, Greifau zur Vertheidigung übergeben und von ihm auch unter heimlichem Beistande seines Vaters armirt, doch ward die wichtigste derselben, Greifau, noch im Mai 1430 von den Neißern wieder eingenommen. Als hussitischer Oberster wird B. dann wieder im J. 1433 erwähnt, wo die durch Oberschlesien nach Ungarn eindringenden Hussiten ihm die Burg von Rybnik zur Bewachung übergeben, um deren Besitz er nach dem Abzuge des böhmischen Heeres mit Herzog Nikolaus von Ratibor kämpfend eine vollständige Niederlage erleidet. Das durch Boleslaws Anschluß an die verhaßten Hussiten sehr getrübte Verhältniß zu den übrigen schlesischen Fürsten scheint sich erst wieder gebessert zu haben, seitdem ihm 1437 der Tod seines Vaters den Besitz des ganzen eigentlichen Herzogthums Oppeln verschaffte. Noch 1435 vermissen wir seinen Namen bei dem großen Landfriedensbündnisse vom 21. September; übrigens rühmt sein Oheim Bernhard von Falkenberg 1437 die ihm von B. namentlich während des Krieges bewiesene Liebe und Treue. Nach dem Tode Kaiser Sigismunds hält sich B. mit einigen anderen oberschlesischen Herzögen zu der Partei, welche den polnischen Prinzen Kasimir auf den böhmischen Königsthron erheben will, geht aber bald zu König Albrecht II. über und geräth darüber in wiederholte Kämpfe mit Polen. Seinem von ihm durch mancherlei Erwerbungen vergrößerten Lande fiel, als sein Oheim Bernhard 1455 ohne männlichen Erben starb, auch das Falkenbergische Gebiet zu, doch auch er [105] entbehrte, nachdem ihm 1453 sein Sohn Wenzel gestorben war, der Kinder; seine Gemahlin Elisabeth hatte er um einer Buhlerin willen verstoßen. Eine gewisse Hinneigung zu hussitischen Grundsätzen hat er noch gezeigt, als er im J. 1449 dem wegen Wiclefitischer Ketzereien aus Krakau vertriebenen Canonicus Golka in Oppeln ein Asyl bot.

Grünhagen, Die Hussitenkämpfe der Schlesier, Breslau 1871; derselbe, Elisabeth von Pilcia, Herzogin von Oppeln, in der Zeitschrift für preußische Geschichte 1871. S. 125.