ADB:Boumann, Ludwig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Boumann, Ludwig“ von Emilie Schröder in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 210, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Boumann,_Ludwig&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 06:33 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Boucquet, Johann
Band 3 (1876), S. 210 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig Boumann in der Wikipedia
Ludwig Boumann in Wikidata
GND-Nummer 137201648
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|210|210|Boumann, Ludwig|Emilie Schröder|ADB:Boumann, Ludwig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137201648}}    

Boumann: Dr. Ludwig B., ästhetischer Schriftsteller, geb. 20. Febr. 1801 zu Berlin, † daselbst 14. Dec. 1871. Sein Großvater, der aus Holland stammte und den Namen van Boumann führte, war von Friedrich d. Gr. nach Berlin gerufen worden, wo er mehrere Bauten für den König ausführte. Sein Vater war Hauptmann in preußischen Diensten gewesen und erwarb den Adel, den der Sohn aber ablegte, weil er ihm zu der bescheidenen, oft kümmerlichen Stellung, die er als Privatgelehrter einnahm, nicht zu passen schien. Nachdem B. das Gymnasium zum Grauen Kloster in seiner Vaterstadt besucht hatte, vollendete er seine Studien auf der dortigen Universität. Seine Inaugural-Dissertation war eine „Explicatio Spinozismi“. Ueber den Platonischen Timäus verfaßte er eine längere lateinische Abhandlung, die sich in seinem Nachlasse vorfindet. Er war ein guter Philologe, auch der neueren Sprachen so sehr Herr, daß er z. B. seinen italienischen Schülern den Hegel auf italienisch zu erklären vermochte. In Gestalt und Kopf erinnerte er an Goethe. Im Gespräch war er lebhaft und voll Humor. Gleichwol führte er, unverheirathet, meistens mitten in der Hauptstadt ein fast einsiedlerisches Leben; bei den möglichst geringen Bedürfnissen bewahrte er einen stets ungetrübten Gleichmuth der Seele. Eine gewisse gelehrte Unbeholfenheit verhinderte ihn zu Amt und Würden zu gelangen. Vermöge harter Entbehrungen wußte er sich allmählich eine werthvolle Bibliothek zu sammeln. In seinem siebenzigsten Lebensjahre wurde er von den Pocken befallen, von denen er sich nicht recht hat erholen können. Ein Gehirnschlag machte plötzlich seinem Leben ein Ende. Sein Stubenwirth, ein Schuster, warf dem vereinsamten Philosophen die Hand voll Erde nach. – B. hat nur wenig geschrieben; er arbeitete langsam. Um so gründlicher und besonnener ist sein Urtheil. Seine Berichte und Kritiken, besonders ästhetische, sind theils in H. Th. Rötscher’s „Jahrbüchern für dramatische Kunst und Litteratur“ und „Dramaturgischen Problemen“, theils in der philosophischen Zeitschrift „Der Gedanke“, in der National- und Spener’schen Zeitung und anderwärts abgedruckt. Sein Briefstil war gewandt und geistreich. Aus dem Englischen übersetzte er das Leben Marlborough’s. Auch wurde er von den sieben ursprüglichen Herausgebern und Redactoren der Hegel’schen Werke und Vorlesungen hinzugezogen, um die Anthropologie und Psychologie zu redigiren, eine Aufgabe, die er mit vollkommenster Sachkenntniß löste. Seine letzte Arbeit war eine eingehende Kritik über C. L. Michelet’s Rechtsphilosophie („Naturrecht oder Rechtsphilosophie, als die praktische Philosophie, enthaltend Rechts-, Sitten- und Gesellschaftslehre“).