Zum Inhalt springen

ADB:Brandes, Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Brandes, Karl“ von Gabriel Meier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 175–176, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brandes,_Karl&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 10:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Brandes, Wilhelm
Band 47 (1903), S. 175–176 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2014, suchen)
Karl Brandes in Wikidata
GND-Nummer 116402008
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|175|176|Brandes, Karl|Gabriel Meier|ADB:Brandes, Karl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116402008}}    

Brandes: P. Karl B., Benedictiner von Einsiedeln, geboren am 18. April 1810 zu Braunschweig, † am 7. August 1867. Nach dem frühen Tode des Vaters der Verwaltungsbeamter gewesen, trat der Knabe, der mit gutem Erfolge das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht hatte, bei einem Kürschner in die Lehre. Nach deren Beendigung ging er 1826 auf die Wanderschaft, zunächst nach Hamburg, 1827 nach Island, dann über Berlin und Leipzig nach Breganzone bei Lugano, wo er von 1831–34 in der Pelzhandlung Polar angestellt war und auf Geschäftsreisen bis nach Neapel kam. Von Hause aus Stocklutheraner wurde er vom katholischen Leben und Cultus zunächst wenig beeinflußt; erst 1834 an einem Sonntag in der Peterskirche in Genf, angesichts des trockenen, kalten calvinischen Cultus, begann die entscheidende Wendung seines Lebens. Er wandte sich nach Frankreich, wurde in Clermont katholisch und faßte zugleich den Entschluß in einen Orden einzutreten. In Paris wurde er mit Lacordaire bekannt und durch diesen mit Abbé Guéranger, dem Wiederhersteller des Benedictinerordens in Frankreich, im Kloster Solesmes. Hier kam B. am 26. März 1835 an, erhielt das Ordenskleid und begann mit Eifer die höheren Studien. Diese setzte er in Rom fort, wohin ihn 1837 Guéranger mitnahm; am 30. Juli 1837 legte er an der Wiege des Ordens, zu Subiaco, die Ordensgelübde ab. Auf der Rückreise besuchte er zum ersten Male Einsiedeln, setzte dann seine Studien in Solesmes fort, wo er am 22. Decbr. 1838 Priester wurde. 1840 besuchte er München und Einsiedeln, 1841 ging er nach Maria-Stein bei Basel, wo er die jüngeren Cleriker des Klosters unterrichtete. 1843 kehrte er nach Solesmes zurück und besuchte dann vom September 1844 an ein volles Jahr die Universität München. Hier war es namentlich J. Görres, der geistig befruchtend auf ihn einwirkte, dann Phillips, Höfler, Döllinger und Clemens Brentano. Nach Frankreich zurückgekehrt, hielt er sich meistens in Paris auf, wo er Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften war, namentlich des von Guéranger, Pitra u. A. gegründeten „Auxiliaire catholique“, der aber nur zwei Jahrgänge (1845–46) erlebte. Besseren Erfolg errang B. als „Missionär der Deutschen“ in Paris, indem er seine Landsleute an verschiedenen Punkten zum Gottesdienste versammelte und für ihre geistigen und leiblichen Bedürfnisse Sorge trug. Im August 1846 erkrankte er ernstlich; bei der edlen Wittwe Casimir Perier’s auf dem Schlosse Condé fand er Aufnahme und Verpflegung, bis er nach zehn Monaten sich wieder erholt hatte. Mit dem Plan, in ein deutsches Kloster einzutreten, erhielt er am 4. Mai 1847 die Entlassung aus dem bisherigen Ordensverbande, nahm am 13. August Abschied von seiner Wohlthäterin und suchte in Einsiedeln um Aufnahme an, die ihm am 1. April 1850 zu Theil wurde. Damit hatte er, der erste Norddeutsche seit 800 Jahren, welcher dem Stifte beitrat, eine neue Heimath gefunden, welcher der übrige bedeutendste Theil seiner Wirksamkeit angehörte. Am neuerrichteten Lyceum der Klosterschule lehrte er hauptsächlich geschichtliche Fächer, die sein Hauptstudium blieben. Hiezu eigneten ihn hauptsächlich ein vorzügliches Gedächtniß, Kenntnisse und Geläufigkeit in den neueren Sprachen, unermüdliche [176] Arbeitskraft, blühender Stil und anziehender Vortrag, so daß er einem Lehrstuhl an einer Universität zur Zierde gereicht hätte. Dabei ließ er den pädagogischen Standpunkt nicht aus dem Auge, den er durch Wort und Schrift, in Predigten und Schulprogrammen vertrat. Auch als Seelenleiter ward er viel in Anspruch genommen und war im persönlichen Verkehr heiter, gesellig und ungemein dienstfertig. Als Anerkennung seiner schriftstellerischen Thätigkeit wurde ihm 1865 von der Universität Wien das Ehrendiplom eines Doctor der Theologie verliehen. Seine wichtigsten Schriften sind: „Benediktiner-Bibliothek“ (Leben und Regel des h. Benedikt), 4 Bde. (Einsiedeln 1856–58); „Leben und Wirken des hl. Meinrad für seine Zeit und die Nachwelt.“ Festschrift (Eins. 1861); „Die Mönche des Abendlandes vom h. Benedikt bis zum h. Bernhard“ vom Grafen v. Montalembert. Vom Verfasser genehmigte deutsche Ausgabe (Regensburg 1860–68, 5 Bände. Der 5. Band ist nur theilweise von B. übersetzt). Vierzig Jahre hatte er seine Heimath nicht mehr gesehen; da machte er im Vorfrühling 1867 einen Besuch bei seiner Schwester in Braunschweig, wo er Ostern feierte, ging dann, einer Einladung folgend, nach Berlin zur Vermählung des Grafen von Flandern mit der Prinzessin Marie von Hohenzollern, wobei er von den höchsten Herrschaften sehr ehrenvoll aufgenommen und auch zur königlichen Tafel geladen wurde. Die Reise hatte aber auf seine nicht mehr feste Gesundheit ungünstig eingewirkt. Er suchte Erholung im Schlosse Pfäffikon am Zürichsee, von wo er nur als Leiche nach Einsiedeln zurückkehrte. Er hinterließ eine weitläufige Selbstbiographie, die aber nur bis zum achtzehnten Lebensjahre reicht. Sie ist benutzt in der „Erinnerung an P. Karl Brandes“ (von P. Gall Morel), Schulprogramm von Einsiedeln 1868. Am Schluß Verzeichniß der Druckschriften von P. K. B. Derselbe in Convertitenbilder aus dem 19. Jahrhundert von Dr. A. Rosenthal. Bd. III, Abth. 2 (Schaffhausen 1870), S. 272–310.