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ADB:Caesarius von Speyer

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Artikel „Caesar von Speier“ von A. Weiß. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 683–685, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Caesarius_von_Speyer&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 12:07 Uhr UTC)
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Caesar von Speier, Caesarius de Spira, wichtig in der deutschen Kirchengeschichte als Begründer und erster Provinzial der Minderbrüder in Deutschland. Als Priester hatte er in Speier gegen den übertriebenen Luxus der Frauen so heftig geeifert, daß – schier kaum zu glauben! – die Männer ihn als Ketzer zu verbrennen Lust trugen. Dr. Konrad, später Bischof von Hildesheim, aber rettete ihn vom Tode. Darauf ging er nach Paris und sodann übers Meer nach Syrien. Dort soll ihn Bruder Elias dem er später der größte Widersacher ward, durch seine glänzende Beredsamkeit für den neugegründeten Orden der Minderbrüder gewonnen haben. Indeß scheint das 1216 geschehen zu sein, als Elias Provinzial von Etrurien war. Auf dem Generalcapitel zu Assisi 1221 legte Bruder Franz, zu den Füßen des damaligen Generalvicars, des Bruders Elias sitzend, und ihn an der Kutte zupfend, demselben den Gedanken nahe, er solle die Brüder zum Vordringen ins Land der Deutschen anfeuern. Das hatte schon früher, wahrscheinlich um 1219 (s. die Untersuchungen bei Greiderer I, 11. 59) Johann de Penna (Perina) versucht. Dem aber war es zusammt seinen Gesellen elendiglich ergangen. Aber da aus Norditalien, der Lombardei zumal, die von Katharern wimmelte, damals jährlich viele katharische Emissäre ausgingen, so hielt man die wunderlichen Leute für Ketzer. Sie mußten froh sein, nur mit heiler Haut fahren zu können. Und so ging es ihnen „in allen ultramontanen Landen, in Deutschland, Ungarn und anderswo“, sagt die Erzählung. Heimgekehrt schilderten sie die Deutschen wie etwa die Kundschafter des Moses die Bewohner des gelobten Landes mögen geschildert haben. Drum sprach der kluge Bruder Elias also: Meine Brüder! Es gibt ein Land, und das heißt Deutschland. In diesem Lande gibt es schon auch christliche und fromme Leute. Und oft – ihr wißt das selber – durchziehen diese Leute unser Land mit langem Stock und breiten Stiefeln, und schwitzen in der Sonne ganz gewaltig, und besuchen die heiligen Orte und singen Gott und den Heiligen Loblieder. Zu denen sind vor Zeiten etwelche Brüder gesandt worden, sind aber übel zugekommen und wieder umgekehrt. Deshalb will man keinen der Brüder zwingen, zu ihnen zu gehen. Nur wer selber aus Eifer für Gottes Ehre und das Heil der Seelen hingehen mag, dem verspricht er (Bruder Franz) das nämliche und noch größeres Verdienst des Gehorsams, als wenn er übers Meer ginge etc. Da stunden 90 Brüder auf, alle voll brünstiger Begier nach dem Märtyrertode, dessen sie nun die günstigste Gelegenheit zu haben wähnten. Zum Haupte der Mission und Minister-Provinzial wurde Bruder C. bestimmt. Er wählte 12 Priester und 15 Laienbrüder aus, darunter neben dem Bruder Jordan, dem einzigen der vor dem sichern Tode durch die grausamen Deutschen zitterte und den nur der Gehorsam [684] zum Mitgehen bewog, zwei der berühmtesten Männer des Ordens. Der eine war Thomas von Celano, der Sänger des Dies irae. Der andere Johann a Plano Carpinis, der vierte Provinzial von Deutschland, dann von Spanien, hernach Gesandter am französischen Hofe, als Erzbischof von Antivari Legat Innocenz’ VI. an den mongolischen Hof, Verfasser der berühmten Reisebeschreibung in die Tatarei, endlich Missionär in Böhmen, Ungarn, Dänemark und Norwegen. Nach dreimonatlicher Vorbereitung traten sie den Marsch an. Um Michaelis kamen sie gen Trient und gründeten die erste deutsche Niederlassung. Dann fuhren sie nordwärts über Bozen, Brixen, Sterzing, Matrey. Ueberall wurden sie freundlich aufgenommen. Statt des Todes aber mußten sie mit dem deutschen Hunger oft unliebe Bekanntschaft machen. Mitte Octobers langten sie in Augsburg an, gut aufgenommen von Bischof Sigmund III. von Rechberg. Um St. Gallitag hielten sie daselbst das erste deutsche Capitel. Schon waren ihrer 31 Brüder. C. sandte von da je vier nach Regensburg, Salzburg und anderswohin, den Johann von Plano Carpinis nach Würzburg, und von da gen Mainz, Worms und Speier, und endlich bis Köln. Ihm folgte er selber und kam um Andreä in Würzburg an. Unter den Brüdern, die er sich hier zugesellte, war Rodinger, der geistliche Vater von St. Elsbeth. So sehr ihre Zahl auch wuchs, so waren ihrer doch noch immer zu wenige. Drum mußte C. auf dem nächsten Capitel von Worms 1222 aus den Novizen einen zum Priester weihen lassen, damit er auf die Festtage abwechslungsweise zu Worms und Speier den Gottesdienst versehe. Hier war es auch, wo er den Thomas von Celano zum Curator für Mainz, Köln und Worms, nach Manchen auch für Speier ernannte, und überdies zu seinem Vicar für Deutschland. Er selber kehrte um und fuhr mit mehreren Brüdern wieder gen Spoleto heim. Auf dem Generalcapitel zu Assisi 1223 legte er sein Provinzialat ganz nieder. Für ihn kam nach Deutschland der eben von England heimkehrende Albert von Pisa, später Provinzial für Spanien, 1239 General des ganzen Ordens. Kaum angekommen, hielt dieser Capitel zu Speier 1223. Und schon ernannte er Custoden für Franken, Baiern und Schwaben, Elsaß und Sachsen. Auf letztere Stelle kam der Bruder Johannes a Plano Carpinis, der alsbald Convente in Hildesheim, Braunschweig, Goslar, Magdeburg und Halberstadt aufrichtete. Denn die Brüder waren alle sehr beredt, wie C., auch zumal Johannes, und gewannen durch die Predigten, besonders indem sie das Kreuz verkündigten, viel Gunst beim Volke. Von C. selber erfahren wir nun lange nichts mehr. Aber da der Orden durch den Bruder Elias in ärgste Noth gerathen war, trat ihm als der bedeutendste Mann der ganzen Verbrüderung C. gegenüber, der fromme gerade Deutsche dem gewandten weltklugen Italiener. Man hatte den Elias vom Generalat abgesetzt. Aber seine Geschäftstüchtigkeit schien ihn unersetzlich zu machen. Und seine verstellte Bekehrung half ihm abermals zur höchsten Stelle im Orden. Nun trieb er’s ärger denn zuvor. Die Eiferer für die Regel stellten den C. an ihre Spitze. Denn sein frommer Wandel gab ihm das größte Ansehen. Von ihm hieß die ganze Partei der Strengen Cäsariner. Elias galt bei Gregor IX. ob seiner Gewandtheit alles. Zudem wollte ihn dieser das vermeinte Unrecht, das er erlitten, vergessen machen. Drum durfte er alles wagen. Am meisten mußte C. seinen Zorn büßen. Die Uebrigen verwies er als Aufrührer und Unruhstifter nach allen Winden, C. aber wurde mit schwerem Kerker bestraft. Da blieb er zwei Jahre, erst gefesselt an Händen und Füßen, zuletzt wenigstens der Schellen entledigt. Im strengen Winter (1. April?) 1239 hatte der rohe Kerkermeister aus Versehen die Thür offen gelassen. C. trat ein weniges heraus, um sich an der Sonne zu wärmen. Da wähnte jener, er wolle fliehen, und schlug ihn mit einem Stocke so auf den Kopf, daß er starb. Im Traume erfuhr jetzt Gregor IX. die [685] Unschuld und das Verdienst des Mannes, und setzte nun freilich den Bruder Elias ab. Der Tod des C. hatte der guten Sache wieder Luft gemacht. Am 15. Mai wählte das Capitel zu Rom den genannten Albert von Pisa zum General. Die Partei der Cäsariner dauerte in den fortwährenden Wirren standhaft aus, wenn auch unter großer Bedrängniß. Sie führten eine Art Eremitenleben. Erst mit der Wahl Bonaventura’s zum General, im J. 1254 kam sie zu Frieden und Sieg. C. aber wurde vielfach als Seliger verehrt.

Greiderer, Germania Franciscana I. 11 sqq., wo die Litt. Helyot, Gesch. d. geistl. Orden, 1756. VII. 43–50. Hueber, Menolog. Francisc. 810 sqq. (1. Apr.).
A. Weiß.