Zum Inhalt springen

ADB:Carion, Johannes

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Carion, Johann“ von Alfred Stern in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 781, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Carion,_Johannes&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Carius, Ludwig
Band 3 (1876), S. 781 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johannes Carion in der Wikipedia
Johannes Carion in Wikidata
GND-Nummer 119026376
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|781|781|Carion, Johann|Alfred Stern|ADB:Carion, Johannes}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119026376}}    

Carion: Johann C., geb. 1499 zu Bietigheim i. W., † 1537, studirte in Wittenberg, wurde 1522 als Hofmechanikus des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg nach Berlin berufen, wirkte am dortigen Hofe als Lehrer der Mathematik und Astrolog, wie er auch in der Medicin, deren Doctor-Würde er erhielt, erfahren war. Obgleich von seinem Uebertritt zum Protestantismus nichts bekannt ist, stand er doch mit Luther, Melanchthon, Sabinus auf bestem Fuß. Er war als lustiger Gesellschafter von mächtiger Statur bekannt, und sein Tod scheint durch die Freuden der Tafel beschleunigt worden zu sein. – Seine astrologischen Schriften, die zu seiner Zeit sehr verbreitet waren, sind heute vergessen. Aber seine „Chronica,“ zuerst erschienen 1532, Wittenberg bei Rhaw, erhält seinen Namen. Dieser kurze Abriß der Weltgeschichte, mit der gangbaren Eintheilung in die vier Monarchieen, bis auf die Zeit der Abfassung, wenn auch höchst skizzenhaft fortgeführt, zeichnet sich aus durch ziemlich gute Benutzung der zugänglichen Quellen, nicht zu verachtende Ansätze zur Kritik der Ueberlieferung, vaterländischen Sinn, reines kräftiges Deutsch. Neben den politischen Ereignissen ist auch das Gebiet der Culturgeschichte nicht ganz unberücksichtigt gelassen. Hie und da sind mündliche Berichte hervorragender Zeitgenossen verwerthet. Eingeflochtene Denkverse, moralische Betrachtungen, astrologische Auslassungen trugen dazu bei, das Werk allgemein beliebt zu machen. Ein besonderes Interesse erhält es dadurch, daß das, ursprünglich wol lateinische Ms. von C. dem Melanchthon zur Begutachtung übersandt und von diesem vollständig umgearbeitet und mit zahlreichen Verbesserungen und einigen Zusätzen versehen wurde, von denen sich mehrere unschwer erkennen lassen. Auch die tabula annorum mundi am Schluß rührt von ihm her. Das Werk erlebte zahlreiche Auflagen, Fortsetzungen, von welchen die von Funck besonders bedeutsam, sowie Uebersetzungen in mehrere Sprachen, von welchen die ins Lateinische von H. Bonn beachtenswerth ist. – Historische Vorlesungen, bei denen Melanchthon das Werk zu Grunde legte, veranlaßten ihn, mit Beibehaltung von Carion’s Namen, die Herausgabe eines ganz selbständigen lateinischen „Chronicon“ (1558, 1560) zu beginnen, das von Peucer (1562, 1566) fortgesetzt wurde und sich gleichfalls der größten Verbreitung erfreute.

G. F. Strobel, Miscellaneen litterarischen Inhalts, sechste Sammlung, Nürnberg 1782, S. 139–206 „Von Carion’s Leben und Schriften“. Corpus Reformatorum XII. p. 707–710.