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ADB:Clajus, Johannes

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Artikel „Clajus, Johann“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 270–272, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Clajus,_Johannes&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 03:41 Uhr UTC)
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Clajus: Johann C. (Klaj) ist 24. Juni 1535 zu Herzberg an der schwarzen Elster (jetzt preußische Provinz Sachsen) geboren. Seine Eltern waren geringen Standes und arm, überdies verlor er den Vater früh. Schon war er im Begriff ein Handwerk zu erlernen, als die 1550 errichtete Landesschule in [271] Grimma ihm die Gelegenheit bot seine Anlagen auszubilden. Seine Vaterstadt verlieh ihm die Freistelle, über welche sie verfügen konnte. So wurde er einer der ersten Alumnen der neuen Schule und verdankte dem noch jugendlichen Rector Siber die Ausbildung in der lateinischen Versification, in der er sich bis an sein Lebensende mit Geschick bewegt hat. Dem trefflichen Fürstenschüler fehlten auch die kurfürstlichen Stipendien auf der Universität Leipzig nicht, welche er 1555 bezog. Hier erwarb er sich das besondere Wohlwollen von Joach. Camerarius, der ihn besonders in dem Studium des Griechischen förderte. Schon nach zwei Jahren verließ er die Universität, wol weniger, weil ihm die Mittel zu einem längeren Aufenthalte fehlten, als weil er sich mit einer Landsmännin verlobt hatte und deshalb Selbständigkeit suchte. Melanchthon’s Empfehlung verschaffte ihm eine Lehrerstelle in der Vaterstadt, wo er am 18. Juli 1558 sich verheirathete. Seine Gelehrsamkeit und sein Eifer fanden bei seinen Mitbürgern wenig Anerkennung, weil sie seine niedrige Herkunft nicht vergessen konnten, und deshalb ging er seinen Gönner an, ihm eine andere Stelle zu verschaffen. 1560 wurde er nach Goldberg berufen als Cantor und rückte 1563 in die dritte Stelle auf. Die Schule hatte den durch Trozendorf erworbenen Ruf nicht bewahrt und namentlich in der Strenge der Zucht nachgelassen. Auch C. hatte persönlich unter dieser Zuchtlosigkeit zu leiden. Obschon ihm auch das Lehramt zusagte, namentlich die Lectüre der lateinischen Dichter und der Unterricht in der hebräischen Sprache, der Verkehr mit den Amtsgenossen herzlich war, so machte ihm doch der Zuwachs seiner Familie bei der spärlichen Besoldung eine Verbesserung seiner Lage wünschenswerth. Er hatte in Sachsen eine andere Stelle gesucht, nahm aber 1569 eine Berufung als Rector nach Frankenstein in Schlesien an. Hier scheinen die Verhältnisse unerträglich gewesen zu sein, denn er legte plötzlich sein Amt nieder und ging, der unvermögende Familienvater, nach Wittenberg, um Theologie zu studiren. Durch Unterstützung des Grafen Johann v. Hardeck erhielt er die Mittel nicht blos zu diesem Studium, sondern auch zur Erlangung der Magisterwürde, die ihm auch den Weg zu einem Pfarramt bahnte. Noch einmal versuchte er sich im Schulamte, als der Rath der Stadt Nordhausen ihn mit Empfehlung der Wittenberger Professoren zu dem Rectorate des Stadt-Gymnasiums berief. Gegen Ende des J. 1570 hat er dies Amt angetreten, das ihm mehr behagen mochte als die frühern, aber ihn doch nicht lange fesseln konnte, weil sein Streben nach einem Pfarramt ging. Das erlangte er im Anfange 1573 in Bendeleben bei Frankenhausen, wo er 20 Jahre wirksam gewesen ist. In dem Hause hatte er manche Noth, seine Frau starb 1576 und hinterließ ihm sechs Kinder, die bald darauf geheirathete Hausjungfer starb 1587 und hinterließ drei Kinder und auch aus einer dritten Ehe wurde ihm noch eine Tochter geboren. Auch seine heranwachsenden Söhne machten ihm viel Sorge. Er starb am 11. April 1592 und wurde in der Kirche begraben, wo der Leichenstein sich noch jetzt vor dem Altare findet. C. zeigt sich in seiner litterarischen Thätigkeit als ein echter Zögling der sächsischen Fürstenschulen und als ein begeisterter[WS 1] Anhänger der Reformation und Verehrer Luther’s. Viele seiner Schriften bezwecken religiöse Erbauung; andere sind aus seiner Thätigkeit in der Schule hervorgegangen und haben sich lange behauptet. Seine poetischen Arbeiten sind klar, verständlich, auch geschmackvoll, zeugen aber mehr von sorgfältiger Feile als dichterischer Begabung. Die Zahl derselben ist sehr groß, die meisten sind in elegischem Versmaße geschrieben. Dahin gehören: „Libellus de origine et conservatione scholae Goldbergensis“, 1563, eine Geschichte der Schule unter den verschiedenen Rectoren; „Explicationum anniversariorum evangeliorum libri IV“, 1568 u. ö., ein Erbauungsbuch und in Schulen viel gebraucht, weil sich an die Erzählung der Evangelien Paränesen anschließen; „Variorum carminum [272] libri V“, Görlitz 1568 und 1580 (Buch 4 enthält eine Uebersetzung von Hesiod’s „Werken und Tagen“; „Precationum libri IV“, 1568, Sammlung von Gebeten, z. Th. in lyrischen Vermaßen; „Libri III carminum sacrorum“, 1568, Lebensgeschichte des Heilands und der Heiligen; „Libri VI graecorum poematum“, 1570; „Hieropaediae, i. e. Doctrinarum piarum“ (Epigramme) „ex Evangeliis anniversariis pro pueris libri IV“, 1587; „Mediatationum piarum ex historia passionis Domini libri V“, 1580 u. ö.; „Ecclesiastes Salomonis carmine redditus et enarratus“ 1583 u. ö. Grammatische und pädagogische Schriften: „Grammaticae graecae erotemata“ 1580 und 1606. „Prosodiae libri III apud Latinos, Graecos et Hebraeos“ 1570 u. ö.; „Luther’s Katechismus, deutsch, lateinisch, griechisch und hebräisch“, 1572 u. ö.; „Evangelia anniversaria dominicorum et festorum dierum, germ., lat., graec. et hebr.“, 1576 u. ö.; „Elementa linguae hebraicae pro insipientibus conscripta“ 1573 u. ö.; „Farrago simplicium et primitivarum vocum (latinarum)“, Basileae 1594; endlich die oft aufgelegte „Grammatica linguae germanicae“ die in lateinischer Sprache verfaßt, zunächst andern Nationen die Kenntniß der deutschen Sprache vermitteln sollte. Es war die Frucht zwanzigjähriger Arbeit und treuen Fleißes. Daß er sich noch nicht von den Formen der lateinischen Grammatik frei gemacht, daß er in ihrer Weise die Geschlechtsregeln und die Zeitwörter nach den Endungen ordnet, überhaupt keine Einsicht in das Wesen unserer Sprache hat, kann nicht zum Vorwurf dienen; daß er aber die Bedeutung der Bibelübersetzung und überhaupt der Schriften Luther’s für unsere Sprache erkannte, daß er mit seiner Arbeit die Verbreitung derselben fördern wollte, ist ein unbestreitbares Verdienst. 1578 erschien das Buch zuerst, fand auch in den katholischen Schulen, namentlich bei den Jesuiten Eingang und wurde sogar in das Dänische übersetzt. Die elfte Ausgabe ist noch 1720 in Nürnberg und Prag gedruckt. Vgl. Gottsched’s Krit. Beytr. III. S. 27. Raumer, Der Unterricht im Deutschen S. 27 und Geschichte der germanischen Philol. S. 68. Auch zu einem deutschen Wörterbuche, dessen Grundlage natürlich Luther bilden sollte, hat er gesammelt. Schließlich ist zu erwähnen die satirische Schrift gegen die Alchymie: „Altkumistika, das ist die Kunst aus Mist durch seine Wirkung Gold zu machen“, 1586 u. ö. Der Ackerbau ist es, der hier als Gold am sichersten schaffend verherrlicht wird. Unbegreiflich ist die scharfe Polemik, welche die Schrift hervorgerufen hat.

Biographie von Joh. Eust. Goldhagen, Nordhausen 1751 und dazu eine Nachlese von J. Gottlieb Laurentius in der Sammlung ausgesuchter Stücke der Gesellschaft der freien Künste zu Leipzig (1756) Th. III. S. 111–134. Theod. Perschmann, J. Cl. des Aelteren Leben und Schriften. Nordhausen 1874.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: be-begeisterter