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ADB:Cober, Gottlieb

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Artikel „Cober, Gottlieb“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 369–371, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cober,_Gottlieb&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:09 Uhr UTC)
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Cober: Gottlieb C., einer der besten populär-theologischen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, geb. 10. Juni 1682 zu Altenburg, † 1717, der Sohn eines Steinsetzers Christian C. Nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht und sodann zu Jena Theologie studirt hatte, gab er 1711, 29 Jahre alt, den „Aufrichtigen Cabinet-Prediger“ heraus, den er dem zwölfjährigen Erbprinzen, nachherigen Herzog Friedrich III. von Gotha-Altenburg dedicirte. Das Buch machte ein ungemein großes Aufsehen und wurde besonders vom gemeinen Manne stark gelesen und geliebt, weil es alle Schäden und Gebrechen, auch jene der höchsten Stände freimüthig und schonungslos geißelte. Um so schlechter aber gefiel es den großen Herren und zumal machten sehr böses Blut die Artikel: Der verachtete Prophet im Vaterlande; das gestäupte Recht; die ungeistlichen Geistlichen; der gekrönte Esel; die venerable Diebeszunft u. a. m. Man erklärte den Verfasser für einen Verläumder und Aufhetzer, der sich rächen wolle für vereitelte Wünsche, fehlgeschlagene Hoffnungen und erfahrene Zurücksetzung, und führte zum Beweise [370] dessen besonders die Stelle aus dem Abschnitte „Der verachtete Prophet im Vaterlande“ an, in welcher C. sich folgendermaßen ausgesprochen hatte: „Wie will es nun auf diese Weise mit dir werden? Du hast dirs von Jugend an sauer werden lassen. Bist früh und spat über den Büchern gesessen. Hast bis in das achtzehnte, bis in das zwanzigste Jahr die Schulbänke durchritten. Etliche Jahre von dem Deinen auf Universitäten gelebet. Du hast nun auch schon in die acht, zehn und mehr Jahre auf der Expectantenbank (Lauer) gesessen und dich jährlich examiniren lassen. Siehe nun, wie dich dein Vaterland aufnimmt und deinen Fleiß belohnet. So gar haben die Fremden und Vermögenden die Stipendia und andere Armengelder zum Studiren vor dem Maule hinweggenommen, die dafür auf Universitäten gefressen, gesoffen, getanzet, gefochten, gehuret und sonsten nichts gelernet haben. Wer sind diese jetzt? Der eine stammlet in der Stadt aus der Postillen etwas her. Die anderen sitzen in hohen Ehrenämtern, sind meistens vornehme Herren, hochgeehrte, hochansehnliche und beglückte Leute. Wer bist du? armer Schelm! Du magst alle Stunden immer mit Abraham aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein fremdes Land ziehen. Die Thüre stehet dir offen. Du bist eines armen Mannes Sohn. Deine Weisheit wird daheim wenig gelten. Mit der Wahrheit hast du dir viel Feinde gemacht und daß du das Deine gelernet und nicht jedermanns Schuhhalter seyn willst, viel Neider. Könntest du dich nur tief genug erniedrigen, die Leute flattiren, fein mit dem Frauenzimmer umgehen, fünf gerade seyn lassen, in Compagnie mit oben und unten liegen, wacker trinken und mitmachen, man würde weit mehr von dir halten. So aber hält man dich für sonderbar, hochmüthig und gar für einen Pietisten. Dieses ist dein Glück im Vaterlande. Da wird selten von einem geurtheilet, wie er ist, sondern wie es entweder den Freunden oder Feinden dünket …“ Als Vorbild für seine Schriften wie für sein Herz und Leben diente ihm der zu Kopenhagen am 29. Aug. 1692 als Hofprediger gestorbene Johann Lassenius, und sein Wahlspruch war: Melius est pro veritate pati supplicium, quam pro adulatione beneficium. Die erste Ausgabe des Cabinetspredigers führt folgenden Titel: „Der aufrichtige Cabinet-Prediger, welcher bei abgelegten Visiten hohen und niedrigen Standes-Personen ihre Laster, Fehler und Anliegen nebst dem heutigen verkehrten Welt-Laufe in hundert sententiösen und annehmlichen Discours-Predigten bescheidentlich entdecket, dieselben wohlmeinend warnet, ernstlich ermahnet und kräftig tröstet. Nebst einer Anweisung, wie diese Predigten bei den Sonn- und Festtäglichen Evangelien und Episteln können gelesen und nützlich angewendet werden; ausgefertiget von Gottlieb Cober. Altenburg 1711.“ Weitere Editionen 1721, 1730, 1783 (die beiden letzteren mit Cober’s Bildniß). Neue Auflage von M. H. Lange. 1854. 2 Theile. Außer den bereits angeführten Abschnitten seines Buches – es sind solcher im ganzen 200 – behandelte C. u. a. auch folgende Fragen: Die geschminkte Jesabel. Der lustige Weltbruder. Der zur Hölle taumelnde Trunkenbold. Die gut gemeinten Schläge des Liebhabers. Die Sau mit dem güldenen Haarband. Die liebreizende Hurendame. Der Allermanns-Tadler. Der verkehrte Gelehrte. Das an Nagel gehängte Gewissen. Der faule Gesell. Der erschreckte Susannenbruder. Der mit guter Lehre auf die Akademie ziehende Student. Die geistliche Schlaguhr. Der gesunde Giftfresser. Der getröstete Student. Die Scham verlorene Jungfer. Der getröstete Melancholicus. Der gewinnsüchtige Buchdrucker. Die genothzüchtigte Jungfer Justitia. Der aufgeweckte Kirchenschläfer. Die übel bestellte Schule. Die gewarnte Potiphara. Der christliche Medicus etc. Als andere zum Theil in ähnlichem Geiste geschriebene Schriften Cober’s werden noch angeführt: „Der bewegliche Osterprediger“; [371] „Die Farren der Lippen in beweglichen Morgen- und Abend-Andachten"; „Das ganze Leiden Christi mit geistreichen Passions-Gesängen, heil. Trauer-Arien, mit fröhlichen Siegesliedern“; „Der donnernde Cabinets-Prediger" und „Der in das göttliche Gesetz donnernde Catechismus-Prediger“ (1784).

Kirchen-Gallerie des Herzogthums Sachsen-Altenburg. IX, 42. Gräter’s Iduna und Hermode. 1814. S. 87 ff.