ADB:Derschau, August Egbert von

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Artikel „Derschau, August Egbert von“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 665–666, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Derschau,_August_Egbert_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:16 Uhr UTC)
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Derschau: August Egbert von D., Erzähler unter dem Pseudonym Egbert Carlssen, wurde am 25. August 1845 als Sohn eines hannoverschen Regierungsraths zu Lüneburg geboren. Er absolvirte das Gymnasium zu Lingen, studirte Herbst 1864–68 in Göttingen die Rechte, trieb aber nebenher mit Vorliebe Geschichte und Musik. 1868 bestand er das Staatsexamen, trat im folgenden Jahre in den preußischen Justizdienst, in dem er an den Amtsgerichten Verden und Goslar, dann an den höheren zu Göttingen und in der Heimath Lüneburg verwendet war, mußte jedoch schon mit dem Jahre 1872 wegen körperlicher Leiden ausscheiden. Seitdem hat er, mit historischen Studien und belletristischen Arbeiten beschäftigt, bis zum Tode, der ihn früh, am 12. Juni 1883, zu Dresden traf – erst 1882 war er dahin verzogen – den Musen gelebt; die längste Zeit, 1874–82, hatte er, wohl des milden Klimas halber, in Cannstatt am Neckar gewohnt.

Fast alle litterarischen Erzeugnisse ‚Carlssen’s‘ entstanden unter der Last eines schweren, quälenden Leidens; so muß man die Frische und Kraft seiner Romane bewundern. Carlssen’s sämmtliche prosaepische Veröffentlichungen fanden beim Hervortreten den Beifall der Kritik und einer gezählten, aber auch gewählten Leserschar. Es sind: „Sir John Fenwick“, historische Erzählung (1874); „Die schöne Helena“, „Myladys Geheimniß“, „Die Tochter von Wiedenau“, Roman (1879), „Aus den Lehrjahren eines Strebers“, Roman (1881); „Ein Stadtjunker von Braunschweig“, historische Erzählung (1882), [666] „Degen und Palette“, Roman (1882), schließlich aus dem Nachlasse 1884 gedruckt und als „Erzählungen von Egbert Carlssen. 3. Bd.“ vereinigt: „Der Edelmarder. Roman aus der Gegenwart“ und „Der Doctor aus Batavia. Erzählung“. In diesen beiden, knapp vor dem Tode fertiggestellten Dichtungen legt der Verfasser eine so hervorragende Kunst der Schilderung an den Tag, im Gegenwartsroman eine solche Gewandtheit im Verschlingen und Entwirren der Fäden, in der holländischen Novelle aus dem 17. Jahrhunderte eine derartige Meisterschaft, Land und Leute auf Grund gediegenen Forschens, aber mit dem Blicke des Poeten zu erfassen, daß sie Cabinetsstücke und seine Glanzleistungen genannt werden dürfen. Sein Roman ist kein „Conglomerat von fremdartigen Sehenswürdigkeiten, sondern ein Kunstwerk, in dem sich Phantasie und poetische Schöpferkraft mit Fleiß und sorgfältiger Arbeit zu schönem Ebenmaaß vereinigen“, wie es ihm ja „um seine Kunst heiliger Ernst war“. Trotzdem blieben die feinen Werke dieses vornehmen, unvordringlichen Geistes seit dem Hintritt im ganzen wenig beachtet.

Die citirte Stelle am Schlusse aus Kurt v. Rohrscheidt’s kurzem Nachruf mit Besprechung des Nachlaßbandes, im „Litterar. Merkur“ V, Nr. 7 (15. Januar 1885), S. 93–95. – Vgl. außerdem Brümmer’s Lex. d. dtsch. Dichter u. Pros. d. 19. Jahrh. 4. u. 5. Aufl. I, 251 f.