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ADB:Diecmann, Johann

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Artikel „Diecmann, Johann“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 118–119, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Diecmann,_Johann&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 20:00 Uhr UTC)
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Diecmann: Johann D., † 4. Juli 1720, Dr. theol., Generalsuperintendent der Herzogthümer Bremen und Verden, ein tüchtiger Schulmann, gelehrter und weithin hochangesehener Theolog, geb. zu Stade am 30. Juni 1647 als Sohn des Pastors Jakob D. und Katharina’s, der Tochter des tüchtigen Juristen Hinrich Hinze. Auf der Schule stand er unter dem berühmten Rector J. Ph. Tonsor, studirte 8 Jahr in Gießen, Jena und Wittenberg und wurde schon 1674 Rector des Gymn. illustre in Stade; 14. Februar 1683 Generalsuperintendent. In Stade erlebte er die Belagerung durch lüneburg’sche und münstrische Truppen 1676 und floh vor den Dänen 1712 nach Bremen, so daß er 1712–15 ohne Amt war, 1715 bestätigte ihn die neue hannoversche Regierung als Generalsuperintendent. D. hatte fest an der schwedischen Herrschaft gehalten. Mit seiner Ehefrau Sophie Ursula Rager hatte er 14 Kinder, von denen ihn 9 überlebten. Die Nachweise über sein Leben finden sich bei Pratje A. u. N. 12. S. 193 ff., wo auch seine Schriften, fast sämmtlich Gelegenheitsschriften mit gelehrtem Apparat, aufgezählt sind, und bei H. W. Dieckmann, im Stader Schulprogramm 1858. – D. war streng antikatholisch [119] und die münsterischen katholischen Versuchungen zwangen ihn zur Opposition; den Reformirten gegenüber war er, überhaupt eine höchst humane Natur, geneigt die Gleichheiten vor den Unterschieden anzuerkennen, so daß er selbst den Angriffen, als sei er Kryptocalvinist, nicht entging. Er war ein eifriger Freund von Johann Arndt’s „Wahrem Christenthum“ und schrieb dazu die bekannte Vorrede, deren wegen er des Pietismus beschuldigt wurde. Er hielt dafür, daß das Christenthum erbauen und Liebe verbreiten, nicht streiten solle, im 17. Jahrhundert eine hohe Seltenheit. Die Stader Bibelausgaben besorgte er, weil die Bibel in seinem Sprengel fast nirgend zu finden war. So ein Segen für seinen Bezirk in geistlicher Wirksamkeit, war er zugleich ein tüchtiger Orientalist und Vorläufer der germanistischen Philologie. Er beschäftigte sich eifrig mit dem Glossarium des Rhabanus Maurus, das er druckfertig hatte, ohne einen Verleger zu finden. Sein Enkel hat es nachher für 50 Thaler an Dr. Baumgarten in Halle verkauft. Pratje l. c. S. 220. Nur eine Probe davon („Specimen Glossarii Msti. Latino-Theotisci, quod Rhabano Mauro etc. inscribitur, illustrati“) ist nach seinem Tode 1721 mit Anmerkungen Dietrichs von Stade gedruckt.