ADB:Diffené, Heinrich Christian

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Artikel „Diffené, Heinrich Christian“ von Friedrich von Weech in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 695–696, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Diffen%C3%A9,_Heinrich_Christian&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:45 Uhr UTC)
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Diffené: Heinrich Christian D., Fabrikant, wurde am 27. November 1804 als Sohn des Wirths Zum silbernen Schlüssel in Mannheim, Johann Daniel D., geboren. Nachdem er eine gründliche wissenschaftliche Vorbildung auf dem Lyceum seiner Vaterstadt erhalten und sich zu Hause und durch längeren Aufenthalt im Auslande für den kaufmännischen Beruf vortrefflich vorgebildet hatte, begründete er ein selbständiges Geschäft, das er erfolgreich betrieb. Bei seiner Vermählung mit Babette Sauerbeck (28. August 1831) vereinigte er dasselbe mit dem Geschäft seines angesehenen und wohlhabenden Schwiegervaters und wurde so der Begründer der Weingroßhandlung Sauerbeck & Diffené. Der Hebung und Förderung dieses Geschäftes gehörte in den nächsten Jahren seine Kraft in erster Reihe. Aber bald wurden seine Mitbürger auf seinen sicheren Blick und seine bedeutende Arbeitskraft aufmerksam und suchten diese Eigenschaften für die Allgemeinheit nutzbar zu machen, zunächst indem sie ihn zum Mitglied der Handelskammer wählten. In dieser Eigenschaft war D. unausgesetzt für die Interessen Mannheims thätig, dessen commerzielle Bedeutung er frühzeitig erkannte und in jeder Weise zu fördern bemüht war. Er ging dabei von dem Gedanken aus, daß es sich zuvörderst darum handle, die eigene Kraft der Stadt und ihres Handelsstandes aufs äußerste anzuspannen. In diesem Sinne nahm D. hervorragenden Antheil an der Mannheimer Dampfschleppschifffahrts-Gesellschaft, der Badischen Schifffahrts-Assekuranz, deren Vorsitzender er viele Jahre hindurch war, der Badischen Bank, deren Gründungscomité er angehörte, und der Mannheimer Börse. Als Mannheim das schon seit langer Zeit gewünschte Handelsgericht erhielt, wurde D. bei der erstmaligen Besetzung desselben zum Handelsrichter ernannt. Er gehörte auch dem Gemeinderath an und war in dieser Eigenschaft nicht nur mit Eifer und Erfolg an der städtischen Verwaltung betheiligt, [696] sondern er vertrat auch die Interessen der minderbemittelten Classen durch Vermehrung und Verbesserung der gemeinnützigen Anstalten der sich immer mehr ausdehnenden Handelsstadt. Im J. 1852 wurde D. zum Oberbürgermeister seiner Vaterstadt gewählt und war während der neun Jahre, in denen er dieses Amt innehatte, ohne Unterlaß bemüht, allen Anforderungen gerecht zu werden, welche das ihm übertragene Ehrenamt mehr als je an ihn stellte. Von größeren Unternehmungen, welche in die Zeit seiner Amtsführung fallen, sei besonders des Umbaues des Theaters und der Errichtung eines Wasserwerkes Erwähnung gethan. Die Wahl zum Präsidenten der Handelskammer lehnte er mit Rücksicht auf die vielen auf ihm lastenden Geschäfte, die Berufung in die Erste Kammer im Hinblick auf seine vorübergehend sehr angegriffene Gesundheit ab. Als er sich wieder erholt hatte, versagte er sich nicht, als ihm die Wähler des Mannheimer Wahlbezirks ein Mandat zum Zollparlament übertrugen; er nahm an dessen Verhandlungen eifrigen Antheil. Von seiner Studienzeit am Gymnasium her behielt er die Liebe zur classischen, besonders zur römischen Litteratur, deren vornehmste Autoren er noch in seinen letzten Lebensjahren gerne las. Durch häufige Reisen, die ihn außerhalb Deutschlands nach Frankreich, England, Italien und Spanien führten, nahm er neue Eindrücke und Anregungen in sich auf und erweiterte auf allen Gebieten des Lebens seinen Gesichtskreis. Mit besonderer Freude pflegte er die Musik. Er war selbst ein tüchtiger Cellist und wirkte eifrig bei Kammermusik-Aufführungen mit, zu denen er in seinem Hause einen größeren Kreis von Musikfreunden vereinigte. Obwol in den Traditionen der classischen Musik aufgewachsen, verschloß er sich doch nicht den Compositionen neuerer Meister; unter ihnen war ihm besonders Johannes Brahms sehr lieb geworden. Die Armen und Nothleidenden hatten an ihm einen werkthätigen Gönner. Seiner evangelischen Kirche war er in treuer Gesinnung anhänglich und für ihre Interessen während langer Jahre als Mitglied der Kirchengemeindeversammlung thätig. Für die Bedürfnisse der Kirche hatte er stets eine offene Hand. Letztwillig hat er noch eine namhafte Summe zu Stipendien für Studirende der Theologie bestimmt. Die letzten Lebensjahre Diffené’s waren durch manche Schicksalsschläge getrübt, am schmerzlichsten durch das Ableben seiner Frau am 17. December 1869. Er überlebte sie noch 14 Jahre. D. starb am 11. November 1883. Auch in unserer raschlebigen Zeit ist sein Andenken in seiner Vaterstadt in Ehren erhalten. Denn viele Spuren seines Wirkens leben in manchen Einrichtungen fort, welche ihm ihre Entstehung oder Förderung verdanken.

Badische Biographien 4, 82 ff.