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ADB:Diez, Katharina

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Artikel „Diez, Katharina“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 694–695, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Diez,_Katharina&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 09:44 Uhr UTC)
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Band 47 (1903), S. 694–695 (Quelle).
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Diez: Katharina D., bekannte Dichterin, wurde am 2. December 1809 (nicht 1810) zu Netphen, einem Dorfe bei Siegen in Westfalen geboren, wo ihr Vater als Rentmeister lebte, und verlebte hier auch den größten Theil ihrer Kindheit und Jugendzeit. Nach dem Tode ihrer Eltern fand sie bei ihrer Schwester Elisabeth, verehelichten Grube (s. A. D. B. IX, 785), in Düsseldorf eine zweite Heimath und ihr schon frühzeitig entwickeltes dichterisches Talent frische Anregung. Im J. 1846 zog sie nach Berlin zu einer anderen Schwester, kehrte aber schon nach zwei Jahren zur Schwester Elisabeth zurück und blieb mit ihr bis zu deren Tode vereint, theils in Düsseldorf, theils in dem angrenzenden Derendorf wohnend. Die Königin Elisabeth von Preußen erwirkte der ihr empfohlenen, häufig von schweren Krankheiten heimgesuchten Dichterin eine kleine Pension und ernannte sie 1864 – trotzdem sie nur bürgerlicher Herkunft war – zur Ehrenstiftsdame des adeligen Stiftes Kappel bei Lippstadt. Auch die deutsche Schillerstiftung glaubte sich zur Unterstützung der begabten Dichterin verpflichtet. Diese verließ nach dem Tode ihrer Schwester (1871) Düsseldorf und zog in ihr Heimathdorf Netphen, wo sie am 22. Januar 1882 starb.

Katharina D. war eines jener poetischen Talente, die weder meteorgleich am Himmel der Dichtung erscheinen, noch eigene große Bahnen wandeln, die aber redlich gestrebt und treulich zur Entfaltung der Litteratur beigetragen haben. „Ihren Ruf als Dichterin, der sich vor Jahrzehnten noch einer weiten Verbreitung erfreute, hat sie vorwiegend ihren epischen Dichtungen zu verdanken; aber doch waren ihre lyrischen Productionen jenen überlegen, und in ihren episch angelegten Gedichten waren es immer die lyrischen Ergüsse, welche als Glanzpunkte hervorgehoben zu werden verdienten. Ja, die epischen Gedichte vergessen fast immer ihre Aufgabe und schweifen in solchem Maße ins Lyrische hinüber, daß nicht die handelnden Personen ihre Empfindungen und Gefühle in lyrischen Ergüssen aussprechen, sondern daß die Dichterin mit dem Ausdruck ihrer eigensten Empfindungen die Personen und deren Handlungen begleitet. Freilich sind diese Stellen immer vortrefflich, gedankenreich, zart, von großer Innigkeit, in blühender Sprache, in fließenden und wohllautenden Versen dargestellt, so daß man sie nur mit Befriedigung lesen kann; aber wenn man deshalb die Dichterin auch lieb gewinnt, so muß man sich doch bei kalter Prüfung gestehen, daß dieses Hinüberschweifen in das subjectiv-lyrische Gebiet die epische Dichtung als solche zerstört.“ Die Epen „Die heilige Elisabeth von Ungarn, Landgräfin von Thüringen“ (1845), „Dichtungen nach dem alten Testamente“ (1852), welche „Hagar“, „Ruth“ und „Abrahams [695] Opfer“, das letztere in dramatischer Form, darbieten, „Joseph. Gedicht nach dem alten Testament“ (1855) und „Agnes Bernauer. Gedicht“ (1857) tragen denn auch alle jene Vorzüge und Mängel, wenn gleich zugestanden werden muß, daß das letzte Gedicht einen wesentlichen Fortschritt der Dichterin bekundet und Partien von großer Schönheit enthält. Auf rein lyrischem Gebiet veröffentlichte Katharina D. mit ihrer Schwester Elisabeth die beiden Sammlungen „Liederkranz“ (1842. Neue Ausg. u. d. T.: „Gedichte“, 1857) und „Wiesenblumen von der Sieg und Feldblumen vom Rheine“ (1847) und allein den Sonettenkranz „Biblische Frauen“ (1864). Zu diesen Arbeiten gesellen sich dann eine Reihe von Jugendschriften, ferner „Frühlingsmärchen“ (1851), welche Willibald Alexis mit einem empfehlenden Vorwort versah, „Neue Märchen aus Wald, Feld und Wiese“ (1854), die an die ähnlichen Gebilde des Gustav zu Putlitz erinnern, die Erzählungen „Onkel Martin“ (1859), „Toms. Aus dem Dorfleben“ (1860), „Eine Jugendfreundschaft“ (1861), das Lebensbild einer deutschen Fürstentochter „Stephanie, Königin von Portugal“ (1864), die Erzählung in Briefen „Nach Mexiko und zurück in die Heimath“ (1868) und die Romane „Editha“ (II, 1867) und „Heinrich Heine’s erste Liebe“ (1870). Schließlich sind noch die beiden Dramen, „Jephtha’s Opfer. Trauerspiel“ (1875) und „Frithjof. Schauspiel“ (1879) zu erwähnen, Von denen das letztere auf der Hofbühne in Sigmaringen mit Glück und Erfolg aufgeführt wurde.

Karl Schrattenthal in: Hausfrauen-Zeitung. Wochenschrift, hrsg. von Friedrich Dörner. Jahrg. 1882, S. 107 ff. – Europa. Wochenschrift. Jahrg. 1882, S. 228. – Heinrich Kurz, Geschichte der neuesten deutschen Litteratur, Bd. 4, S. 406.