ADB:Dingelstedt-Lutzer, Jenny von (2. Artikel)

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Artikel „Dingelstedt-Lutzer, Jenny“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 725–726, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dingelstedt-Lutzer,_Jenny_von_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 16:02 Uhr UTC)
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Dingelstedt: Jenny D.-Lutzer[WS 1], die Gemahlin Franz Dingelstedt’s, war vor ihrer Verheirathung eine der gefeiertsten deutschen Bühnensängerinnen, deren Berühmtheit derjenigen Henriette Sontag’s kaum nachstand. Sie wurde als die Tochter eines wohlhabenden Tischlermeisters am 4. März 1816 in Prag geboren und erhielt schon frühzeitig Gesangsunterricht. Um sie durch Cicimara ausbilden zu lassen, zog der Vater für einige Zeit nach Wien. Später nahm sie in Prag bei Mad. Zomp-Teyber Gesangsunterricht. Schon bei ihrem ersten Auftreten in einem Concert in Prag im J. 1829 erregte sie durch ihre brillante Coloratur und ihre glockenreine Stimme Aufsehen. Ihr erstes Debut auf der Bühne zu Prag erfolgte am 12. Mai 1832 als Helene in der Oper „Das Fräulein am See“. Bald wurde sie neben der Podhorsky der Liebling des Prager Publicums. Besonders glanzvoll war ihr Auftreten als Norma; sie riß mit dieser Leistung das Publicum zu begeistertsten Beifallsstürmen hin. Es war daher ein harter Schlag für die Prager Bühne, als sie sich im J. 1836 entschloß, einen Ruf an die Wiener Hofoper anzunehmen. Am 6. Juni 1837 nahm sie bei einem vollen Haus und unter anhaltendem Applaus Abschied von den Pragern, die sie bei ihrer Wiederkehr zu einem Gastspiel im J. 1839 aufs neue mit Jubel begrüßten. In Wien bezog sie das hohe Jahresgehalt Von 16 000 fl. C.-M. Auch hier wurde sie bald der Star des alten Kärnthnerthortheaters und so beliebt, daß man ihr bei ihrem Abschied von der Bühne im J. 1844 eine Medaille mit der Umschrift überreichte: „Der Kunst unersetzlich, den Wienern unvergeßlich“. Dieser Abschied erfolgte infolge ihrer Verheirathung mit Dingelstedt, der sie während ihres Gastspieles in London kennen gelernt hatte und ihr im Herbste 1842 [726] nach Wien nachreiste. Erst nach Ueberwindung von allerlei confessionellen und anderen Hindernissen konnte die Vermählung in Wien am 27. April 1844 vollzogen werden. Dingelstedt’s Frau verließ die Bühne für immer und folgte ihm in seine verschiedenen Stellungen nach Stuttgart, München, Weimar und nach Wien, wo sie in der Nacht vom 2. zum 3. October 1877 starb. Dingelstedt verehrte seine Gattin, die Mutter seiner Kinder, bis zur letzten Stunde und besang sie in einer langen Reihe von Liebesliedern. Sie verdiente diese seine Zuneigung, „denn sie wurde dem Angefeindeten und viel Geschmähten als Freundin, als Braut und Gattin eine starke und treue Stütze“.

Vgl. Almanach d. Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger. Hrsg. von Ernst Gettke. 7. Jahrg. 1879. Berlin o. J., S. 127–128. – Deutscher Bühnen-Almanach, 42. Jahrg. Hrsg. von A. Entsch. Berlin 1878, S. 130–131. – Julius Rodenberg, Heimatherinnerungen an Franz Dingelstedt und Friedrich Oetker. Berlin 1882, S. 141–147; – ders., Franz Dingelstedt. Blätter aus seinem Nachlaß. Mit Randbemerkungen. Berlin 1891. Bd. I, S. 204–214; Bd. II, 12–31. – Oscar Teuber, Geschichte d. Prager Theaters. III. Theil. Prag 1888. (Register.)


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 19 ein weiterer Artikel.