ADB:Dingler, Gottfried
[240] Vater, ein Leineweber, war aus Plöningen[1] in der Nähe von Stuttgart nach Zweibrücken gezogen; er selbst wurde gleich seinen vier Brüdern für den Handwerkerstand bestimmt, erhielt aber durch Verwendung eines höhern Beamten, der in dem Knaben ungewöhnliche Fähigkeiten entdeckte, eine Lehrlingsstelle bei dem Apotheker Hahn zu Oppenheim am Rhein, wo er mit außerordentlichem Fleiße an seiner Ausbildung arbeitete. Er bekleidete sodann 1793–95 eine Stelle in der preußischen Feldapotheke zu Minden in Westfalen, conditionirte ferner in Schmalkalden und Nürnberg und ließ sich im J. 1800 selbständig als Apotheker in Augsburg nieder. Hier wurde die Bekanntschaft mit dem berühmten Kattundruckfabrikanten v. Schüle entscheidend für seine weitere Laufbahn. Die Kattundruckerei beruhte damals auf reiner Empirie; D. sah ein, daß durch Anwendung der chemischen Wissenschaft auf diesen Industriezweig nicht nur die darin üblichen Verfahrungsarten sicher geregelt und ökonomisch vortheilhafter ausgeführt, sondern auch ganz neue Producte zu Stande gebracht werden könnten. Um seinen Gesichtskreis und seine Erfahrungen zu erweitern, reiste er 1804 nach Mülhausen im Elsaß, wo die Kattundruckereien kräftigen Aufschwung nahmen. Nun mit dem Standpunkte und den Bedürfnissen der Druckerei gründlich vertraut, kam er nach Augsburg zurück und errichtete dort (1806) unter der Firma Dingler & Arnold eine Fabrik chemischer Producte, welche er später für alleinige Rechnung fortsetzte. In den J. 1809–10 verweilte er aufs neue und fast beständig in Mülhausen, sich hauptsächlich mit dem Türkischrothfärben der Baumwolle beschäftigend, welchen neuen Industriezweig er nach Augsburg verpflanzte. Seinem chemischen Geschäfte gab er 1815 eine größere Ausdehnung und es gelang ihm, seinen Präparaten, namentlich verschiedenen Zinnbeizen etc., in großem Umkreise Ruf und Absatz zu erwerben. Den später unternommenen Fortbetrieb einer in Stillstand gekommenen Kattundruckerei, die er mit vielen Verbesserungen versah, mußte er wegen unzureichender eigener Geldmittel wieder aufgeben. Im J. 1845 zog er sich von den Geschäften gänzlich zurück. Schon seit 1806 wirkte D., abgesehen von mancherlei praktischen Erfindungen im Fache der Färberei und Zeugdruckerei, auch litterarisch zur Förderung dieser Gewerbe. Es erschienen von ihm: „Journal für die Zitz-, Kattun- oder Indiennendruckerei etc.“, 2 Bde. 1806–7; „Neues Journal für die Indiennen- oder Baumwollendruckerei etc.“, 4 Bde. 1815–17; „Beschreibung mehrerer Dampfapparate zum Kochen und Heizen“, 1818; „Magazin für die Druck-, Färbe- und Bleichkunst“, 3 Bde. 1818–20. Zu Buchner’s Uebersetzung von Bancroft’s englischem Färbebuch (1817–18) und zu Schulte’s Uebersetzung von Vitalis’ Grundriß der Färberei (1824) hat D. bedeutende Zusätze beigetragen. Seine Hauptthätigkeit aber nahm die Herausgabe des 1820 begonnenen „Polytechnischen Journals“ in Anspruch, welches er bis 1831 allein, dann bis 1840 unter Mitwirkung seines Sohnes redigirte, von da an aber ganz in die Hände des letzteren legte.
Dingler: Johann Gottfried D., Dr. phil., technischer Chemiker; geb. zu Zweibrücken am 2. Januar 1778, † in Augsburg 19. Mai 1855. Sein- Vgl. Dingler’s Polytechnisches Journal Bd. 138. S. 396–400.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 240. Z. 1 v. o. l.: Plieningen (statt Plöningen). [Bd. 55, S. 889]