ADB:Durand, Friedrich August

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Artikel „Durand, Fried. Aug.“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 474–475, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Durand,_Friedrich_August&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:37 Uhr UTC)
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Durand: Fried. Aug. D., Schauspieler, von Goethe gebildet, geboren 7. März 1787 zu Medzibor, † 12. Febr. 1852 zu Weimar. D. war der Sohn des herzogl. braunschw.-öls’schen Amtsverwalters Joh. Christ. Aumann und wurde nach dem Besuch des Gymnasiums in Oels zum Supernumerarius der königl. Kammeraccise und Zolldeputation in Kalisch, am 1. Nov. 1805 zum Extraordinarius bei der Ostrower Provinzialinspection ernannt. In Folge der 1808 ausbrechenden Revolution entfloh er nach Leipzig, begann dort von neuem seine juristischen Studien, die er aber nach kurzer Zeit wieder aufgab, um sich aus Liebe für die schöne Tänzerin Wilhelmine Dunst dem Theater zu widmen. An Anlagen fehlte es ihm nicht, hatte er doch schon in seiner Jugend im Verein [475] mit gleichgesinnten Schulgenossen eine Liebhaberbühne begründet, auf der er die willkommene Gelegenheit wahrnahm, sein nicht gewöhnliches Nachahmungstalent leuchten zu lassen. So debutirte er denn 1810 bei Günther in Magdeburg, folgte seiner Angebeteten, die er 1811 heirathete, zu Petermann und Nuth und wurde endlich am 1. Jan. 1812 auf des Erbprinzen Veranlassung durch den geheimen Hofrath Kirms für das weimarische Hoftheater engagirt. Zunächst nur gering beschäftigt, erhielt er nach Wolf’s Abgang dessen Repertoir und erfüllte zum Theil Goethe’s vorahnende Worte „D. wird uns Wolf ersetzen“. Von seiner ersten Frau wieder geschieden, vermählte sich D. am 5. Mai 1818 mit der Hofschauspielerin Ernestine Engels (eigentlich Engel), einer ihrerzeit geschätzten Darstellerin komischer Alten († 24. Juni 1845 zu Weimar). 1823 zum Regisseur ernannt, gab er seine Functionen als solcher nach 3 Jahren wieder auf, um erst 1829 die gleiche Stellung von neuem einzunehmen. Am 5. December 1845 erhielt er die goldene Civil-Verdienst-Medaille, damals noch eine höchst seltene Auszeichnung. D. starb in Folge wiederholter Schlaganfälle, 65 Jahre alt. Als Künstler verdankt er seine Bedeutung namentlich Goethe, der sich sehr für ihn interessirte und lange Zeit seine Partien eingehend mit ihm durchging. Edel im Ausdruck, suchte er zu idealisiren, was ihm einige Zeitgenossen als Kälte vorgeworfen haben. Früher als Liebhaber und Held leistete er später als Heldenvater in älteren Charakterrollen Treffliches. Sein Organ war fast schöner als das Wolf’s, sein Benehmen gewandt. Zu den Rollen, die er am besten zur Darstellung brachte, gehören Enrico (Albaneserin), Macduff (Macbeth), Sigismund (Leben ein Traum), Präsident Lamoignon (Urbild des Tartuffe), Vetter, Hofmarschall (Geh. Agent), der höfliche Mann, alte Klingsberg, auch Faust und Tasso, als welcher er am 27. März 1832 den bekannten, auf Goethe’s Tod sich beziehenden Epilog vortrug. An seinem Sarge wurde ihm das Lob gesprochen: „Klarheit und Tiefe in der Auffassung, Wahrheit und Treue, Feinheit und Würde in der Darstellung, etwas Edles in seiner ganzen Erscheinung, waren Eigenschaften, die ihn weit über das Gewöhnliche erhoben.“

Neuer Nekrolog XXX. S. 111–115; Gotthardi, Weimarische Theaterbilder aus Goethe’s Zeit. Jena und Leipzig 1865. Bd. II. S. 100 ff.; Unser Planet, Blätter für Unterhaltung. 1832. Nr. 150 u. 156. (Der in Pasqué’s: Goethe’s Theaterleitung in Weimar. Leipzig 1853. II, 202 mitgetheilte Brief Brühl’s an Goethe kann sich nicht auf D. beziehen.)