ADB:Pasqué, Ernst

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Artikel „Pasqué, Ernst“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 758–760, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pasqu%C3%A9,_Ernst&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:13 Uhr UTC)
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Pasqué: Ernst Heinrich Anton P., darstellender Künstler, Musiker und Dichter, wurde am 3. September 1821 in Köln geboren, empfing seinen Unterricht in dem dortigen wohl renommirten Institut der Gebrüder Schuhmacher und ging mit 17 Jahren, um sich dem Studium des Gesanges und der Bühne zu widmen, nach Paris. Hier wurde er Schüler seines kölnischen Landsmanns Lütgen, Capellmeisters an der Kirche Notredame de Lorrette, später des berühmten Delsart und 1842 in das Pariser Conservatorium aufgenommen, in welchem er der Classe Pomhard’s, des ehemaligen graziösen Sängers der Komischen Oper, angehörte. Seine Fahrten und Erlebnisse in der französischen Hauptstadt hat P. später in seinem Buche „In Paris. Heitere Geschichten aus den Lehrjahren eines Sängers“ (II, 1872) erzählt [759] und auch in seinem größeren Roman „Drei Gesellen“ (IV, 1869; 2. Aufl. 1872) verwerthet. In Paris lernte P. 1843 auch Konradin Kreutzer kennen, der sich des jungen, angehenden Sängers mit einer wahrhaft väterlichen Liebe annahm und auch bis kurz vor seinem Tode mit ihm in regem brieflichen Verkehr blieb. Kreutzer war es auch, der das in P. schlummernde Talent zu fabuliren weckte, und schon damals dichtete P. den Text zu einer Oper „Meister Martin und seine Gesellen“ (nach E. T. A. Hoffmann’s Erzählung), die Kreutzer in Musik zu setzen beschloß. Letzterer veranlaßte P. auch nach Deutschland zurückzukehren, und unter seiner Leitung debütirte dieser am 9. Mai 1844 in Mainz als „Jäger“ im „Nachtlager von Granada“. Im Sommer d. J. zog P. mit der Mainzer Oper unter Remy und K. Kreutzer nach Gent in Belgien, gastirte in Aachen und trat dann ein Engagement an der Hofbühne in Darmstadt an, wo er mit einigen Unterbrechungen – wie 1846 in Leipzig, 1848–49 in Amsterdam und 1854 in London – bis zum Jahre 1855 als Sänger wirkte und während dieser Zeit auch seine „Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Darmstadt von 1559 bis 1710, nach Urkunden“ (1850–54) und seine „Frankfurter Musik- und Theatergeschichte“ (1852; 2. Aufl. 1872) schrieb. Daneben begann er mit dem Jahre 1845 seine Dichtungen von Operntexten, und wurden deren bis 1882 zweiundzwanzig von den bedeutendsten Musikern (K. Kreutzer, David, Lassen, Hiller, Rietz, Hochstätter, Abert, Schindelmeißer u. A.) componirt und aufgeführt. Im Sommer 1855 übernahm P. die Leitung der deutschen Oper in Amsterdam, ging 1856 als Opernregisseur unter Franz Liszt und Franz Dingelstedt nach Weimar und kehrte 1859 nach Darmstadt zurück, wo er, nunmehr der Bühne entsagend, die Stelle eines Oekonomieinspectors am Hoftheater einnahm. Nach dem Brande des letzteren (1871) und nach dem bald darauf erfolgten Directionswechsel übernahm P. provisorisch die Leitung der großherzoglichen Hofbühne und wurde dann 1874 auf sein Ansuchen pensionirt. In dieser zweiten Darmstädter Periode beginnt nun Pasqué’s schriftstellerische Thätigkeit auf dem Gebiet der Erzählung und des Romans, die er auch nach seinem Uebertritt in den Ruhestand mit ungeschwächten Kräften bis zu seinem Tode fortsetzte. Wir zählen nicht weniger als 40 verschiedene Werke, von denen besonders hervorzuheben sind „Das öde Haus“ (1862; 2. Aufl. 1882), „Die Komödianten-Hexe“ (III, 1866), ein Nachtstück, das ursprünglich von einem französischen Litteraten als dessen Originalarbeit veröffentlicht wurde, „Der Goldengel von Köln“ (IV, 1867), „Das Haus zur goldenen Rose“ (III, 1874), „Der Grenadier von Pirmasens (1875), „Die Primadonna“ (III, 1879), „Auf dem Dom-Krahnen“ (1884; neue Ausg. 1906), „Das Dombaufest zu Köln“ (1881; 2. Aufl. 1901), „Die Mühle im Wisperthal“ (III, 1883), „Das Glück des Drei-Königenhauses“ (IV, 1882), „Die Vagabunden“ (III, 1886), „Es steht ein Baum im Odenwald“ (1891; 3. Aufl. 1905) u. a. Alle diese Arbeiten vereinigen kunstvollen Aufbau mit feiner Charakterzeichnung und tiefer Gefühlsinnigkeit. Von sonstigen Schriften wären noch zu erwähnen „Goethes Theaterleitung in Weimar“ (II, 1863), „Vierzig Jahre aus dem Leben einer musikalischen Zeitung (1843–83)“ und endlich die in den Jahren 1868–83 für das Viktoria-Theater in Berlin geschriebenen zehn Volksmärchen und Ausstattungsstücke, die mehrere hundert Aufführungen erlebten. Nach seiner Pensionirung zog sich P. in sein selbstgeschaffenes, waldumrauschtes Heim in Alsbach an der Bergstraße zurück, wo er am 20. März 1892 starb. Er war ein Autodidact im vollen Sinne des Worts, ein Mann ohne Prätension, der alles seiner eigenen Kraft verdankte und darum immer der Bescheidene blieb.

[760] Persönliche Mittheilungen. – Die neue Welt. Illustrirtes Familien-Journal, 3. Jahrg. 1883, S. 24. – O. G. Flüggen, Biograph. Bühnen-Lexikon, 1892, S. 237.