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ADB:Eberl, Anton

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Artikel „Eberl, Anton“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 572–573, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eberl,_Anton&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 07:43 Uhr UTC)
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Eberl: Anton E., namhafter Componist und Clavierspieler, geb. zu Wien 13. Juni 1766, gest. daselbst 11. März 1807. Wiewol er schon als Knabe starke Neigung zur Musik verrathen und durch sein Talent Aufmerksamkeit erweckt hatte, widmete er sich doch auf Veranlassung seines Vaters, eines reichen Beamten, philosophischen und besonders rechtswissenschaftlichen Studien. Er stand bereits vor dem Examen, als er plötzlich von allen Mitteln sich entblößt sah, in Folge dessen er nun seinen eigenen Wünschen Raum geben zu dürfen glaubte und ganz zur Musik überging. Zu einem tüchtigen Clavierspieler hatte er sich inzwischen schon herangebildet, auch manches componirt; unter anderm hatte er bereits in seinem 16. Jahre zwei Opern, „Die Zigeuner“ und „Die Modehändlerin“, auf die Bühne am Kärnthnerthore gebracht und mit der letzteren sogar Gluck’s Beifall errungen. Auch Mozart wirkte freundschaftlich anregend auf den jungen Künstler, der nun, da er ganz der Musik angehören konnte, vor allem gründlichen Studien des Tonsatzes sich hingab, woran es ihm bis dahin noch sehr gefehlt haben soll. Nachdem er in verschiedenen großen Städten Deutschlands mit Beifall gespielt und 1796 ein Melodrama, „Pyramus und Thisbe“, auf das Wiener Hoftheater gebracht hatte, erhielt er noch in demselben Jahre einen Ruf als Capellmeister nach Petersburg, wo er eine Oper für das deutsche Theater, mehrere [573] Symphonien für die Hofconcerte, eine Cantate und verschiedene Claviersachen schrieb. Nach etwa fünfjährigem Aufenthalte daselbst kehrte er nach Wien zurück und brachte dort noch im Juli 1801 eine Oper, „Die Königin der schwarzen Inseln“, zur Aufführung, welche aber bald von der Bühne verschwunden zu sein und nur sehr bedingten Beifall gefunden zu haben scheint: der (nach Wieland bearbeitete) Text ließ alle Bühnenkenntniß vermissen; an der Musik lobte man zwar manche glückliche Erfindung, glänzende Idee und interessante Einzelnheiten, machte ihr aber nicht minder Ueberladung und unmäßige Längen, Absicht auf Effect, Vernachlässigung des Gesanges, geschmacklose Behandlung der Worte etc. zum Vorwurf (Allgem. Mus. Ztg. III, 785, 798). Darauf unternahm E. 1806 wieder eine große Kunstreise durch Deutschland, auf welcher er in Berlin, Leipzig, Prag, Mannheim, Frankfurt als Clavierspieler sich hören ließ und seine Compositionen aufführte. Als Clavierspieler fand er ziemlich einstimmige Anerkennung; er besaß viel Feuer, wodurch er die Zuhörer begeisterte und fortriß, große glänzende Fertigkeit, große Kenntniß des Instruments und seiner Wirkungen. Getheilter blieben die Meinungen über seine Compositionen, welche zwar viel gepriesen, aber auch scharf getadelt wurden (z. B. Allgem. Mus. Ztg. VIII, 540). Durchschnittlich fand man sie geistvoll, durchdacht und reich an Schönheiten, aber auch nicht selten überladen, grell und verworren in der Modulation, nicht frei von der Absicht durch Neuheit zu frappiren, wiewol durchaus nicht original und selbständig. Gegenwärtig sind alle Meinungsdifferenzen über ihren Werth in das allgemeine Urtheil aufgegangen, daß E. zwar nicht zu den großen, doch aber zu denjenigen Künstlern gehört, die bei ihren Zeitgenossen lebhaftes Interesse erregt und Anspruch, auch von den Nachkommen gekannt zu sein, sich erworben haben.

Seine gedruckten sowol als auch handschriftlich nachgebliebenen Werke findet man bei Gerber, in der Allgem. Mus. Ztg. und bei Fétis aufgezählt. Die gedruckten betragen 27 Opera und sind hauptsächlich Claviersachen, Sonaten und Variationen, von denen einige (Sonate in Cmoll Op. 1; Variat. über „Bei Männern welche Liebe fühlen“, Op. 3; „Zu Steffen sprach im Traume“, Op. 5) eine Zeit lang unter Mozart’s Namen umliefen. Außerdem kleinere Clavierstücke, einige Trios (Op. 8 und 36), Quartette (Op. 13 u. 18), 2 Clavierconcerte (Op. 32 und 40) eine Cantate „La gloria d’Imeneo“ (Op. 11), eine Symphonie und Serenate (Op. 35 und 37) etc. Handschrift geblieben sind seine Opern („Die Zigeuner“; „Die Modehändlerin“; „Die Hexe“; „Graf Balduin von Flandern“; „Die Königin der schwarzen Inseln“), verschiedene Clavierwerke, Symphonien, Kammerwerke, Clavierstücke. Seine Claviersachen verlangen einen sehr tüchtigen Spieler. – Von Person wird E. übereinstimmend als gebildet und von feinem Benehmen, liebenswürdig und durchaus anspruchslos geschildert.

Sein Nekrolog Allgem. Mus. Ztg. IX, 423.