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ADB:Egardus, Paulus

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Artikel „Egardus, Paulus“ von Eduard Alberti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 655–656, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Egardus,_Paulus&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 15:50 Uhr UTC)
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Egardus: Paulus E. (latinisirt aus Eggers), Theologe, von einem seiner Biographen der cimbrische Johann Arndt genannt, war geboren in den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts im Flecken Kellinghusen im Herzogthum Holstein und starb 1655 während der Fastenzeit in Nortorf. Er soll nach Johannes Moller’s Cimbria litterata. worin über E. in bibliographischer Hinsicht vollständiger gehandelt ist als in biographischer, der Sohn des Organisten in Kellinghusen gewesen sein. Nach einem der Kieler Universitätsbibliothek gehörigen [656] Manuscript vom Pastor Valentiner (Versuch, die Reihe der Prediger in Schleswig und Holstein vollständig zu machen), war E., der gegen Ende der neunziger Jahre des 16. Jahrhunderts Diaconus an der St. Marienkirche in Rendsburg geworden sein wird, von dem J. 1600 an gleichzeitig Rector daselbst bis 1610, wo er als Pastor nach Nortorf in der Rendsburger Propstei kam. In demselben Manuscript ist auch das obenerwähnte Jahr seines Todes, das in Moller fehlt, angegeben. Phil. Jak. Spener, der von 1679–1683 theils in Frankfurt a. M. theils in Gießen in 3 Bänden einen großen Theil der erbaulichen Schriften Egard’s wieder auflegen ließ, nennt ihn in der Vorrede „einen weiland unverdächtigen, vortrefflichen und geistreichen Lehrer“. Moller zählt 22 in deutscher Sprache und 4 lateinisch geschriebene Abhandlungen und Tractate des E. auf. Die Mehrzahl hat einen praktisch erbaulichen Zweck und die Titel einzelner erinnern an die bekannten Bücher von Johann Arndt. In einer Schrift tritt E. als Vertheidiger Arndt’s auf. Denselben vertheidigte er auch in einem Schreiben an P. Dankwarth, Pastoren in Husum. Eine von E. verfaßte deutsche Epistel über Johann Engelbrecht aus Braunschweig und dessen Revelationen ist dieses letzteren „Wahrhaftiger Geschichte und Gesichten“ angehängt. Uns Modernen will als Curiosum erscheinen, daß E. über das im J. 1639 im nördlichen Schleswig in der Nähe von Tondern gefundene sogen. goldene Horn eine Schrift edirte unter folgendem Titel: „Theologische und schriftmäßige Gedanken und Auslegung über das wunderbahre köstliche und kunstreiche güldene Horn Christiani V., erwählten Printzen in Dänemark, zu dem Ende herausgegeben, daß Gottes wunderbahre Werke erkandt und viele Menschen gebauet und gebessert werden“ (1642). Jedenfalls erreichte E. mit seinen Conjecturen über den berühmten alterthümlichen Fund seinen erbaulichen Zweck nicht bei allen Lesern, unter andern nicht bei Hermann Conring, der sich in den Conringianis epistolicis p. 171 einigermaßen wegwerfend dahin äußerte: Quis enim sine nausea sustineat ejusmodi ineptias legere?