ADB:Ehlers, Otto
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Ehlers: Otto E., Reiseschriftsteller, geboren am 31. Januar 1855 zu Hamburg, † im September 1895 bei der Durchquerung des englischen Neu-Guinea. Als Sohn einer begüterten Familie erhielt E. eine Bildung, die ihn ohne besonderen Beruf auf ein behagliches Leben vorbereitete: Jurist und Corpsstudent, Einjähriger bei den Königshusaren, Gutsbesitzer in Pommern, Sportsmann; 1887 trat er mit Carl Peters in Verbindung, ging nach Ostafrika, wo er einige kleinere Reisen ausführte. Als er im Juni 1888 mit Hans Meyer und Purtscheller in Sansibar zusammengetroffen war, wurde er durch den Plan, den Kilimandscharo zu besteigen, angeregt, sich dasselbe Ziel zu setzen; er gelangte, zuerst von dem Amerikaner Abbott begleitet, im November von der Nordseite her bis auf eine Höhe jenseits von 5000 m, die aber nicht dem eigentlichen Firngipfel des Kilimandscharo angehört, wie E. in den Geogr. Mitth. von 1889 voreilig gemeldet hatte. Dieser Versuch als Forschungsreisender aufzutreten, fiel also nicht glücklich aus; E. hat ihn bis zu seinem letzten verhängnisvollen Marsch nicht wiederholt, suchte fortan seinen Ruhm mehr auf der litterarischen Seite. Nach längerem Aufenthalte in dem Dschaggagebiete kam er 1889 mit Geschenken des Häuptlings Mandara nach Berlin zurück, brachte die Gegengeschenke zu Mandara und begleitete Wißmann nach Mpapwa. 1890 trat E. eine große Reise durch Indien, Hinterindien und Südchina an, die er in drei Reisewerken „An Indischen Fürstenhöfen“ (1894), „Im Sattel durch Indochina“ (1894) und „Im Osten Asiens“ (1896) beschrieb. 1893 nach Berlin zurückgekehrt, beschäftigte er sich mit der Frage der Zähmung des afrikanischen Elefanten, wußte dafür auch Colonialfreunde zu interessiren und Mittel zu gewinnen. Zu Vorstudien begab er sich neuerdings nach Indien und in das Brahmaputragebiet. Nach einem Besuche Samoas faßte er den Plan, Neu-Guinea zu durchqueren und zwar von der Bayernbucht auf der deutschen nach dem Papuagolf auf der britischen Seite. Nach vielen Schwierigkeiten, die die wahrscheinlich nicht umsichtig organisirte Expedition zu überwinden hatte, ging sie beim Versuch, einen Fluß zu übersetzen, auf britischem Gebiet zu Grunde. Zuerst sollte E. mit seinem europäischen Begleiter durch Scheitern eines Flosses ertrunken sein, später gelangte die Nachricht an die Küste, daß Bakoleute, die ihn begleiteteten, ihn erschossen hätten. – E. war unter den deutschen Reiseschriftstellern seiner Zeit eine besondere, hervortretende Erscheinung. Elegant, gewandt, geistreich, witzig, mit einem lebhaften Sinn für für das Praktische, für die Gesellschaft, Wirthschaft, Politik, war er zum Feuilletonisten höheren Stiles wie gemacht, wäre aber bei seinen vielseitigen Erfahrungen, seiner Menschenkenntniß, seiner Energie und seinem bei manchen Gelegenheiten bewiesenen Muthe, vielleicht ebenso befähigt gewesen, eine überseeische Colonie zu leiten. Ehlers’ politische Urtheile sind oft von großem Scharfsinn; in Korea und Samoa hat er die Ereignisse weit vorausgesehen. Seine Klippe als Reiseschilderer ist die Oberflächlichkeit; trotzdem er sehr scharf beobachtete, stand ihm eine blendende Bemerkung, ein Witz oft höher als die einfache Wahrheit. Seine Bücher sind wegen ihrer glänzenden Darstellung viel gelesen worden (sein erstes Buch erlebte vier Auflagen), ihr Erfolg war aber nicht tief. Man wird E. immerhin zu den Schriftstellern rechnen dürfen, die den Sinn für Colonial- und Weltpolitik in Deutschland wecken halfen. Außer den genannten Büchern hat E. noch „Samoa, die Perle der Südsee, à jour gefaßt“ (1896) herausgegeben, eine Sammlung von Feuilletons der Täglichen Rundschau. Das erste Buch Ehlers’ war ein Band Gedichte „Kornähren“ gewesen.
- Biographie u. Bildniß in der D. Rundschau für Geographie 1896. Bildniß und autobiographische Daten auch in „An Indischen Fürstenhöfen I“, [283] Nachruf Paetel’s in „Im Osten Asiens“. Ueber den Tod Ehlers’ Deutsche Colonialzeitung.