ADB:Elmendorf, Wernher von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Elmendorf, Wernher von“ von Elias von Steinmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 59, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Elmendorf,_Wernher_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:04 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 6 (1877), S. 59 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand November 2010, suchen)
Wernher von Elmendorf in Wikidata
GND-Nummer 11863156X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|59|59|Elmendorf, Wernher von|Elias von Steinmeyer|ADB:Elmendorf, Wernher von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11863156X}}    

Elmendorf: Wernher v. E., ein thüringischer Caplan, dichtete im 12. Jahrhundert auf Veranlassung des Propstes Dietrich von Heiligenstadt und mit Benutzung der Bibliothek desselben eine deutsche Tugendlehre, die leider nicht vollständig uns erhalten ist. Die Tugend besteht seiner Ansicht nach darin, daß man Ehre und daß man Vortheil sich erwerbe und beide mit einander in Harmonie zu bringen verstehe. Es hätte für einen Geistlichen näher gelegen, die Vorschriften für ein tugendhaftes Leben der Bibel und den kirchlichen Schriftstellern zu entnehmen: Wernher aber entlehnt die von ihm aneinandergereihten und ausgeführten Sentenzen nur classischen Autoren, von denen er Salust, Cicero, Seneca, Terenz, Juvenal, Ovid, Horaz, Lucan, Boethius, einmal sogar den Xenophon nennt; es ist wahrscheinlich, daß er die Aussprüche der genannten Verfasser wenigstens nicht alle direct aus den Quellen sich zusammensuchte, sondern sie bereits in irgend einer Form gesammelt vorfand. Als Grund für seine Beschränkung auf classische Schriftsteller gibt er an, daß die Lebensregeln derselben um so schwerer ins Gewicht fallen würden, als sie Heiden gewesen und doch verständiger gesprochen und gehandelt hätten als jetzt die Christen; vielleicht auch würde er für seine Definition von Tugend nicht die passenden Vorschriften in der Bibel gefunden haben, zumal er nicht selten für seine Zeit und seinen Stand zu merkwürdig freien Ansichten sich bekennt, insbesondere über das Eigenthum Aeußerungen fallen läßt, die ein stark communistisches Gepräge an sich tragen.

Zeitschrift für deutsches Alterthum 4, 284–317.