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ADB:Elsner, Joseph

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Artikel „Elsner, Joseph“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 70–71, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Elsner,_Joseph&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 06:43 Uhr UTC)
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Elsner: Joseph E., thätiger Componist und Musikdirector, Sohn eines Tischlers und Instrumentenmachers zu Grottkau in Schlesien, geb. daselbst am 1. Juni 1769, † zu Warschau 1854. Die erste Nahrung scheint seine Musikliebe in der Familie des Rectors der Grottkauer Stadtschule, Spielvogel, empfangen zu haben, und als er nach Breslau kam, um dort die Schule zu besuchen, wurde er seiner schönen Stimme wegen 1781 Discantist an der Dominicanerkirche, fungirte später auch häufig als Sänger und Violinist am Theater. Auch componirte er während seines ungefähr 10jährigen Aufenthaltes zu Breslau recht fleißig, wenn auch noch dilettantisch und ohne gründlichere Kenntniß vom Tonsatze. Doch fanden seine Versuche hinlänglichen Beifall, um den Entschluß, die Musik ganz zu seiner Lebensaufgabe zu machen, in ihm zur Reife zu bringen. Er legte also die medicinischen Studien, für die er eigentlich bestimmt war, bei Seite und wurde, nachdem er in Wien durch guten Umgang und fleißige Partiturstudien sich musikalisch weitergebildet hatte, zuerst 1791 Violinist am Theater in Brünn und war dann 1792–99 Musikdirector in Lemberg. Hier componirte er verschiedene Opern und Schauspielmusiken („Die seltenen Brüder oder die vier Zauberkugeln“; „Der verkleidete Sultan“; „Iskahar“; „Tidney i Tumma“; „Die Amazonen“; Zwischenacte zu „Maria Stuart“; Chöre etc. zu „Lanassa“), ferner 4 Symphonien, Quartette, Sonaten, Cantaten u. a. m. Im Jahre 1799 kam er nach Warschau als Musikdirector, zuerst an das deutsche, nachher auch an das polnische Theater, gründete 1815 mit der Fürstin Zamoiska einen Verein für Vocal- und Kirchenmusik und wurde, nachdem er 1820 das Theater verlassen hatte, im folgenden Jahre Director und Lehrer der Composition am neugegründeten Warschauer Conservatorium. In dieser Stellung verblieb er bis zur Auflösung desselben 1830, zog sich dann ins Privatleben zurück, producirte bis zu seinem Tode aber noch eine große Menge Tonwerke. Als Componist zu seiner Zeit beliebt, ist er jetzt so gut wie vergessen; seine Arbeiten waren auch mehr für den Moment als für die Dauer. Er schrieb fließend, angenehm, mit geschickter Behandlung der Stimmen und Instrumente, dabei leicht faßlich und bequem ausführbar, ohne gerade durchaus oberflächlich zu sein. Seine Opern machten mehr äußeren Effect als innere Wirkung und Aehnliches gilt auch von seinen Kirchenwerken. Die Zahl seiner Compositionen ist sehr ansehnlich, Verzeichnisse derselben geben Hoffmann im Schlesischen Tonkünstlerlexikon (bis 1827) und Fétis, Biogr.; die Leipziger Allgem. Mus.-Ztg. enthält eine Menge Berichte über ihn und seine Arbeiten. In Warschau componirte er noch etwa 25 Opern (in polnischer Sprache), verschiedene Opernscenen und andere dramatische Musiken. Außerdem setzte er eine Reihe von Kirchenwerken mit und ohne Orchester, Messen, Gradualien, Offertorien, Vespergesänge, ungefähr 30 Opera, auch eine Passion; ferner zahlreiche Instrumentalmusiken verschiedener Gattungen, desgleichen Lieder und andere Gesänge. Auch schrieb er eine kleine Abhandlung: „In wie weit ist die polnische Sprache zur Musik geeignet“, abgedruckt in Kotzebue’s Freimüthigem 1803, Nr. 122 und in der Leipziger Allgem. Mus.-Ztg. Bd. XXIII. Nr. 40; desgleichen soll er für die Schüler des Conservatoriums eine Schrift über Rhythmus und Prosodie im Polnischen verfaßt haben. Sein Wirken in Warschau war von gutem Erfolge für die Verbesserung der polnischen Musikzustände und des Geschmackes begleitet. Persönlich war er geachtet; die Freimaurerloge zu Warschau, deren Meister er längere Zeit [71] hindurch gewesen, ließ sein Bildniß lithographiren, Boguslawsky schrieb seine Biographie (s. Hoffmann a. a. O.).