ADB:Erlach, Franz Ludwig von
[221] Zeit des dreißigjährigen Krieges, da die Eidgenossenschaft, selbst durch Parteiungen zerrissen, ihre neutrale Stellung zu behaupten und ihre Grenzen zu vertheidigen hatte. Man zählte nicht weniger als 144 Gesandtschaften, die er ausgerichtet haben soll, so nach Baden zur Beschwörung des Bundes mit den Markgrafen (1612), nach Ensisheim zur Vermittlung von Unruhen (1614), nach Turin zum Herzog von Savoyen (1617), an den französischen Hof (1622 etc.), nach Graubünden zur Beilegung der dortigen Parteiwirren (1625). Wie sein Vetter Johann Ludwig durch sein Feldherrntalent bekannt, ebenso als Staatsmann im Rathe, auf eidgenössischen Tagsatzungen und an fremden Höfen durch seine Klugheit, Welterfahrung und Einsicht ausgezeichnet, hob er mächtig den Ruhm seines Hauses. Berühmt ist er auch durch die Zahl seiner Kinder, von zwei Frauen hatte er 35 Kinder, wie sein Grabdenkmal in der Kirche zu Spietz bezeugt. Erst nach seinem Tode (1651) wurde sein Ruf durch einen langen und widrigen Proceß angetastet.
Erlach: Franz Ludwig von E., Schultheiß von Bern, geb. 1575, gest. 1651. Er war der Großsohn des Schultheißen Hans Rudolf v. E., des reichsten Berners seiner Zeit, war Freiherr zu Spietz, zu Bümplitz und zu Oberhofen, wurde 1604 Schultheiß zu Burgdorf, 1610 Mitglied des Kleinen Rathes und 1619 Schultheiß zu Bern und Haupt der Republik, einer der Angesehensten und Einflußreichsten in den schweizerischen Staatsgeschäften in der äußerst schwierigen- v. Tillier, Geschichte des Freistaates Bern, Band IV. Stettler, Genealogie im Manuscript. L. Lauterburg im Berner Taschenbuch, Jahrg. 1853.