ADB:Erlach, Rudolf Ludwig von

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Artikel „Erlach, Rudolf Ludwig von“ von Emil Blösch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 222–223, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Erlach,_Rudolf_Ludwig_von&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 14:11 Uhr UTC)
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Erlach: Rudolf Ludwig von E., im J. 1749 in Bern geboren. Nach einer theils im französischen Kriegsdienste, theils in seiner Vaterstadt ziemlich toll verlebten Jugend trat er 1785 in den Großen Rath, wurde bald darauf zum Landvogt nach Lugano erwählt. 1791 wurde er Stadtmajor in Bern, d. h. Commandant der Garnison, und 1796 Schultheiß zu Burgdorf. Hier traf ihn 1798 der Einfall der französischen Armee in die Schweiz und die Berner Revolution. Mit Feuereifer, in Ermangelung eines Trommelschlägers selbst die Trommel rührend, sammelte er das Volk der Umgegend zum Landsturm und zum Zuge nach Bern, entging indessen, als diese Stadt gefallen war, wie so viele Andere, nur mit Mühe der Wuth seiner eigenen Leute, welche sich verrathen wähnten. Sobald die Reaction gegen die helvetische Regierung sich regte, trat er wieder hervor, stiftete 1801 einen Verein altgesinnter Schweizer zur Wiederherstellung der Eidgenossenschaft, stellte sich im Sommer 1802 an die Spitze des bewaffneten Aufstands, zog im August nach Solothurn, und vertrieb am 19. September die helvetischen Behörden aus Bern, das er zu beschießen begann. Hierbei zeigte er jedoch gerade im entscheidenden Augenblicke einen solchen Mangel an Besonnenheit, daß er plötzlich alles Ansehen und allen Einfluß verlor. [223] Er ward zurückgesetzt durch andere Führer der Partei, gab 1805 selbst die Mitgliedschaft im Großen Rathe auf und starb 1808 einsam auf seinem Landgute bei Bern. Neben seiner Thätigkeit als Beamter, in welcher er großen Eifer, aber auch viel Ungestüm bewies, und neben seinem Auftreten als Agitator und militärischer Führer, hat er sich auch als Schriftsteller versucht. Im Sinne der damaligen französischen Philosophie schrieb er 1788: „Code du bonheur“ in 6 Bänden, der Kaiserin Katharina von Rußland gewidmet; 1791: „Précis des devoirs d’un souverain“ und andere politisch-philosophische Schriften, mit viel Geist und Belesenheit, aber mit wenig Klarheit und wenig Erfolg.

v. Tillier, Geschichte der helvetischen Republik. L. Lauterburg im Berner Taschenbuch, Jahrgang 1853. Stettler’s Genealogie, Manuscript.