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ADB:Etzel, August von

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Artikel „Etzel, Franz August von“ von Maximilian Jähns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 402–403, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Etzel,_August_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 18:51 Uhr UTC)
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Etzel: Franz August Oetzel, später O’Etzel und dann von Etzel, preußischer Generalmajor, entstammte einer irischen Adelsfamilie und wurde am 19. Juli 1783 zu Bremen geboren, wo sein Vater eine Tabaksfabrik besaß. Zum Director der königl. preußischen Tabaksfabrik in Schwedt berufen, siedelte der Vater nach Preußen über; da indessen noch vor Antritt seines Amtes König Friedrich II. starb und die Tabaksregie aufgehoben wurde, erhielt er die Stellung des Packhofsinspectors und Waarenästimateurs in Potsdam. Franz August, von dem erbetenen Eintritt in die Ingenieurakademie als Bürgerlicher zurückgewiesen, studirte, um unter allen Umständen unabhängig zu sein, das Apothekerfach, sowie das Bergfach in Berlin und demnächst in Paris, wo Alexander v. Humboldt ihn kennen lernte. Diesen begleitete er 1805 nach Neapel, erlebte hier den großen Vulkanausbruch und war bei den auf dem Vulkan stattfindenden Barometermessungen thätig. Zu Fuß, mit dem Mineralogenhammer in der Hand, reiste E. dann nach Oberitalien, gewann in Genua das Wohlwollen Jérôme Napoleon’s und hatte dem die Gunst zu verdanken, auf einem französischen Kriegsschiffe nach Toulon befördert zu werden. Von hier kehrte er nach Paris und im Frühjahr 1806 über Holland und Hamburg nach Berlin zurück. Demnächst promovirte E. in Wittenberg zum Doctor der Philosophie und wurde im Farbenlaboratorium der königl. Porzellanmanufactur angestellt. Die Occupation der gesammten administrativen Branchen des Staates durch die Franzosen veranlaßte E. zum Austritt aus dem Dienste; er bestand die Staatsprüfung als Apotheker „vorzüglich“ und etablirte sich in Berlin. Aber die mercantile Seite des Berufes sagte ihm nicht zu, und in der Stille beschäftigte er sich mit militärischen Studien, stiftete mit Jahn, Friesen, v. Vietinghoff u. A. einen Fechtboden und eine Schwimmanstalt, verkaufte 1809 die Apotheke und folgte mit mehreren Freunden dem Zuge Schill’s bis Wittenberg. Die Elbe war aber schon gesperrt, und so war E. genöthigt, umzukehren. Im J. 1810 trat E., obgleich schon seit drei Jahren verheirathet, als Avantageur in das brandenburgische Ulanenregiment und wurde am 6. Februar 1812 ohne vorhergegangenes Offizierexamen zum Secondlieutenant befördert. Mit Auszeichnung wohnte er mehreren kleinen Gefechten, der Schlacht an der Katzbach und der Schlacht bei Möckern bei. Wiederholt that er sich im Einzelkampf hervor und führte mit außerordentlicher Geschicklichkeit und Vorliebe die Lanze. Für namhafte Einwirkung auf das Gefecht bei La-Chaussée erhielt E. das Eiserne Kreuz und nach der Schlacht von Laon wurde er zu Blücher’s Hauptquartier commandirt und machte in diesem die Schlacht von Paris mit. Hier zog er Müffling’s Aufmerksamkeit auf sich und dieser beauftragte ihn nach dem Friedensschlusse mit topographischen Arbeiten am Rhein. 1815 war er Augenzeuge der Militärrevolte zu Lüttich und wurde als solcher nach Wien geschickt, um dem Könige Bericht zu erstatten. Zur Armee zurückgekehrt, fand C. seine Ernennung zum Generalstabsoffizier vor, befand sich bei Ligny und Belle-Alliance in Gneisenau’s nächster Umgebung und fungirte zu Paris als Platzmajor des von den Preußen besetzten Theiles der Stadt. Nach Beendigung der beiden Feldzüge, in denen E. 10 Schlachten, 16 großen Gefechten und 52 Scharmützeln beigewohnt und 16 Mal zum persönlichen Kampfe genöthigt worden war, trat er in das zu Coblenz errichtete militärisch-topographische Bureau zur Aufnahme der Rheinprovinzen ein, welches Müffling leitete. E. empfing den Auftrag, vom linken Rheinufer aus ein Hauptdreiecksnetz durch ganz Deutschland bis zum Riesengebirge zu legen. Er blieb in dieser Thätigkeit auch, als er 1820 dem zum Chef des Generalstabs ernannten Müffling nach Berlin folgte und zugleich den Lehrstuhl für Terrainlehre und Militärgeographie an der allgemeinen Kriegsschule einnahm. Im J. 1831 ging der Major v. E. mit Gneisenau nach Posen und [403] wurde mit den Geschäften eines Generalquartiermeisters der vier vereinigten Armeecorps betraut; 1832 wurde er Mitglied der Immediatcommission für Errichtung einer Telegraphenlinie von Berlin nach Coblenz und in der Folge ganz mit der Ausführung dieses schwierigen Werkes beauftragt. Er erfand eine neue Methode der optischen Correspondenz, arbeitete die erforderlichen Wörterbücher aus und wurde nach Vollendung der Linie zu deren Director ernannt. Bald jedoch ergriff E. mit allem Eifer die Keime der elektromagnetischen Telegraphie, für deren Entwicklung und Einführung in Preußen er dann den Anstoß und die wesentlichsten Gesichtspunkte gab. Leider hemmte sein rüstiges Wirken im J. 1846 ein Schlagfluß, kurze Zeit nachdem ihn der König durch Anerkennung seines Familienadels erfreut hatte. Zwar überwand E. die Folgen jenes ersten Anfalles und wurde noch im Dienste 1847 zum Generalmajor befördert; 1848 aber sah er sich doch veranlaßt, den Abschied zu nehmen, und am 26. December 1850 endete eine Wiederholung des Schlages sein Leben. – Talentvoll, arbeitskräftig, wissensreich und heiter war E. eine allgemein beliebte Persönlichkeit und ein geschätzter Schriftsteller. Er schrieb: „Erdkunde für den Unterricht“, 3 Theile, Berlin (Dümmler) 1817–22. „Terrainlehre“, Berlin (Herbig) 1819 (9. Band der „Handbibliothek für Offiziere“), 3. Aufl. 1850. An Karten gab E., abgesehen von den Beilagen zu seiner Erdkunde, heraus: „Atlas von hydrogr. Netzen“ in 16 Bl., Berlin 1823, 2. Aufl. 1829. „Gewässerkarte von Deutschland“ in 9 Bl., Berlin 1824. Gemeinschaftlich mit Karl Ritter edirte er: „Karten und Pläne zur allgemeinen Erdkunde“, 3 Hefte von Afrika, Berlin 1825–31, 4 Hefte von Asien, ebd. 1833–43. Mehrere Jahre lang war E. Director der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin.

Nekrolog von Blesson in der Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges, 1852, 7. Heft.