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ADB:Falke, Johannes

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Artikel „Falke, Johannes“ von Johannes Heinrich Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 552, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Falke,_Johannes&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:41 Uhr UTC)
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Band 6 (1877), S. 552 (Quelle).
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Falke: Johannes F., Historiker, geb. 10. April 1823 zu Ratzeburg, † 2. März 1876. Auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt vorbereitet, bezog er die Universität Erlangen, um Theologie zu studiren, übernahm später eine Hofmeisterstelle in dem Hause des Botanikers v. Martius in München und gelangte dadurch in Kreise, die seiner Neigung zur Poesie und seinem schon auf der Universität fleißig getriebenen Studium der Geschichte eine vielseitige Anregung gewährten. Im J. 1855 trat er in die Zahl der Beamten des Germanischen Museums zu Nürnberg, zu denen damals sein Bruder Jakob, Bartsch, Barack, v. Eye, Burckhardt, Reinh. Bechstein und J. H. Müller gehörten. Schon im J. 1856 verband er sich mit dem letzteren zur Herausgabe der Zeitschrift für deutsche Culturgeschichte und 1859 und 1860 erschien sein erstes größeres Werk, die „Geschichte des deutschen Handels“, das von seiner Fähigkeit, ein weitschichtiges Material lichtvoll zu gruppiren und geistvoll darzustellen, sofort ein treffliches Zeugniß gab. F. schrieb es demselben zu, daß er 1862 an das Hauptstaatsarchiv zu Dresden berufen wurde, an dem er bald darauf die Stellung des Staatsarchivars erhielt. Hier entstand zunächst (1870–71) eine kurze „Geschichte der Hansa“, die in der deutschen National-Bibliothek von Ferd. Schmidt erschien. Dann bot ihm das Hauptstaatsarchiv reiches Material zu verschiedenen Abhandlungen, namentlich über sächsisches Steuerwesen in mittlerer und neuerer Zeit, welche in dem Archiv für sächsische Geschichte, den Mittheilungen des sächsischen Alterthumsvereins, der Leipziger Zeitung (wissenschaftliche Beilage) und der Tübinger Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft veröffentlicht wurden. Im J. 1868 löste er die von der fürstl. Jablonowski’schen Gesellschaft zu Leipzig gestellte Preisaufgabe: „Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirthschaftlicher Beziehung“, die als der XIII. Band der Schriften dieser Gesellschaft herausgegeben ward. Fast gleichzeitig – die Einleitung ist vom September 1869 datirt – erfolgte: „Die Geschichte des deutschen Zollwesens, von seiner Entstehung bis zum Abschluß des deutschen Zollvereins“. Auch eine Geschichte der Preise ward bald darauf vollendet, ist indessen nicht erschienen, da F. seine Untersuchungen über diesen Gegenstand noch einmal einer sorgfältigen Revision zu unterziehen gedachte. Wie gründlich er namentlich gerade diese Frage, die bekanntlich in neuerer Zeit eine vermehrte Aufmerksamkeit, vor allem in Oesterreich, beansprucht hat, ins Auge faßte, davon zeugen seine auf Veranlassung der sächsischen Regierung ausgearbeiteten Preistabellen, die auf der Wiener Weltausstellung eine verdiente Berücksichtigung fanden; mit ganz besonderer Vorliebe hatte sich sein Studium überhaupt der Nationalökonomie zugewandt; diese in ihrer historischen Entwicklung nach allen Richtungen hin zu durchdringen, galt ihm schließlich als seine Lebensaufgabe. Kleinere Arbeiten, die auch in engerem Rahmen seine Beherrschung des Gegenstandes bekunden, veröffentlichte er in der neuen Folge der Zeitschrift für Culturgeschichte 1872–75, aber das Zusammenfassen seiner Studien in einem größeren Hauptwerke, wie es seine Absicht war, ward dem fleißigen Forscher nicht mehr vergönnt. Mit den Vorarbeiten zu einer deutschen Culturgeschichte, die mit dem Fues’schen Verlag in Leipzig vereinbart war, beschäftigt, erlag er einem schmerzhaften Krebsleiden, dessen tödtlichem Ausgange er mit Standhaftigkeit entgegensah. F. starb in der Vollkraft seiner Thätigkeit, ein Charakter von seltener Reinheit, strebsam und von edler Einfachheit des Herzens.