ADB:Favrat, François André de

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Artikel „Favrat, François André de, Jaquier de Bernay“ von Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 589–590, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Favrat,_Fran%C3%A7ois_Andr%C3%A9_de&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 07:41 Uhr UTC)
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Favrat: François André de F., Jaquier de Bernay, geb. 4. Sept. 1730 in Savoyen, † 5. Sept. 1804 als königl. preuß. General der Infanterie und Gouverneur der Festung, Stadt und Grafschaft Glatz, Ritter sämmtlicher preußischer Orden. So zu sagen ein Condottiere des 18. Jahrhunderts, welcher (in französischem, spanischem, österreichischem und preußischem Dienst) 10 Schlachten, 74 Gefechte, 12 Belagerungen, 2 Festungsvertheidigungen mitgemacht hat, 14 Mal verwundet wurde, in den Kriegspausen mannigfaltige Kenntnisse einsammelte auf weiten Reisen, und zu der sehr geringen Zahl Officiere gehört, welche Friedrich d. Gr. ein zweites Mal in seinem Heere anstellte. Volontair-Capitän in der Umgebung des Prinzen von Lothringen am 4. December 1757, prophezeite F. mit Freimuth die nahebevorstehende Niederlage (Leuthen). Cabalen belohnten F. für dieses und anderes, was er dem Hause Oesterreich zu leisten bemüht gewesen. F. bot, 1758, dem Preußenkönig „seinen Degen und seinen Eifer“ an. Der König erprobte F. als Capitän in seinem Gefolge und gab ihm nach dem Gefecht bei Liebau (21. Mai 1759), wo F. sich ganz besonders hervorgethan, eine Compagnie bei den „Freitruppen“. Im Dec. 1759 gerieth F. mit dem Finck’schen Corps in Gefangenschaft, nachdem er seinen Posten, Falkenhain bei Maxen, vom Morgen bis zum Abend mit unerschütterlichem Muth gegen zehnfache Ueberzahl vertheidigt hatte. Von diesem wackern Verhalten erhielt der König genaue Kunde, und ließ sich demgemäß Favrat’s Auswechslung sehr angelegen sein. Sie erfolgte aber erst 1761 mittelst Freigebung eines in Magdeburg befindlichen österreichischen Majors, dessen Schwester [590] Hofdame der Kaiserin Maria Theresia war. F. erwarb sich im Feldzug 1762 durch erneut glänzende Tapferkeit das Majorspatent und ein hohes Lob in des Königs hinterlassenen Kriegsberichten (Oeuvres T. V. 122). Bei der Heeresverringerung 1763 wurde F., der „Freibataillonist“, bei einem Garnison-Regiment untergebracht. Hiermit unzufrieden, forderte und erhielt er 1769, nach wiederholten Bitten, seinen Abschied. F. kehrte zum Touristenleben zurück, besuchte den Orient, blieb aber mit Friedrich d. Gr. in brieflich fortdauernder Verbindung. Ein königliches Schreiben, welches F. bei seiner Heimkehr, in Venedig, erhielt, veranlaßte ihn, statt sich österreichischerseits reactiviren zu lassen, in preußischen Dienst zurückzutreten. Der König nahm F. anfänglich wieder in seine Suite auf, stellte ihn sodann aber (dem früheren Dienstalter angemessen und wunschgemäß) bei einem Linien-Regiment an; auch beförderte er F. noch 1786 (6. März) zum Generalmajor. F. wurde von diesem Monarchen allzeit hochgeschätzt wegen seines streng militärischen Pflicht- und Ehrgefühls, seiner felsenfesten Energie, scharfen Beobachtungsgabe und geistreichen Unterhaltung. Die chemischen Experimente, mit denen F. sich in der kleinen Garnison Stargardt belustigte, veranlaßten den König, F. als „Goldmacher“ zu necken. Im J. 1792 zum Generallieutenant aufgerückt, befehligte F. im Feldzug 1794, gegen die Polen, mit Ruhm und Einsicht. Die Ernennung zum Gouverneur von Glatz und zwei Orden zeichneten ihn dafür aus. Am 20. Mai 1801 erfolgte die Beförderung zum General der Infanterie. Von Favrat’s Schriften ist nur eine veröffentlicht: „Beiträge zur Geschichte der polnischen Feldzüge 1794–96“ (1799. Mit 1 Karte). Ein mehreres über diesen bei den Zeitgenossen, einer hervorragenden Körperkraft und unübertrefflichen Tapferkeit halber berühmten Mann: Berliner Militär-Kalender 1800 und Vossische Ztg. 1804 Nr. 114.