ADB:Firmian, Carl zu
Leopold Anton von F. [28] war durch 17 Jahre Erzbischof von Salzburg, Vigilius Maria von F. Bischof von Lavant und später Dompropst zu Salzburg, war in den Reichsfürstenstand erhoben worden) widmete auch F. sich dem Staatsdienste. Nachdem er im Jahre 1746 wirklicher Reichshofrath geworden, ernannte ihn Kaiserin Maria Theresia im November 1753 zum Gesandten am neapolitanischen Hofe und betraute ihn zugleich mit mehreren besonderen Aufträgen, deren er sich auf der Durchreise in Rom entledigen sollte. Schon im December desselben Jahres trat F. seine Reise an. In Florenz trachtete er sich über die Verhältnisse des Stato degli Presidi und über die Livorneser Seefahrt näher zu unterrichten. In Rom wußte er mit Eifer und Geschicklichkeit die Angelegenheit der Trier’schen Coadjutorswahl der von seinem Hofe gewünschten Erledigung zuzuführen. Nicht minder trefflich und vorsichtig benahm er sich in den Angelegenheiten des Malteserordens und den Streitigkeiten zwischen diesem und dem neapolitanischen Hofe. Obwol er nur in Neapel als Gesandter beglaubigt war, finden wir ihn doch in den folgenden Jahren wiederholt in Rom und Florenz stets mit besonderen meist geheimen Sendungen betraut. In Neapel selbst rechtfertigte er nicht minder das Vertrauen, welches die Kaiserin Maria Theresia in ihn gesetzt hatte. Seine Gesandtschaftsberichte von dort zeigen deutlich, wie sehr F. bestrebt war, die eigentliche Gesinnung des Hofes und alle Schritte desselben sorgfältig zu beobachten, an den dortigen Intriguen sich jedoch nicht zu betheiligen, sondern dieselben scheinbar gleichzeitig mit anzusehen, seine eigenen Schritte aber mit aller Vorsicht und Mäßigung einzurichten. Nach dem am 3. Juli 1756 erfolgten Tode des Großkanzlers Grafen Beltrame Cristiani nach Mailand berufen, hatte er dort – zugleich zum Vice-Gouverneur von Mantua, Savioneta und Bozzolo ernannt – als bevollmächtigter Minister für die Lombardei die eigentlichen Regierungsgeschäfte zu besorgen, während dem Namen nach Herzog Franz von Modena Generalstatthalter der Lombardei war. Den Rückweg aus Neapel hatte F. über Parma genommen und entwarf nun eine vergleichende Schilderung der beiden Prinzessinnen (Isabella von Parma und Josepha von Neapel), die als Bräute für den Kronprinzen Erzherzog Joseph vorgeschlagen waren. Sie lautete sehr zu Ungunsten Josepha’s und erhielt den wenig beneidenswerthen Auftrag, dem neapolitanischen Minister Marchese Tanucci von der Verlobung des Erzherzogs Joseph mit der Infantin Isabella die erste Eröffnung zu machen. Am 1. Januar 1759 vom Kaiser Franz I. zum wirklichen Geheimen Rathe ernannt, war F. im J. 1762 wieder der Vertrauensmann der Kaiserin Maria Theresia als es sich darum handelte die Zustimmung des Herzogs Franz von Modena zu erlangen, daß Maria Theresia’s dritter Sohn – Erzherzog Ferdinand – an die Stelle seines älteren Bruders – des Erzherzogs Leopold – als Verlobter der Erbprinzessin Maria Beatrix von Este trete. Im J. 1763 durch Verleihung des Ordens des goldenen Vließes ausgezeichnet, erstattete F., als es sich um die zweite Vermählung des Kaisers Joseph II. handelte, im Auftrage des Kaisers Franz I. einen vertraulichen Bericht über die persönlichen Eigenschaften der Prinzessin Marie Louise von Parma. Nachdem am 22. Nov. 1770 die Erzherzogin Amalie eine Tochter geboren hatte, wurde F. nach Parma gesendet, um die bei solchen Anlässen üblichen Geschenke des kaiserlichen Hofes zu überbringen und über die dortigen so wenig erfreulichen Verhältnisse ausführlichen Bericht zu erstatten. Während seines Ministeriums in der Lombardei (1759–1782) erwarb sich F. erhebliche Verdienste um das Aufblühen der Künste und Wissenschaften, um die Belebung von Handel, Gewerbefleiß und Landwirthschaft. Er errichtete Bibliotheken und widmete dem Unterrichtswesen große Aufmerksamkeit. Mailand verdankt ihm nahezu alles, was es während seiner Verwaltung an Bevölkerung, Wohlstand, in Manufacturen, Ackerbau und Handel gewann. Die traurigen Spuren der [29] Unwissenheit und Roheit, welche während der spanischen Herrschaft so lange auf der Lombardei gelastet hatten, suchte er zu vertreiben. Daß mildere Sitten, vorurtheilsfreiere Ueberzeugungen dort in das Leben traten, ist Firmian’s weiser und aufgeklärter Leitung zumeist zu danken. Hochgebildet und bieder, und selbst ein großer Kunstkenner, verkehrte F. viel und gerne mit Künstlern und Gelehrten, die er ermunterte und unterstützte. Er war ein Freund Winkelmann’s, ein Gönner der Angelica Kaufmann. In früherer Zeit malte F. selbst historische Bilder in echt italienischem Geschmacke und äzte mehrere Bilder in Kupfer. – Seine eigene ausgesuchte Bibliothek, welche an 40,000 Bände und Manuscripte zählte, dann seine numismatischen Schätze erschloß F. den Forschern. Er starb zu Mailand am 20. Juli 1782. – Ueber seine Bibliothek erschien ein Katalog „Bibliotheca Firmiana“ in 10 Bänden (Mailand 1783, 4.) wovon 6 Bände den allgemeinen Katalog, 1 Theil die englischen Werke, 1 Theil die Handschriften, 1 Theil die Kupfer und 1 Theil das numismatische Cabinet enthält. – Ein Theil seiner Bibliothek gelangte in die Bibliothek der Brera zu Mailand.
Firmian: Karl Gotthard Graf und Herr zu F., geb. zu Deutschmetz im Trient’schen am 6. Aug. 1716 als Sohn des Grafen Franz Alfons Georg (geb. 11. Oct. 1680, † 1748), wurde in Innsbruck, Salzburg und Leyden erzogen und vollendete seine Bildung auf Reisen in Italien und Frankreich. Aus einem altadelichen Geschlechte entsprossen, das seit Jahrhunderten das Erbmarschallamt im Fürstbisthum Trient bekleidete und dessen Mitglieder sich als geistliche Würdenträger und auf hohen Civil- und Militärposten wiederholt um das habsburgische Fürstenhaus verdient gemacht hatten (ein F. unterschrieb 1363 als Zeuge die Urkunde der Uebergabe der Grafschaft Tirol;- Außer einschlägigen Acten des kaiserl. königl. Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien: (Gräffer und Czikann) Oesterr. National-Encyklopädie. – Wurzbach, Biogr. Lex. 4. Th. – Arneth (Alfr. von), Maria Theresia und der siebenjährige Krieg. 1. Band. – v. Arneth, Maria Theresia’s letzte Regierungsjahre 1. Bd.