ADB:Forstmann, Johann Gangolf Wilhelm
[191] 17 Jahren die Universität Jena beziehen konnte. Zuerst widmete er sich der Rechtsgelehrsamkeit, auf den Wunsch der Mutter wählte er die Theologie, aber er war ein leichter Student. Schon im J. 1727 starb der Vater und bald folgte ihm die Mutter mit Zurücklassung von 7 Waisen, wovon Wilhelm der älteste Sohn war. Die Gemeinde Hemern wählte ihn nun einstimmig zu ihrem Pfarrer; er hielt schon damals zu dem Bekenntnisse seiner Kirche, führte jedoch sein Amt ziemlich gleichgültig; erst nach einer schweren Krankheit griff er es ernstlicher an. Männer, wie Spener und Francke, standen ihm als Vorbilder vor Augen. Da gab es Bewegung in seiner Gemeinde. Schon damals gab er eine Erklärung des lutherischen Katechismus heraus. Im Herbst 1732 berief ihn die Gemeinde von Solingen zu ihrem Pfarrer. Er nahm den Ruf an. Hier breitete sich ein großes Arbeitsfeld vor ihm aus. Damals hatte der Graf von Zinzendorf auf viele Kreise einen mächtigen Einfluß gewonnen. Seiner Hauptlehre von der Versöhnung schloß sich F. lebhaft an, ohne seiner Kirche untreu zu werden. Im J. 1744 gab er zum zweiten Male den Katechismuts unter dem Titel: „Göttliche Wahrheiten der heiligen evangelisch-lutherischen Religion in Fragen und Antworten“ heraus. Bald erschien auch von ihm: „Erste Sammlung einiger Worte des Glaubens und der guten Lehre“, Predigten, durch die er so mächtig gewirkt hatte. Doch sein Hauptwerk, was noch immer eine gesegnete Wirkung auf die Leser ausübt, heißt: „Die durch das Evangelium von Christo geoffenbarte Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, oder öffentlich gehaltene Reden über die in unserer Kirche an den Sonntagen und übrigen Fest- und feierlichen Zeiten gewöhnlichen Evangelien“. Dieses Predigtbuch erschien im J. 1757. Er brauchte ein ganzes Jahr zur Aus- und Durcharbeitung des Buches, und sagt, daß er außerordentlich vergnügte Zeiten dabei zugebracht habe. Es war nur Schade, daß dieser treffliche Zeuge der Wahrheit im besten Mannesalter starb. Sein Tod wurde von Vielen beklagt.
Forstmann: Johann Gangolf Wilhelm F., geb. am 25. Mai 1706, † am 3. Mai 1759, war ein besonders begabter, eingreifender Prediger der lutherischen Kirche. Seit der Reformation dienten die F. dieser Kirche. Sein Vater, Thomas F., war Pfarrer zu Hemern in der Mark und unterrichtete selber seine Kinder. Der Knabe zeichnete sich frühe aus, so daß er schon mit- Näheres über ihn in der Sonntagsbibliothek bei Velhagen und Klasing, 1847.