Zum Inhalt springen

ADB:Fritzsche, Franz Volkmar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Fritzsche, Franz Volkmar“ von Heinrich Klenz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 159–160, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fritzsche,_Franz_Volkmar&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 02:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Fritz, Samuel
Band 49 (1904), S. 159–160 (Quelle).
Franz Volkmar Fritzsche bei Wikisource
Franz Volkmar Fritzsche in der Wikipedia
Franz Volkmar Fritzsche in Wikidata
GND-Nummer 11682638X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|49|159|160|Fritzsche, Franz Volkmar|Heinrich Klenz|ADB:Fritzsche, Franz Volkmar}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11682638X}}    

Fritzsche: Franz Volkmar F., classischer Philolog, geboren am 26. Januar 1806 zu Steinbach bei Borna, † am 17. März 1887 zu Rostock. Als der zweite Sohn des aus Nauendorf bei Zeitz stammenden Steinbacher Pfarrers, nachherigen Professors der Theologie in Halle, Christian Friedrich Fritzsche, geboren, besuchte er das Gymnasium zu Luckau bis Ostern 1822 und studirte darauf in Leipzig unter dem berühmten Metriker und Grammatiker Gottfried Hermann, mit dessen Tochter Wilhelmine er sich später verehelichte. Schon Johanni 1824 ward er Collaborator an der Leipziger Thomasschule. Nachdem er am 17. Februar 1825 die philosophische Doctorwürde erworben hatte, habilitirte er sich auch an der Leipziger Universität und hielt nun Vorlesungen über Horatius’ Satiren, Demosthenes’ Rede für die Krone und Aristophanes’ Wolken; außerdem leitete er ein Privatseminar. Am 16. October 1828 wurde er dann an Stelle des verstorbenen Professors Immanuel Gottlieb Huschke nach Rostock berufen. Er bekam hier sogleich ein Ordinariat und wurde anfangs, wie sein Vorgänger, als Professor der Beredsamkeit und schönen Wissenschaften (eloquentiae et poëseos professor), später als Professor der classischen Litteratur und Beredsamkeit bezeichnet. Außer den Vorlesungen, die er über einzelne griechische und römische Dichter und Prosaiker, Grammatik, Metrik, Mythologie, Litteraturgeschichte, Alterthümer u. s. w. hielt, gehörte es zu seinen Obliegenheiten in seiner Eigenschaft als Professor der Beredsamkeit, bei feierlichen Anlässen ein Programm in lateinischer Sprache abzufassen sowie die halbjährlich erscheinenden Lectionsverzeichnisse durch eine philologische commentatio einzuleiten. Wir besitzen infolgedessen aus seiner Feder eine Menge von Beiträgen zur Erklärung der alten Classiker. Der größere Theil dieser Abhandlungen betrifft Lukianos und Aristophanes. Es waren Vorarbeiten für kritische Ausgaben der beiden Satiriker, mit welchen den Herausgeber eine gewisse Geistesverwandtschaft verband. Nachdem er im J. 1835 „Quaestiones Aristophaneae“ veröffentlicht hatte, begann er 1836 eine Textausgabe der Komödien des Aristophanes: „Aristophanis comoediae, ex optimis exemplaribus emend. ed. F. Vol. I.: Thesmophoriazusae“. die er aber nicht fortsetzte. Dagegen ließ er 1838 dasselbe Stück mit Erläuterungen (Aristophanis Thesmophoriazusae, emendavit et interpretatus est F.) und 1845 in gleicher Weise „Die Frösche“ erscheinen. Auf Lukianos bezog sich schon eine Arbeit aus dem Jahre 1826, sowie seine Rostocker Antrittsschrift, welche „de Atticismo et orthographia Luciani“ handelt. Dann folgten weitere Vorarbeiten zu einer kritischen Ausgabe desselben, bis diese selbst zu erscheinen begann: „Lucianus Samosatensis, recensuit F.“, 3 Bde. in 6 Abtheilungen, [160] 1860. 62. 65. 70. 74. 82. Sie ist das Hauptwerk Fritzsche’s, das ebensosehr von seiner Geistesschärfe wie von seinem Fleiße zeugt und sich besonders durch einen reichen handschriftlichen Apparat auszeichnet. – Viele Abhandlungen Fritzsche’s betreffen die Metrik; in zweien ergeht er sich über den Begriff des Komischen (1840. 41); in einer lateinischen Festrede vergleicht er die altgriechische Komödie mit der modernen (1836) u. s. w.

Wie um die classische Philologie im allgemeinen, so hat sich F. auch um ihre Pflege auf der Mecklenburgischen Landesuniversität verdient gemacht. Er gründete in Rostock ein philologisches Seminar, welches am 22. August 1829 die landesherrliche Bestätigung erhielt und am 29. November 1838 eine Neugestaltung als „classisch-philologisches Seminar“ (zur Unterscheidung vom neuphilologischen) erfuhr. Von den ordentlichen Mitgliedern desselben in der ersten Zeit seien Theodor Ladewig, Karl Schiller und Julius Wiggers genannt. F. leitete das Seminar bis Michaelis 1875 allein; von da an war der jedesmalige zweite Professor der classischen Litteratur Mitdirector; erst im 1882 legte F. die Leitung ganz in dessen Hände. Bis 1883 saß er auch in der Prüfungsbehörde für Candidaten des höheren Schulamtes. Das Rectorat der Universität bekleidete er vom 1. Juli 1836 bis ebendahin 1837. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin erkannte seine Verdienste u. a. durch Verleihung des Ritterkreuzes des Hausordens der Wendischen Krone an. Nachdem es F. noch vergönnt gewesen war, sowohl sein 50jähriges Doctor- als auch Professorenjubiläum zu feiern, verschied er infolge eines Schlaganfalls als Senior der mecklenburgischen Landesuniversität.