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ADB:Frobenius, Georg Ludwig

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Artikel „Frobenius, Georg Ludwig“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 126–127, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Frobenius,_Georg_Ludwig&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 18:30 Uhr UTC)
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Frobenius: Georg Ludwig F., M., berühmter Buchhändler in Hamburg, zugleich Schriftsteller. Er entstammte dem uralten, angeblich schon im 11. Jahrhundert genannten fränkischen Geschlechte der Froben, und war ein Enkel des M. Volkmar F. (des letzten Klosterpriors und ersten lutherischen Pastors zu Stadt-Ilm, eines jüngeren Bruders des gelehrten Buchhändlers und Druckers M. Johannes F. in Basel), sowie ein Sohn des M. Bonifaz F., eines Rechtsgelehrten, welcher als Bürgermeister zu Iphofen, einem damals evangelischen Städtchen im Bisthum Würzburg, im J. 1584 verstarb. Daselbst am 25. August 1566 geboren, studirte G. L. F. sowol Theologie als auch die alten Sprachen und schönen Künste auf den Universitäten Tübingen und Wittenberg, wo er im J. 1590 nach mehrtägigem Examen den Magistergrad erwarb. Die derzeitigen Religionsbedrückungen in seiner Heimath verschlossen ihm die Rückkehr dahin, weshalb er nach kurzer Hofmeisterschaft in Halle, im J. 1591 nach Dänemark auswanderte, wo er auf der Insel Hveen bei Tycho de Brahe Aufnahme fand und astronomische, sowie mathematische Studien trieb. Noch in demselben Jahre folgte F. dem Rufe des gelehrten Heinrich Rantzau, königlich dänischen Statthalters in Holstein, in dessen Hause und Familie er sodann eine Reihe von Jahren verweilte, theils in dessen Schlössern Breitenburg und Wandsbeck, theils zu Segeberg. Neben der wissenschaftlichen Unterweisung einiger Enkel des Statthalters, war er demselben bei seinen Studien und gelehrten Correspondenzen behülflich und diente ihm, den er als seinen Wohlthäter zu verehren lernte, in jeder sonstigen Weise. In der That befand er sich hier in einer so günstigen Lage, daß er im J. 1595 sich zu Wandsbeck mit einer Hamburgerin, Margaretha Wittebarg, verheirathen, und 1598 die Pachtung der Wandsbecker Gutsländereien übernehmen konnte, die er aber bald darauf, nach dem am 1. Januar 1599 erfolgten Tode seines alten Gönners Rantzau, wieder aufgab, um nach Hamburg zu übersiedeln, womit die Lehr- und Wanderjahre seines bis dahin vielbewegten Lebens ihren Abschluß fanden. In Hamburg, wo seiner Gattin Familie ihm die Wege zu ebnen verstand, muß seine Ankunft sehr willkommen, sein Ansehen bereits ein großes gewesen sein, denn der Senat ertheilte ihm im December 1600 das Bürgerrecht gratis, eine Auszeichnung, die der Ertheilung des modernen Ehrenbürgerrechtes beinahe gleichkommen dürfte. F. etablirte nun, dem Beispiel seines längst verstorbenen Großoheims in Basel folgend, eine Verlagsbuchhandlung, die sich bald zu ungewöhnlicher Blüthe emporschwang. Ob er damit auch eine Druckerei verbunden hatte, wie vielfach behauptet wird, erscheint zweifelhaft, da die von ihm verlegten Werke aus den Officinen anderer Drucker hervorgegangen sind und nur das Emblem seines Verlags: einen Baumpflanzer mit der Unterschrift „posteritati“ aufweisen. – Die Meßcataloge von 1602–38 machen in 185 Artikeln eine große Menge bedeutender wissenschaftlicher Werke seines Verlags namhaft, darunter beispielsweise eine neue Auflage von Elias Hutter’s hebräischer Bibel, eine jetzt seltene Ausgabe des „Reinike de Voß“, sowie „Der Stadt Hamburg Gerichts-Ordnung und Statuta“, deren Veröffentlichung ihm vom Senat übertragen war. – Seine eigenen schriftstellerischen Werke, welche die unten citirte Hoffmann’sche Schrift vollständig und sehr genau anführt, sind größentheils philologischen, mathematischen und astronomischen Inhalts; einige Schriften entsprangen aus seinem vertrauten Verhältniß zur Familie Rantzau, namentlich sind die an den Statthalter von Königen, Fürsten, Edelleuten und Gelehrten gerichteten „Epistolae consolatoriae“, von F. gesammelt und herausgegeben. Seine Vielseitigkeit beweist auch das von ihm edirte Bilderwerk „Alberti Duereri Icones sacrae“, mit 38 Holzschnitten, deren Originale indessen, wie neuere Kunstkenner behaupten, nicht von Dürer, sondern von seinem Zeitgenossen Albert Altdorfer herrühren. [127] F. starb am 21. Juli 1645 zu Hamburg, woselbst er 45 Jahre in hohem Ansehen thätig gewesen war. Sein Sohn Heinrich, welcher die Buchhandlung fortsetzte, und seine zwei Töchter (ein jüngerer Sohn Hieronymus, Lic. d. R., war früher gestorben) errichteten zu ihres Vaters Ehre über seinem Grabe in der St. Petrikirche ein jetzt verschwundenes Epitaphium, dessen mehrfach gedruckte lateinische Inschrift einen Abriß seines Lebens und Wirkens, sowie eine kurze Charakteristik des Verstorbenen enthält, welchem eine seltene Eigenschaft: Zufriedenheit mit dem ihm beschiedenen Loose unter dem Beifügen nachgerühmt wird: daß er das Muster eines guten Bürgers gewesen, und im Glauben an Gott und Ewigkeit ruhig und lebenssatt heimgegangen sei.

Hamb. Schriftsteller-Lexikon, Bd. 2 S. 400. F. L. Hoffmann, Der gelehrte Buchhändler Georg Ludwig Frobenius in Hamburg. 1867.