Zum Inhalt springen

ADB:Frähn, Christian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Frähn, Christian“ von Heinrich Klenz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 674–676, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fr%C3%A4hn,_Christian&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 09:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Fraas, Oscar von
Nächster>>>
Franck, Jakob
Band 48 (1904), S. 674–676 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christian Martin Joachim Frähn in der Wikipedia
Christian Martin Joachim Frähn in Wikidata
GND-Nummer 104228458
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|48|674|676|Frähn, Christian|Heinrich Klenz|ADB:Frähn, Christian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104228458}}    

Frähn: Christian Martin Joachim F., Orientalist und Numismatiker, geboren am 4. Juni 1782 zu Rostock, † am 28. August 1851 zu St. Petersburg. F. besuchte die Große Stadtschule in Rostock bis Ostern 1800 und studirte danach drei Jahre lang auf der dortigen Universität Theologie und orientalische Sprachen, letztere unter dem berühmten Ol. Gerh. Tychsen, der ihn für dieselben so einzunehmen wußte, daß er ihrem Studium noch ein Semester in Göttingen sowie ein weiteres unter Schnurrer in Tübingen widmete. Von hier begab er sich in die Schweiz, wo er anfangs am Pestalozzi’schen Institute zu Burgdorf, später in Aubonne als Lehrer thätig war. Im J. 1804 veröffentlichte er als erste Probe seines Könnens: „Aegyptus auctore Ibn al-Vardi, ex apographo Escorialensi una cum lectionibus variis e codice Dresdensi ed. vert. not. illustravit F.“, wofür ihn die philosophische Facultät der Rostocker Universität am 6. Mai 1805 zum Magister in absentia promovirte. Bald darauf kehrte er in seine Vaterstadt zurück und habilitirte sich daselbst im Herbste 1806; seine Dissertatio pro venia legendi galt der Erklärung des Propheten Nahum unter Zuhülfenahme des Arabischen („Curarum exegetico-criticarum in Nahumum prophetam specimen.“ 1807), seine Vorlesungen betrafen arabische Grammatik und mohammedanische Münzenkunde nach O. G. [675] Tychsen, auch erklärte er öffentlich einige der kleinen Propheten. Doch sollte er seiner Heimath bald entzogen werden: schon im folgenden Jahre erhielt er auf Tychsen’s Empfehlung die Professur der orientalischen Litteratur zu Kasan mit dem Charakter eines russischen Hofrathes. Hier gab er im J. 1808 in arabischer Sprache eine Beschreibung von 8 semanidischen und 9 buidischen Münzen mit voraufgehender chronologischer Uebersicht über die betr. Fürsten heraus, eine Arbeit, die 1816 von seinem Landsmanne und Fachgenossen Franz Erdmann ins Lateinische übersetzt wurde („Syntagma de drachmis aliquot Semanidicis et Buidicis maximam partem ad hunc diem ignotis“). Im J. 1810 bemühte man sich vergeblich, F. zur Uebernahme einer theologischen Professur an der Rostocker Universität zu bewegen. Als aber Tychsen gestorben war, schlug er den Ruf, den die mecklenburgische Regierung wiederum an ihn ergehen ließ, nicht aus, sondern sagte den Antritt der Rostocker Professur der orientalischen Sprachen für den Sommer 1817 zu. Er reiste auch wirklich von Kasan ab, wohin ihm ein Reisegeld von 80 Friedrichsdor geschickt worden war, ließ sich jedoch in St. Petersburg dazu bestimmen, vor seiner Weiterreise noch ein Verzeichniß der orientalischen Münzen, welche die dortige Akademie der Wissenschaften besaß, aufzunehmen. Nachdem ihm zu dieser Arbeit von der mecklenburgischen Regierung mehrmals Urlaub bewilligt worden war, wußte ihn schließlich der Kaiser von Rußland seinem Reiche zu erhalten: derselbe ernannte F. zum ordentlichen Mitglied und Oberbibliothekar der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg sowie zum Director des dazu gehörigen Asiatischen Museums und zum Ehrenbibliothekar der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek mit dem Charakter eines Collegienrathes, und der so Ausgezeichnete erklärte in einem Schreiben vom 30. Mai 1818, unter solchen Umständen dem Rufe nach Rostock nicht Folge leisten zu können (Eschenbach’s Rostocksche akademische Nachrichten, Bd. VIII). Daß sich die mecklenburgische Landesuniversität durch diese Absage nicht sowohl verletzt, als vielmehr durch die ihrem Schüler zu theil gewordene Anerkennung geehrt fühlte, bewies sie bald, indem sie ihm im folgenden Jahre bei der Feier ihres 400jährigen Bestehens die Würde eines Ehrendoctors der Theologie verlieh. Auch der Kaiser von Rußland zeichnete den rastlos thätigen Gelehrten weiter durch Verleihung hoher Orden und im J. 1829 durch Ernennung zum Wirklichen Staatsrathe mit dem Prädicate „Excellenz“ aus. Im Sommer 1835 stattete F. seiner Heimath einen Besuch ab und weilte längere Zeit im Doberaner Seebade (Freimüthiges Abendblatt 1835, Nr. 872). Er starb in St. Petersburg am 28. August 1851, wie Oettinger’s „Moniteur des Dates“ richtig angibt; der von einigen als Sterbetag genannte 16. August ist das entsprechende Datum des in Rußland gebräuchlichen Julianischen Kalenders.

F. galt für den gründlichsten arabischen Paläographen, für den größten orientalischen Münzenkenner seiner Zeit. Er war der Begründer eines ausgiebigen Studiums der orientalischen Sprachen in Rußland und einer der glücklichsten Bearbeiter der mohammedanischen sowie der ältesten russischen Geschichte (A. T. Hartmann in seiner Biographie O. G. Tychsen’s II, 2, S. 23 u. 86, sowie in Brockhaus’ Conversationslexikon der neuesten Zeit u. Litt. in 4 Bänden, 1832 s. v.). Von seinen Schriften sind noch folgende erwähnenswerth: „De Arabicorum etiam auctorum libris vulgatis crisi poscentibus emaculari, exemplo posito historiae Saracenicae Elmacini“, 1815; „De numorum Bulgharicorum fonte antiquissimo libri II“, 1816; „Der Kur’an mit neuen arabischen Typen gedruckt und mit Randglossen versehen“, 1817; „Die Chospoen-Münzen der früheren arabischen Chalifen, eine Ehrenrettung des Arabers Makrisy“, 1822; „Numi Kufici selecti“, 1823; „Ibn Foszlans und [676] anderer Araber Berichte über die Russen älterer Zeit. Text und Uebersetzung mit Anmerkungen“, 1824; „De musei Sprewitziani Mosqoviae aliquot numis Kuficis antehac ineditis, qui Chersonesi humo eruti esse dicuntur, commentationes II, plura eaedem ut numismaticae ita geographiae et historiae Asiaticae capita obscuriora illustrantes“, 1825; „Recensio numorum Muhamedanorum academiae imperialis scientiarum Petropolitanae“, 1826; „Die Münzen der Chane vom Ulus Dschutschis oder von der goldenen Horde, nebst denen verschiedener anderer muhamedanischer Dynastien“, 1832; „Die ältesten arabischen Nachrichten über die Wolga-Bulgharen“, 1832; „Ueber alte südsibirische Gräberfunde mit Inschriften von gewissem Datum“, 1837; „Sammlung kleiner Abhandlungen, die muhamedanische Numismatik betreffend“, 2 Theile, 1839 u. 1844; „Topographische Uebersicht der Ausgrabungen von altem arabischen Gelde in Rußland, nebst chronologischer und geographischer Bestimmung des Inhaltes der verschiedenen Funde“, 1841. Nach seinem Tode gab B. Dorn heraus: „Fraehnii opusculorum postumorum Pars I., imagine beati ornata: Nova supplementa ad Recensionem numorum Muhamedanorum acad. imp. sc. Petrop. additamentis editoris aucta; subjunctis ejusdem de Fraehnii vita, operibus impressis et bibliotheca relationibus“, 1855; Pars II.: „Adnotationes in varia opera numismatica“, 1877. Frähn’s Briefwechsel mit O. G. Tychsen aus den Jahren 1807–1815, der sich besonders auf orientalische Münzen bezieht, bewahrt die Rostocker Universitätsbibliothek.