ADB:Fuß, Karl Adolf

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Artikel „Fuß, Karl Adolph“ von Georg Daniel Teutsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 254–255, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fu%C3%9F,_Karl_Adolf&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 05:03 Uhr UTC)
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Fuß: Karl Adolph F., evangelischer Stadtpfarrer in Hermannstadt, Naturhistoriker, geb. am 29. October 1817 in Hermannstadt, Sohn des damaligen Collaborators, später Pfarrers in Holzmengen, Neudorf und Groß-Scheuern, Christian F., absolvirte das Hermannstädter Gymnasium 1835 und studirte darauf in Berlin Theologie, sich nach der Ordnung seiner Kirche zugleich für das Lehramt am Gymnasium vorbereitend. Hier weckte namentlich Professor Kunth seine Freude an naturwissenschaftlichen Studien, welchen er nach seiner Heimkehr nach dem Vorgang seines älteren Bruders, Michael F., eines hervorragenden Botanikers, eifrig nachging. Seit December 1846 Adjunct an der Brukenthal’schen Bibliothek in Hermannstadt und zugleich Lehrer der Physik, später als Conrector auch Lehrer der Naturgeschichte am evangelischen Gymnasium daselbst, war er einer der Gründer des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften, den einige Freunde dieser im Mai 1849 in Hermannstadt ins Leben riefen, eben als die Schrecken des Bürgerkrieges am schwersten auf der treuen Stadt lasteten. Als eifriges Mitglied und erster Secretär, später vieljähriger Vorstand des Vereins, der unter Anderem sich die Anlage möglichst umfassender siebenbürgisch-naturwissenschaftlicher Sammlungen zur Aufgabe gemacht hatte, wandte F. seine volle wissenschaftliche Thätigkeit der Herstellung einer „Fauna coleopterorum Transsilvaniae“ zu, für die in Siebenbürgen zunächst das Material zusammengebracht, dann kritisch gesichtet und bearbeitet werden mußte. Zu diesem Zweck durchzog er auf häufigen Reisen wiederholt, wenige Theile ausgenommen, ganz Siebenbürgen, trat mit allen heimischen Genossen seiner Wissenschaft in fördernde Verbindung und zum Behuf der genauen Bestimmung seiner Funde mit den bedeutendsten Coleopterologen Deutschlands und der Schweiz in Tausch und regen Briefwechsel. Was er auf seinen Sammler- und Forschergängen gefunden, veröffentlichte er vorzugsweise in den „Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften“ (Hermannstadt, von 1850–1876 26 Jahrgänge), von welchen fast jeder Band von seinem unermüdlichen gewissenhaften Fleiß neues Zeugniß ablegt. Größere Arbeiten besitzen wir zwei von ihm: „Die Käfer Siebenbürgens, beschrieben von K. F.“, in den beiden Programmen des Hermannstädter Gymnasiums von 1857 und 1858 (101 S. in Qu.), und „Verzeichniß der Käfer Siebenbürgens nebst Angabe ihrer Fundorte“ (10 Druckbogen in gr. 8.), im achten Band vom „Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde“ (Kronst. 1869). In demselben Archiv hatte er 1859 „Die Schwimmkäfer, Dytiscidae, Siebenbürgens“ (Band IV der neuen Folge, Heft 1), 1860 „Die Tasterkäfer, Palpicornia, Siebenbürgens“ (Band IV, Heft 2), 1863 „Die Knopfkäfer, Silphales, Siebenbürgens“ veröffentlicht. Auch für andere Zweige der Entomologie, namentlich die Ordnung der Neuropteren (Netzflügler), Orthopteren (Gradflügler) und Hemipteren (Halbflügler) ist seine wissenschaftliche Thätigkeit in Siebenbürgen bahnbrechend gewesen und zwar wesentlich dadurch, daß er hier zuerst ein hinreichend reichhaltiges Material zusammenbrachte und dasselbe mit der uneigennützigsten Liberalität anderen Forschern zur Benützung zukommen ließ. So hat F. durch Auffinden, Bestimmen und Beschreiben von einer nicht geringen Zahl früher unbekannter Insectenarten die Wissenschaft bereichert und ist durch seine schriftlichen Arbeiten eigentlich der Gründer einer siebenbürgisch-entomologischen Litteratur geworden, wie er denn durch sein „Verzeichniß [255] der Käfer Siebenbürgens“ dieses Land zuerst ebenbürtig in die Reihe der diesbezüglich bestgekannten Länder Europas eingeführt hat. Die zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien, der entomologische Verein in Stettin, der zoologische in Regensburg, die naturwissenschaftliche Gesellschaft zu Halle ernannten ihn in Anerkennung seiner Verdienste um ihre Wissenschaft zum Mitglied; von 1850 an war er zugleich als Ausschußmitglied des Vereins für siebenbürgische Landeskunde dafür thätig. Die wissenschaftliche Thätigkeit von F. ging Hand in Hand mit rastloser Arbeit und edelster Treue in seinem unmittelbaren Beruf. Er war bis zum Schluß des J. 1865 ein vorzüglicher Lehrer des Hermannstädter Gymnasiums, während dieser Zeit mehrere Jahre Schriftführer des Bezirksconsistoriums; seit Anfang des Jahres 1866 Pfarrer in Holzmengen wurde er am 26. August desselben Jahres von der evangelischen Stadtpfarrgemeinde Hermannstadt zum Pfarrer gewählt und hat seitdem in dieser Stelle, zugleich als Mitglied des Bezirksconsistoriums, später auch das Oberehegerichts und wiederholt als Vertreter seines Kirchenbezirks in den Landeskirchenversammlungen immer die gleiche berufsfreudige, pflichttreue Wirksamkeit entfaltet. Beglückt auch durch ein schönes Familienleben starb er unerwartet in der Fülle scheinbar unerschütterlicher Manneskraft, der Wissenschaft und allen Guten zu frühe an einem Gehirnschlag am 1. Juli 1874.

Ein Lebensbild von F. enthalten das Archiv des Vereins für siebenb. Landeskunde, Bd. XII, Heft 3, und die Mittheilungen des siebenb. Vereins für Naturwissenschaften, Jahrg. XXVI. Ein Verzeichniß seiner zahlreichen kleineren, in den Mittheilungen veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten findet sich in jenem Archivband S. 391 u. 392.