Zum Inhalt springen

ADB:Fulda, Friedrich Karl von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Fulda, Friedrich Karl von“ von Karl Theodor von Inama-Sternegg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 192–194, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fulda,_Friedrich_Karl_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 05:00 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Fulda, Friedrich Karl
Band 8 (1878), S. 192–194 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Karl von Fulda in der Wikipedia
Friedrich Karl von Fulda in Wikidata
GND-Nummer 100130755
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|192|194|Fulda, Friedrich Karl von|Karl Theodor von Inama-Sternegg|ADB:Fulda, Friedrich Karl von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100130755}}    

Fulda: Friedrich Karl von F., Nationalökonom, Sohn des Vorigen, war geboren zu Mühlhausen an der Enz in Würtemberg am 27. Dec. 1774, und verlebte seine früheste Jugend bis zum Tode seines Vaters (1788) im elterlichen Hause, wo er auch den höchst anregenden und nachhaltigen Unterricht seines Vaters genoß. Im folgenden Jahre trat er als Eleve in die hohe Karlsschule ein, um sich für das kameralistische Fach auszubilden und erwarb sich hier neben manchen andern Auszeichnungen im J. 1793 den für Schüler gestifteten Orden eines Chevalier. Als diese hohe Schule 1794 aufgelöst wurde, begab sich F. zur Vollendung seiner Studien nach Göttingen, wo damals unter Spittler, Schlözer [193] und Sartorius die staatswissenschaftliche Schule besonders blühte. Daneben betrieb er aber mit besonderem Eifer unter Beckmann Technologie, unter Lichtenberg, Kästner und Seyffer Mathematik und Naturwissenschaft, und trat sogar schon 1796 mit einigen kleineren physikalisch-technischen Schriften hervor, in Folge deren er von der physikalischen Societät zu Göttingen zu ihrem ordentlichen Mitgliede gewählt wurde. 1797 verließ er diese Hochschule und begab sich nach einer längeren Reise durch Deutschland in seine Heimat, wo er bald darauf (24. Januar 1798) die neuerrichtete Professur der Kameralwissenschaften an der Universität Tübingen erhielt. Vierzig Jahre wirkte er in dieser Stellung rastlos und im ausgedehntesten Maße als Lehrer und Schriftsteller, erhielt im J. 1810 Sitz und Stimme im akademischen Senate, wurde bei der Errichtung der staatswissenschaftlichen Facultät (1817) für eine Reihe von Jahren ihr Decan, 1832 mit dem Ritterkreuze des Kronenordens ausgezeichnet und bei seiner 1837 wegen Kränklichkeit erfolgten Versetzung in den wohlverdienten Ruhestand zum Ehrenmitglied des akademischen Senats und der staatswissenschaftlichen Facultät ernannt. Noch volle neun Jahre lebte er in Tübingen, ohne jedoch weiter geistig productiv sein zu können, und starb daselbst am 15. Januar 1847. Die wissenschaftliche Bedeutung von F. ist eine vielseitige; und wenn er auch nicht zu den schöpferischen Geistern gehörte, denen es beschieden ist, neue, große Ziele zu setzen und an ihrer Erreichung ein gut Theil zu arbeiten, so hat er doch den harmonischen Ausbau der Wirthschaftslehre redlich fördern geholfen. Er war es vor Allem, der mit der Kameralwissenschaft die Kameralwissenschaft überwand. Hatte er sie noch in seinem „Systematischen Abriß der sogenannten Kameralwissenschaften“ (1802) als denjenigen Zweig der allgemeinen Staatswissenschaften bezeichnet, welcher von den menschlichen Anlagen der technischen Seite seine vornehmste Aufmerksamkeit widme, wogegen die andern Zweige der Staatswissenschaft dieselbe vornehmlich auf seine moralische Anlage richten, so erweiterte er in seinen „Grundsätzen der ökonomisch-politischen oder Kameralwissenschaften“ (1816, 2. Aufl. 1820) das Gebiet schon in der Weise der älteren Nationalökonomie, indem er ihr „das Verhältniß des Menschen zu den materiellen Gütern, die seine physischen Bedürfnisse unmittelbar befriedigen, oder dazu beitragen“ als Object zuweist. Auch die Aenderung des Titels zeigt schon, daß er der Kameralwissenschaft nur als „ökonomisch-politische" Wissenschaft ein Recht zuerkannte, wie er denn auch schon seit 1805, vielleicht nach dem Vorbilde von Jacob in Halle abgeschlossene Vorträge über Nationalökonomie hielt. – F. war ferner einer der wenigen Staatswirthschaftslehrer des angehenden 19. Jahrhunderts, welche für den Physiokratismus wie für den Smithianismus in gleicher Weise volles Verständniß und selbständiges Urtheil hatten, und er strebte das letztere System durch manche Grundwahrheiten des ersteren zu verbessern. Diese Hinneigung zu manchen physiokratischen Ideen hat zu seiner Einreihung unter die spätern Vertreter des Physiokratismus in Deutschland Anlaß gegeben (so Steinlein, Roscher), ohne jedoch in seiner Gesammtauffassung des Wirthschaftslebens begründet zu sein. – Die Finanzwissenschaft, welche er verhältnißmäßig am meisten mit neuen Ideen bereicherte, verdankt ihm außer einem guten System „Handbuch der Finanzwissenschaft“ 1827 tüchtige Untersuchungen über die Wirkungen der Steuern auf die Volkswohlfahrt, welche 1807 von der königl. Societät in Göttingen mit einem Preise gekrönt und 1837 von F. neu bearbeitet herausgegeben wurden; ferner über Grund- und Gewerbesteuern, sowie über den Staatscredit (1832). – Diese letztere Schrift, sowie seine ökonomisch-statistischen Arbeiten über Nationaleinkommen, landwirthschaftliche und Gewerbeverhältnisse, die sich besonders auf Würtemberg beziehen, zeigen uns F. endlich auch im günstigen Lichte eines exacten Forschers auf seinem Gebiete, der die Bedeutung der historisch-statistischen Methode [194] für die wissenschaftliche Weiterbildung sehr wohl erkannte und sie, wenn auch nur mit beschränkten Mitteln, förderte. Persönlich wird F. von Männern, die ihm nahe gestanden, als eine milde, einfache und dabei höchst ehrwürdige Erscheinung geschildert, als ein Mann von streng rechtlicher, wahrhaft liberaler, das Gute ernstlich wollender Gesinnung, die sich in seinen mündlichen und schriftlichen Aeußerungen, wie in seinen Handlungen, überhaupt in seinem ganzen Wesen aussprach, und ihm auch als Lehrer, trotz seiner geringen Rednergabe, doch eine einflußreiche Wirksamkeit auf seine Zuhörer sicherte.

Eine ausführliche Biographie von F. mit vollständigem Verzeichniß seiner Schriften in der Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. 4. Bd. Tübingen 1847. – N. Nekrolog 1847. – Roscher, Gesch. d. Nat.-Oek. S. 498.