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ADB:Gebhardi, Karl August

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Artikel „Gebhardi, Karl August“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 482–483, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gebhardi,_Karl_August&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 06:04 Uhr UTC)
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Gebhardi: Karl August G., deutscher Litterat und Aufklärer des 18. Jahrhunderts. Von seinen Lebensumständen ist nichts Näheres bekannt. Es ist nicht einmal sicher, ob er Theolog oder Jurist gewesen: für das erstere spricht die Mehrzahl seiner Schriften, das letztere könnte man aus einer von ihm herrührenden Abhandlung „über das Verhältniß der Philosophie zur Rechtsgelahrtheit“ (Belustigungen des V. u. W. VII, 352) schließen. Er selbst [483] nennt sich ein Mitglied der Weißenfelsischen alethophilischen Gesellschaft, was auf einen Zusammenhang mit dem zu Weißenfels geborenen Aufklärer Edelmann hinweisen könnte. Sonst erscheint er als Schüler und Anhänger der Leibnitz-Wolfischen Philosophie, muß aber auch mit den Schriften englischer Deisten, B. Spinoza’s und B. Bekker’s sich genauer beschäftigt haben. In den Jahren 1742–44 finden wir seinen Namen unter den Mitarbeitern der unter J. J. Schwabe’s Redaction in Leipzig erscheinenden Belustigungen des Verstandes und Witzes, von denen Band III. IV. VI. VII. poetische und prosaische Beiträge von ihm enthalten (z. B. „Die unverfolgte Religion“, „Vom Mangel der Gründlichkeit in den Wissenschaften“, „Vorzüge der Wahrheit und Tugend“ etc.). Größeres Aufsehen als diese ziemlich matten und salzlosen didaktischen Poesien erregten vier in demselben Jahre von ihm anonym herausgegebene naturalistische und aufklärerische Schriften unter dem Titel: 1. „Cogitationes rationales de usu methodi scientifici in theologia revelata“, Amsterdam 1743 (wahrer Druckort: Berlin bei Rüdiger); 2. „Vernünftige Gedanken von dem Gebrauch der strengen Lehrart in der Theologie von A. X.“ (deutscher Auszug aus dem Vorigen); 3. „Vernunftmäßige Betrachtung der übernatürlichen Begebenheiten“, Amsterdam (Berlin) 1743; 4. „Drei Gespräche über wichtige Wahrheiten (1. Von der Unendlichkeit der Welt, 2. Von der Ewigkeit der Welt, 3. Von der göttlichen Eingebung der Schrift)", Berlin 1744. Der Einfluß der Wolfischen Philosophie zeigt sich besonders in den drei Postulaten, wonach der Verfasser den wissenschaftlichen Gottesgelehrten prüfen will: 1. in einer Demonstration darf kein zum Schluß erforderlicher Satz fehlen; 2. man darf sich nicht auf historische Beweise gründen, die eine Sache nur wahrscheinlich machen, 3. Beweggründe dürfen nicht mit Beweisgründen verwechselt werden. Von diesen Gesichtspunkten aus wird nun polemisirt gegen Inspiration, Wunder, den Glauben an diabolische Wirkungen, gegen die Annahme von alttestamentlichen Typen, gegen die Lehre von der Menschwerdung etc., während er den Inhalt seines religiösen Bekenntnisses in die Worte zusammenfaßt: „Gott und dem König treu!“ Diese Schriften erregten damals durch ihren unverhüllten deistischen Naturalismus, durch die offene Leugnung aller Offenbarung und Religionsgeheimnisse, durch ihre Bestreitung der Schriftinspiration und ihre halb rationalistische halb mythische Wegdeutung der biblischen Wundererzählungen nicht geringes Aufsehen, und setzten nicht blos die Federn der theologischen Apologeten in Bewegung (Gegenschriften von Ahlwardt, Hofmann, Schubert, Erichson, Weickmann, Förtsch, Lilienthal etc. erschienen gegen ihn), sondern zogen auch die Augen der Polizei auf sich und wurden sogar in der damaligen Metropole der Aufklärung, in dem Berlin Friedrichs des Großen, polizeilich verboten und beschlagnahmt; auch auf der Leipziger Messe sowie von der Göttinger theologischen Facultät wurde der öffentliche Verkauf dieser Schriften untersagt.

S. Belustigungen des V. u. W., Leipzig 1742 ff. Göttinger Gel. Ztg. 1743. S. 724. 829. Unschuldige Nachrichten 1743. S. 782 ff. Acta hist. eccl. Bd. IX. 1745. S. 441 ff. Walch, Bibl. theol. I, 777. Adelung, Forts. von Jöcher. Trinius, Freidenker-Lexikon, 1759. S. 287 ff. und Zugabe 1765. S. 34 ff. Tholuck, Geschichte des Rationalismus, 1865. S. 144.