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ADB:Gerdes, Daniel

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Artikel „Gerdes, Daniel“ von Carl Krafft in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 730–731, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerdes,_Daniel&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:23 Uhr UTC)
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Gerdes: Daniel G., ausgezeichneter Theologe der reformirten Kirche, namentlich auf dem Gebiet der Reformationsgeschichte. Er wurde den 19. April 1698 zu Bremen geboren, aus einer angesehenen städtischen Familie. Nachdem er auf der städtischen hohen Schule zu Bremen sich für eine juristische Laufbahn vorbereitet aber auch dabei orientalische und griechische Sprachstudien getrieben hatte – im J. 1716 disputirte er z. B. über den Plutos des Aristophanes gegen Richard Bentley’s Ansichten – wandte er sich, angeregt durch ausgezeichnete Bremische Theologen, namentlich durch den berühmten Friedrich Adolf Lampe und Theodor Hase der Theologie zu. Im J. 1719 ging er zur Fortsetzung seines Studiums nach Utrecht, wohin auch sein Lehrer Lampe 1720 berufen wurde. 1722 wurde er Candidat des Predigtamtes im Haag, worauf er eine Reise durch Holland, Deutschland und die Schweiz machte, auf der er mit manchen Gelehrten, namentlich mit Historikern in Verbindung trat. Im Begriff zum Professor der Theologie nach Hanau ernannt zu werden, wählte ihn die reformirte Gemeinde zu Wageningen in Holland zu ihrem Prediger, welche Stelle er im J. 1724 annahm und 2 Jahre lang bekleidete. 1726 wurde er an die Universität zu Duisburg als Professor der Theologie berufen, nachdem er vorher von Utrecht die theologische Doctorwürde erhalten hatte. 1728 wurde ihm auch das Fach der Kirchengeschichte übertragen. Nach neunjähriger Wirksamkeit in Duisburg kam er als Professor der Theologie nach Gröningen, wo er auch später die Stelle eines Universitätspredigers übernahm, und daselbst am 11. Febr. 1765 gestorben ist. In Beziehung auf seinen theologischen Standpunkt im Allgemeinen folgte G. dem System des berühmten Coccejus und seines Lehrers Lampe, dessen nachgelassene Schriften er auch edirt hat. Dieser Standpunkt tritt in seinem Compendium der dogmatischen Theologie hervor, welches er 1734 zu Duisburg und zehn Jahre später noch einmal vermehrt herausgab. Seine Hauptthätigkeit liegt aber auf dem historischen Gebiete. Nach dem Vorbilde der bibliotheca Bremensis gab er von 1732 an die „Miscellanea Duisburgensia“ (2 Bände), und von 1736 an bei seiner Uebersiedelung nach Gröningen die „Miscellanea Groningana“ als Fortsetzung der Duisburger Miscellaneen (4 Bände 1736 bis 1743) heraus, in welchen Zeitschriften die exegetischen Arbeiten noch das Uebergewicht über die historischen haben. Von 1744–52 erschien in 4 Quartbänden das wichtige und noch immer gesuchte und werthvolle Werk „Historia reformationis sive annales Evangelii seculo XVI“. In einer sehr klaren und gründlichen Weise beschreibt er den Gang der reformatorischen Bewegung durch Europa, und fügt unter dem Titel „Monumenta antiquitatis“ jedem Bande einen urkundlichen Theil hinzu, in welchem er manche bisher unbekannte Documente und Briefe, namentlich von dem Straßburger Reformator Capito mittheilt, welche G. aus dem Nachlasse des Heidelberger Theologen Heinrich Alting empfangen hatte. [731] Ein umfangreicheres Urkundenbuch hauptsächlich für die Zeit der Reformation gab G. von 1748 an bis 1763 unter dem Titel: „Scrinium antiquarium sive miscellanea Groningana nova“ in 8 Bänden heraus, worin eine große Menge wichtiger Urkunden, Lebensbeschreibungen etc. mitgetheilt wird. G. hat für seine Zeit für die Reformationsgeschichte Ausgezeichnetes geleistet, was um so mehr anzuerkennen ist, da er sich die Documente, nur mit Mühe verschaffen konnte. Nach seinem Tode erschien auch ein Werk über die Reformation in Italien unter dem Titel: „Specimen Italiae reformatae, herausgegeben von Hollebeck“, Leiden 1765. 4. Die umfangreichen historischen Aufzeichnungen des Weseler Pastors Anton van Dorth, welche jetzt im Staatsarchiv zu Düsseldorf aufbewahrt werden, sind dem ausgezeichneten Manne trotz seiner Bemühungen leider nicht zu Gesicht gekommen. Die Verdienste von G. wurden übrigens schon zu seinen Lebzeiten vielfach anerkannt, so ward er z. B. Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Ueber sein Leben s. eine autobiographische Skizze in den Miscell. Duisburg. I, 126 ff. und eine Erweiterung derselben in den Misc. Groningana I, 178–184.