Zum Inhalt springen

ADB:Gernhard, August Gotthilf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gernhard, August Gotthilf“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 37, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gernhard,_August_Gotthilf&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 10:11 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Gernler, Lukas
Band 9 (1879), S. 37 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
August Gotthilf Gernhard in der Wikipedia
August Gotthilf Gernhard in Wikidata
GND-Nummer 116589671
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|37|37|Gernhard, August Gotthilf|Friedrich August Eckstein|ADB:Gernhard, August Gotthilf}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116589671}}    

Gernhard: August Gotthilf G., Philolog und Schulmann, geb. am 4. März 1771 in Naumburg, † am 4. März 1845 in Weimar. Er besuchte die sogenannte Stadtschule seiner Vaterstadt und erfreute sich dort des anregenden Unterrichts des Rectors Ilgen, der ihn als einen der fleißigsten und tüchtigsten Schüler auszeichnete. 1795 bezog er die Universität Leipzig, wo er sich besonders an Beck und G. Hermann anschloß. Der erstere nahm ihn 1797 in die philologische Societät auf; in dem zweiten Bande der „Commentationes“ veröffentlichte er seine ersten gelehrten Arbeiten „Observationes in Sophoclis Philocteten“ und „in locos quosdam Ciceronis“. Kießling, Erfurdt, Schott und Tzschirner waren unter seinen Studiengenossen. 1800 wurde er Subrector in Naumburg und rückte in das Conrectorat auf. Aus dieser Stellung wurde er 1811 von dem Rathe der Stadt Freiberg zur Leitung der dortigen Schule berufen, die Bürgerschule, Schullehrer-Seminar und Gymnasium in sich vereinigte. Er übernahm die Anstalt, als sie sich in einem sehr traurigen Zustande befand, und wußte nicht nur die Zucht zu bessern, sondern auch den wissenschaftlichen Geist zu heben und dadurch die Zahl der Schüler zu vermehren. Er begründete 1814 eine Speiseanstalt für arme Schüler, die als „Gernhard’scher Tisch“ noch jetzt besteht. Auf die Mängel in der Einrichtung der sächsischen Gelehrtenschulen machte er mit scharfem Blicke aufmerksam, ohne eine Abstellung derselben damals (1819) zu erreichen. Der dankbare Rath hatte schon beschlossen, für ihn das Prädicat als Professor zu beantragen, als er 1820 den Ruf als Director des Gymnasiums in Weimar erhielt und auch gern annahm. Fünfundzwanzig Jahre fast ist er in diesem Amte wirksam gewesen und hat sich der Liebe und Verehrung zahlreicher Schüler erfreut. In der Zucht zeigte er nachsichtige Milde; er wollte mehr durch Ermahnung und Warnung, als durch Stockschläge und Schimpfworte (diese Zuchtmittel hat er sofort beseitigt) einwirken und wurde nur in den späteren Lebensjahren zu nachsichtig. Als Lehrer ging er besonders auf die rhetorische und psychologische Analyse der alten Schriftsteller ein, verlor sich aber dabei öfter in die dialectische Entwicklung einzelner Begriffe und setzte die ganzen Gedankenreihen bei Seite. Aber die Schärfe des Denkens hat er durch seine Methode vortrefflich gefördert. Die Regierung sprach ihre Anerkennung durch Ertheilung des Titels Consistorialrath aus. Die jährlichen Programme, welche er regelmäßig schrieb, sind hauptsächlich grammatischen Inhalts; einzelne wurden auch in den philologischen Zeitschriften abgedruckt, er selbst hat sie 1836 in den „Opuscula“ gesammelt. Dabei fehlen aber die Freiberger Programme, die lateinischen Reden und Gedichte. Umfassendere Arbeiten sind nur Ausgaben einiger philosophischen Schriften Cicero’s, die weniger die Kritik des Textes, als die Erklärung, namentlich die grammatische berücksichtigen. Die „Officia“ erschienen 1811, „Cato maior et Paradoxa“ 1819 (hier sind auch ziemlich werthlose Handschriften benutzt) und „Laelius“ 1825. Diese Wahl hängt mit seinem ganzen Charakter eng zusammen. Strenge Pflichterfüllung und wahrhafte Gottesfurcht, Biederkeit und Bescheidenheit, edle Humanität und Menschenfreundlichkeit zeichneten ihn aus. Ein Bild von ihm hat J. Fr. Röhr, der Ephorus des Gymnasiums, in der Gedächtnißrede (Weimar 1845) gezeichnet; eine Biographie wurde von seinem Sohne Dr. med. Robert G. erwartet, ist aber nicht erschienen.