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ADB:Giesecke, Karl Ludwig

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Artikel „Giesecke, Karl Ludw. v.“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 162–163, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Giesecke,_Karl_Ludwig&oldid=- (Version vom 2. Dezember 2024, 21:03 Uhr UTC)
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Giesecke (Metzler): Karl Ludw. v. G., berühmter Mineralog, geb. 1761 oder 1775 in Augsburg, gest. 5. März 1833 in Dublin. Nach den bei Wurzbach (s. u.) verzeichneten Quellen wäre sein ursprünglicher Name Metzler und er der Sohn eines wohlhabenden Schneiders. Seines früh bemerkbaren großen Talentes wegen zum Studium bestimmt, sollte Metzler, so wird weiter berichtet, sich auf der Universität Altdorf der Rechtswissenschaft widmen, die ihm aber wenig zusagte; um so mehr wendete er sich der Dichtkunst und Naturkunde zu, mit einer entschiedenen Neigung zur dramatischen Kunst. Nach dürftig vollendeten Studien ging Metzler nach Wien, trat mit Erfolg unter dem veränderten [163] Namen Giesecke auf der Bühne auf und wurde an dem Wiedner Theater engagirt. Hier schrieb er nun mehrere mit Erfolg aufgenommene Theaterstücke (s. u.), weshalb er auch den Titel eines Theaterdichters erhielt. Nebenbei boten ihm die vorzüglichen Sammlungen in Wien reichliche Gelegenheit, seiner Lieblingsneigung, dem Studium der Mineralogie eifrig nachzugehen. 1804 gab er seine Stellung an der Bühne völlig auf, um nunmehr ganz den mineralogischen Studien zu leben. Zunächst begab sich G. zum Zwecke Mineralien hauptsächlich für das Wiener Naturaliencabinet zu sammeln, auf Reisen und verwendete mehr als sieben Jahre zur Durchforschung von Grönland und Island. Seine Beobachtungen sind in der Abhandlung: „Ueber die mineralogische Beschaffenheit von Grönland“ in Brewster’s Encyclopädie erschienen. Ein von ihm in Grönland entdecktes Mineral wurde von Allan und Strohmeyer ihm zu Ehren Gieseckit genannt. Nach seiner Rückkehr 1813 erhielt G. eine Professur der Mineralogie in Dublin und später den Titel eines Baronets und das Ritterkreuz des Danebrogordens. Auch war er Mitglied der Royal Academy. Eine Reihe mineralogischer Abhandlungen in englischen Zeitschriften werden ihres wissenschaftlichen Werthes wegen hochgeschätzt. Es sind darunter namhaft zu machen: „On cryalit“ (Edinb. philos. Journ. VI. 1822), „On the geological situation of the Beryll in the County of Down“ (Ann. philos. M. X. 1825); „A geol. excursion to the Counties of Galway and Mayo“ (das. XI. 1826). Als selbständige Werke erschienen 1815 von ihm „Mineral System“ und 1820[1] eine Beschreibung seiner Reise nach Grönland in den Jahren 1805 bis 1809. (Vgl. Oesterr. Nat. Encyklop. II. 571. Poggendorff, Biogr. I. 894. Wurzbach, Biogr. Lex. V. 180).

Giesecke’s erste dramatische Arbeit war ein Operntext „Oberon“ (nach Wieland), welchen Wranitzky componirte (1791); es folgten das Ritterschauspiel „Lutz von Unterstein“ (1792); die Burleske „Der travestirte Hamlet“ (1798), „Der travestirte Aeneas“ (1799) und die Oper „Die Pfaueninsel“. Endlich ist aber G. auch noch der eigentliche Dichter des Textes der Zauberflöte, den Schikaneder nur geändert und erweitert hat.

Wir müssen schließlich erwähnen, daß über Giesecke’s Herkunft und früheste Schicksale ein gewisses Dunkel herrscht, welches aufzuhellen wir uns vergebens bemüht haben. Die Identität des Geologen mit dem früheren Schauspieler steht zwar außer Zweifel; nicht aber seine Herkunft. Die oben gegebenen Daten scheinen indessen die am besten beglaubigten zu sein. Wenn dagegen G. in anderen Nachrichten als aus Braunschweig stammend, als ein Sohn von Nic. Dietrich Giseke, der als Student in Halle relegirt sei, bezeichnet wird (vgl. u. A. Otto Jahn, Mozart IV. S. 594, 603. Illustr. Familienbuch des östr. Lloyd II. S. 119), so scheint dies auf einer Verwechselung zu beruhen.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 163. Z. 21 v. o.: Nach dem Artikel „Ein Augsburger Polarforscher“ in der Augsb. Allg. Zeitung 1880 Beilage Nr. 335 ward Giesecke’s Bericht über seine Grönländische Reise (1806–13) nicht gedruckt, bis F. Johnstrup ihn in „Giesecke’s mineralogiske Reise in Grönland“, Kopenhagen 1878 (im deutschen Text) veröffentlichte. Nach dem Verfasser des gedachten Artikels wäre Giesecke’s ursprünglicher Name Johann Georg Karl Mezler gewesen. [Bd. 12, S. 795]