ADB:Grote, Hermann
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Grote: Hermann G., Dr. juris, geboren am 28. December 1802 zu Hannover, † am 3. März 1895 zu Limmer bei Hannover. Ein hervorragender numismatischer Schriftsteller. Ausgegangen von der Heraldik, für die er in seinem „Hannöverschen Wappenbuche“ sowie in seiner Abhandlung über das preußische Wappen und seiner „Geschichte der welfischen Stammwappen“ (Münzstudien Bd. II, III) thätig gewesen ist, wandte er sich bald der Münzkunde des Mittelalters zu, und gelangte hier zu einer bedeutenden Sammlung, die später für das königl. Münzcabinet zu Berlin eine erwünschte Bereicherung abgegeben hat. Eingeschränkt in der Verwendung seiner Zeit durch keinerlei Berufspflichten – denn die ihm übertragene Verwaltung der königl. Hannöverschen Münzsammlung hat er aus Liebe zur Ungebundenheit bald niedergelegt – hätte er sich seinen numismatischen Neigungen ungetheilt widmen können, wenn ihm nicht die Politik vielfach, namentlich durch Herausgabe einer in royalistischem Sinne geleiteten Zeitschrift zu thun gegeben hätte. Doch vorher schon hatte er sich durch seine 4 Bände „Blätter für Münzkunde“ (1835–37 und 1844) in den Dienst dieser Wissenschaft gestellt; die meisten der hier vereinigten Aufsätze betreffen das Mittelalter und sind aus Grote’s eigner Feder. Nach langer Unterbrechung erst nahm er seine Thätigkeit wieder auf mit den 1857–77 in 9 Bänden erschienenen „Münzstudien“. Diese, zum größten Theil von G. selbst verfaßt, haben, abgesehen von den bereits erwähnten Abhandlungen und den den IX. Bd. füllenden Stammtafeln sowie seiner Geldlehre (im IV. Bd.) hauptsächlich die mittelalterliche Münzkunde zum Gegenstande und sind als eine Reihe von Monographien auf bis dahin vernachlässigten Gebieten zu betrachten: Münster, Osnabrück, Hervord, Verden, Arnsberg, Büren, Diepholz, Hoya, Lippe, Rietberg, Waldeck, Essen, Werden, Berg, Jülich, Sayn, Spanheim sind hier erschöpfend behandelt, ebenso die vorwelfische Münzgeschichte Baierns, während leider die schwäbische (im VI. Bd.) nicht zu Ende geführt ist. Als Hauptverdienst dieses Schriftstellers ist es zu bezeichnen, daß er uns von so vielen alten Irrthümern befreit hat, z. B. von dem alteingewurzelten, daß die auf deutschen Geprägen des Mittelalters so bedauerlich häufigen sinnlosen Umschriften deutungsfähig und daß sie nicht vielmehr das Werk schreibensunkundiger Stempelschneider seien, so von dem Glauben an das Vorhandensein vieler, bloß verloren geglaubter Thaler-Incunabeln, von denen er schlagend nachgewiesen hat, daß sie in den alten Münzbüchern nur nach Gold- oder kleineren Silbermünzen nachgezeichnet, niemals aber geprägt sind; auch seine Ausführungen über die so zahlreichen Münznachahmungen gehören hierher. Er hat überhaupt nach vielen Richtungen als Bahnbrecher gewirkt und seinen Nachfolgern die Wege geebnet. Seine letzte Thätigkeit hat G. den Leipziger „Blättern für Münzkunde“ gewidmet. Sehr lesenswerth ist seine Selbstbiographie Bd. VII, 145 der Münzstudien.