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ADB:Guilleaume, Carl

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Artikel „Guilleaume, Carl“ von Franz Maria Feldhaus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 621–622, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Guilleaume,_Carl&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 01:23 Uhr UTC)
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Guilleaume: Franz Karl G., Großindustrieller. Seit 1707 betrieb die Familie Felten die Fabrikation von Seilerwaaren. Im J. 1826 gründete Johann Theodor Felten und sein Schwiegersohn Franz Karl G. in Köln auf dem Karthäuserwall eine Seilerwaarenfabrik und Hanfseilerei mit einem Verkaufslocal in der Höhle. Seit 1845 betrieb die Firma eine Seilerei bei Wahn, seit 1838 die Drahtseilflechterei. Eine Wendung für das Geschäft trat ein, als der Enkel des einen Gründers, der junge Franz Karl G., Sohn von Theodor G., 1860 eintrat. Er war am 31. December 1834 in Köln geboren, besuchte dort die höhere Bürgerschule und die Gewerbeschule, dann die Universität Lüttich, und hatte von Auslandsreisen reiche Erfahrungen ins Geschäft gebracht. Auf seine Anregung begann die Firma 1853 die Herstellung von Telegraphenkabeln, richtete 1854 eine Verzinkerei für Draht, 1857 eine Drahtzieherei und 1859 ein Drahtwalzwerk ein. Mit dem Jahre 1865 übernahm G. die Firma als alleiniger Inhaber und hob sie zu einem der größten Unternehmen der Welt auf dem Gebiete der Drahtfabrikation. Die Einführung der Gußstahldrahtseile in den continentalen Bergbau, die Durchbildung des Stacheldrahtes für Gitter und Zäune, die Construction vieladriger Kabel für Telephonie, das sind einige der ganz persönlichen Verdienste von G. Der Generalpostmeister v. Stephan plante 1875 das unterirdische Reichstelegraphennetz zwischen den Hauptpunkten des Landes. Da sich die von G. 1853 verlegten Fluß- und Stadtkabel bisher gut bewährt hatten, und man auch auf einer Studienreise im Ausland nichts mehr lernen konnte, so übertrug v. Stephan der Firma Felten & Guilleaume die Ausführung von 6329 km Kabelleitung. G. hatte schon 1873 die ganze Metallverarbeitung von Köln und Wahn nach Mülheim a. Rh. verlegt und im folgenden Jahre die Fabrik „Theodorshöhe“ bei Wahn aufgehoben. So konnte sich denn in Mülheim das neue „Karlswerk“ sogleich an einer Riesenarbeit messen. Schon in 4 Jahren und 10 Monaten waren jene 6329 km Erdkabel mit insgesammt 42908 km Leitungen fertiggestellt. Das ist eine Länge der Einzelleitungen, die die Erde weit umspannt. Sind das nicht Leistungen [622] eines einzelnen Mannes, die wir ebenso bewundern müssen, wie Arbeiten auf wissenschaftlichem, litterarischem oder künstlerischem Gebiet? G. besaß einen zähen Willen. Dieser, seine Thatkraft, seine Unternehmungslust, sein scharfer Geist und seine Ruhe in der Ueberlegung machten ihn besonders zu einem großen Problemen gewachsenen Manne. 1882 errichtete G. eine eigene Guttaperchafabrik für seine Kabel. Nun kam die Hochfluth der modernen Elektrotechnik, das Telephon, die Beleuchtung und damit die Nothwendigkeit interurbaner Leitungen. Auf diesem Gebiete war G. in voller Thätigkeit, als ihn nach tückischem Leiden der Tod am 1. December 1887 wegraffte. Wie er selbst sein „Karlswerk“ in die Höhe brachte, mögen folgende Zahlen darthun: 1874 zählte es 10 Beamte und 134 Arbeiter, bei seinem Tode waren es 94 Beamte und 1412 Arbeiter. Damals producirte er 2400 Tonnen, 1887 deren 28400. Wie eine gute Saat aber auch über das Grab hinaus reiche Früchte trägt, zeigen die statistischen Zahlen von 1903. Das „Karlswerk“, seit 1. Januar 1900 Actiengesellschaft, zählte 1903: 400 Beamte, 6000 Arbeiter mit 12500 Angehörigen; die Production betrug 100000 Tonnen. 1894 theilten die Söhne Guilleaume’s das Erbe derart, daß Arnold das Kölner Werk, der älteste Theodor v. G. (1. Sept. 1900 erblich geadelt) und Max das Karlswerk übernahmen.

Mittheilungen des Karlswerks an den Unterzeichneten. – Drucksachen der Firma. – J. Eckstein, Histor.-biogr. Blätter, Lfg. 1, 1897.