ADB:Göppert, Heinrich (Botaniker)
Christian Ludolf Treviranus (A. D. B. XXXVIII, 588) fand er hier für seine botanischen Neigungen einen anregenden, ihm wohlwollenden Lehrer. Von 1824 an studirte er in Berlin, in engere Beziehungen zu den Botanikern Chamisso, Hayne, Link und Schlechtendal tretend und wurde am 11. Januar 1825 von der dortigen medicinischen Facultät auf Grund einer Experimentaluntersuchung: „Nonnulla de plantarum nutritione“ zum Dr. med. promovirt. Im Verkehr mit seinen Berliner Commilitonen Brandt und Ratzeburg, von denen ersterer als Director des Petersburger Zoologischen Museums, letzterer [456] als Forstbotaniker sich einen geachteten Namen in der Wissenschaft erwarben, vertiefte sich G. immer mehr in das Studium der Pflanzenwelt und verschaffte sich auch auf dem Gebiete der damals noch wenig berücksichtigten Kryptogamen eine umfassende Kenntniß. Es war deshalb eine würdige Ehrung des Gelehrten, gelegentlich seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums, daß die schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur die auf Göppert’s Anregung entstandene und unter Ferd. Cohn’s (A. D. B. XLVII, 503) Leitung ins Leben gerufene Kryptogamenflora von Schlesien dem greisen Jubilar, ihrem langjährigen Präsidenten als Festgabe widmete. Im Jahre 1826 ließ sich G. in Breslau als praktischer Arzt, Operateur und Augenarzt nieder, beschloß aber bald, da die ärztliche Praxis allein ihn nicht befriedigte, sich der akademischen Laufbahn zu widmen. Er habilitirte sich 1827 als Privatdocent für Medicin und Botanik in Breslau mit einer Schrift: „De acidi hydrocyanici vi in plantas commentatio“ und nahm gleichzeitig unter Treviranus eine Assistentenstelle am Botanischen Garten an. 1831 rückte er zum außerordentlichen, 1839 zum ordentlichen Professor auf. Als 1852 durch die Amtsentsetzung von Christian Nees v. Esenbeck (A. D. B. XXIII, 368[WS 1]) der Lehrstuhl für Botanik frei wurde, übernahm ihn, zugleich mit dem Directorat über den Botanischen Garten, G., der damit in die philosophische Facultät übertrat. Bei dieser Gelegenheit verlieh ihm die Gießener philosophische Facultät die Würde eines Ehrendoctors. Selten hat ein Gelehrter an einer und derselben Stätte eine so lange und so gesegnete Wirksamkeit entfaltet als G. Nahezu 60 Jahre seines arbeitsreichen Lebens kamen Breslau zu Gute. Aber nicht Breslau allein, ganz Schlesien verehrte in ihm in gleicher Weise den Forscher, wie den Menschen. „Der alte Göppert“ war eine in der ganzen Provinz bekannte Persönlichkeit, um die, als er im 84. Lebensjahre nach kurzer Krankheit die Augen schloß, wie um einen Familienvater ungezählte Tausende in aufrichtigem Schmerze trauerten.
Göppert: Heinrich Robert G., Botaniker, geboren am 25. Juli 1800 in Sprottau in Schlesien, † am 18. Mai 1884 in Breslau. Nachdem G. den ersten Unterricht in seiner Heimathsstadt empfangen, besuchte er in den Jahren 1812 und 13 das Gymnasium in Glogau und darauf bis 1816 das Matthiasgymnasium in Breslau. Sein dortiger Lehrer, nachmaliger Pfarrer Kaluza war es, der zuerst in ihm die Liebe zur Pflanzenkunde weckte, der sein langes arbeitsreiches Leben gewidmet blieb. Schon als Tertianer verließ G. das Gymnasium, um, den Traditionen seiner Familie folgend, in die pharmaceutische Laufbahn einzutreten. Nach einer fünfjährigen Thätigkeit als Apotheker, während welcher er seine Mußestunden zu naturwissenschaftlichen Beobachtungen und zugleich zur Vervollständigung seiner abgebrochenen gymnasialen Ausbildung benutzte, kehrte er nochmals zum Gymnasium zurück und bestand nach einjährigem Besuch der Prima 1821 das Maturitätsexamen. Noch in demselben Jahre bezog G. die Universität Breslau, um Medicin zu studiren. InWenn G. auch nicht zu den allerersten in der botanischen Wissenschaft gehört hat, insofern er der Forschung neue Wege gewiesen hätte, so hat er doch mit außerordentlichem Fleiß durch zahlreiche Schriften viele Theile der Botanik wesentlich gefördert und durch seinen großen persönlichen Einfluß Erfolge erzielt, die auch wieder der Wissenschaft Nutzen gebracht haben. Ein Verzeichniß seiner Schriften bis zum Jahre 1875 findet sich in einer von ihm selbst verfaßten, als Manuscript gedruckten Aufzählung, ein vollständigeres in dem unten angegebenen Nachrufe von Conwentz.
Göppert’s erste botanischen Arbeiten entstanden unter dem Einflusse seines Lehrers Treviranus und behandeln vorwiegend physiologische Fragen. Die botanische Physiologie, wiewohl schon in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts von verschiedenen Forschern, darunter A. v. Humboldt, angebahnt, war doch in den beiden ersten Decennien des 19. Jahrhunderts noch ein sehr junger Zweig der botanischen Forschung, der außerdem in Gefahr war, durch die Einwirkung Hegel-Schelling’scher Ideen und unter dem Einfluß der herrschenden Lehre von der Lebenskraft zu verdorren. Um so mehr Anerkennung verdient G., daß er sich den Trugbildern einer falschen Speculation zu entziehen wußte und das Experiment als den festen Boden für die Erforschung auch des vegetabilischen Lebens erkannte. In diesem Sinne sind seine schon erwähnte Dissertation und seine Habilitationsschrift, sowie einige spätere Arbeiten zu rühmen, die sich mit der Einwirkung von Giften und einiger stimulirender Stoffe wie Campher und Moschus auf die Pflanze beschäftigen. Er weist in ihnen nach, daß die narcotischen Gifte, welche das Nervenleben der Thiere so stark beeinflussen, auf die nervenlosen Pflanzen keine Macht haben, daß dagegen [457] die geringsten Spuren der Mineralgifte für Pflanzen tödlich sind. Eine andere physiologische Frage, die G. beschäftigte, auf die ihn seine Beobachtungen in den Gewächshäusern des Breslauer Gartens und der ausnehmend strenge Winter 1829/30 hinlenkten, war die nach dem Einflusse der Temperatur auf das Pflanzenwachsthum. 1830 veröffentlichte er ein selbständiges Werk: „Ueber die Wärmeentwicklung in den Pflanzen, deren Gefrieren und die Schutzmittel gegen dasselbe“ und zwei Jahre später hielt er auf der in Wien tagenden Naturforscherversammlung einen Vortrag: „Ueber Wärmeentwicklung in der lebenden Pflanze“. Er zeigte darin, daß die Blüthezeit der Gewächse proportional den Temperaturschwankungen verlaufe, ferner, daß der bereits 1800 von Senebier vermuthete und 1822 durch Th. de Saussure experimentell nachgewiesene Zusammenhang zwischen Sauerstoffathmung und Eigenwärme der Pflanze in der That existire, indem er an zusammengehäuften Keimpflanzen, Knollen, Zwiebeln und grünen Gewächsen eine durch Athmung veranlaßte Temperatursteigerung durch das Thermometer nachweisen konnte. Im Zusammenhange damit standen weitere Untersuchungen über das Gefrieren in den Pflanzenzellen, welche er sehr viel später, veranlaßt durch den harten Winter von 1870 auf 71 wieder aufnahm und durch neue Beobachtungen bestätigt fand. Das Endergebniß stellte er in dem ein Jahr vor seinem Tode, 1883 erschienenen Buche: „Ueber Gefrieren, Erstarren der Pflanzen und Schutzmittel dagegen“ übersichtlich zusammen. Neben diesen Forschungen beschäftigte sich G. vorzugsweise mit dem Leben der Bäume, besonders der Wald- und Obstbäume, für die er eine, man kann fast sagen schwärmerische Neigung bis in sein hohes Alter bewahrte. Er liebte es nicht, wenn der Gärtner durch Schneiden die Natur zu corrigiren versuchte und in seiner Eigenschaft als Gartendirector hat er nur sehr schwer seine Zustimmung zu einem tieferen Eingriff in das Wachsthum oder gar zur Fällung eines Baumes gegeben. Im Jahre 1842 veröffentlichte er die mit 6 Tafeln geschmückte Abhandlung: „Beobachtungen über das sogenannte Ueberwallen der Tannenstöcke“, worin er die merkwürdige Thatsache nachwies, daß alle Bäume im Fichten- und Tannenbestande mit den Wurzeln unter einander verwachsen, so daß, wenn ein Stamm gefällt werde, der Stumpf von den Nachbarn solange ernährt wird, bis die Wunde durch Ueberwallung geschlossen ist. Eine andere Untersuchungsreihe behandelte das Verhalten der Bäume gegen mechanische Verletzungen, Frostspalten, Einschneiden von Inschriften in die Rinde, Impfen, Propfen u. s. w. und gab Veranlassung zu dem 1874 herausgegebenen, mit zahlreichen Textabbildungen und einem Atlas von 10 lithographirten Tafeln versehenen Buche: „Ueber die Folgen äußerer Verletzungen der Bäume u. s. w.“ Das reiche Material zu seiner Arbeit, das die merkwürdigsten Stücke dem Breslauer Museum abgegeben hat, verdankte G. den schlesischen Forstbesitzern, in erster Linie seinem gleichalterigen Freunde Erich v. Thielau auf Lampersdorf unter dem Eulengebirge. G. war ferner einer der ersten, der auf die durch Pilze verursachten Krankheiten der Waldbäume hinwies und noch in der letzten Arbeit seines Lebens suchte er durch eine Darstellung der Entwicklung des Hausschwammes weitere Kreise für die Bekämpfung dieses verderblichen Pilzes zu interessiren. Eine besonders pietätvolle Verehrung widmete G. den wenigen von Menschenhand noch unberührt gebliebenen Gebirgswaldungen Deutschlands. Zeugniß davon geben die beiden Schriften: „Ueber die Urwälder Deutschlands, insbesondere des Böhmerwaldes“ (40. Jahresber. d. Schles. Gesellsch. 1865) und das 1868 besonders herausgekommene interessante Werk: „Skizzen zur Kenntniß der Urwälder Schlesiens und Böhmens“, worin er auf 9 Tafeln die eigenthümlichen Wachsthumsverhältnisse der waldbildenden Fichten veranschaulicht. Endlich verdankt man G. [458] noch eine „Chronik der alten Bäume Schlesiens“ (Verhandl. d. Schles. Forstvereins 1846), welche in der 23 Jahre später erschienenen Schrift: „Ueber die Riesen des Pflanzenreichs“ eine werthvolle Ergänzung fand. Unter den Beiträgen Göppert’s zur descriptiven Botanik seien hervorgehoben eine „Allgemeine Uebersicht der in Deutschland im Freien ausdauernden Holzgewächse“ (Verh. d. Schles. Ges. 1850) und „Beiträge zur Kenntniß der Dracaeneen (Verhandl. d. Leopoldina 1854) und von seinen anatomischen Arbeiten drei Abhandlungen aus dem Jahre 1841: „Bemerkungen über den anatomischen Bau der Casuarineen“ (Linnaea); „Ueber den Bau der Balanophoreen“ (Leopold.); „De Coniferarum structura anatomica“, sowie die Studie: „Ueber die Structur einiger Magnoliaceen“ (Linnaea 1842), die in dem Mangel an Gefäßen bei Drimys Winteri und der Beschaffenheit der Tracheiden eine große Aehnlichkeit dieser Pflanzen mit den Nadelhölzern nachwies. Das Hauptverdienst Göppert’s um die Botanik aber liegt auf einem Gebiete, das erst durch ihn eine umfassende Bearbeitung, für Deutschland wenigstens, erfahren hat. Mit Brogniart und dem Grafen Caspar Sternberg wurde G. der Mitbegründer einer wissenschaftlichen Paläontologie des Gewächsreiches. Seine früheste Schrift über diesen Gegenstand geht auf das Jahr 1836 zurück, in welchem er durch das Erscheinen seines mit 46 Tafeln ausgestatteten Werkes: „Die fossilen Farnkräuter“ seinen Ruf als Paläontologe begründete. Er zieht hierin einen Vergleich der Farne der Gegenwart mit denen der Steinkohlezeit und widmet dieser geologischen Epoche eine genaue Untersuchung. Sie gipfelt in dem Nachweis, daß die ausgedehnten Steinkohlenlager des Waldenburger Gebietes und der oberschlesischen Reviere aus urweltlichen Mooren hervorgegangen sind, deren üppige Vegetation auf niedrigen Inseln lebte und am Orte ihres Entstehens, nicht, wie man früher wohl annahm, durch Feuers Gewalt verkohlte, sondern im Laufe von Jahrtausenden unter dem Drucke gewaltiger Wasser- und Gesteinsmassen langsam vermoderte. Bezüglich der Arten der Steinkohlenflora stellte er fest, daß nur ein Theil derselben unter den Farnen, Bärlapparten und Schachtelhalmen der Gegenwart nahe Verwandte zählt, daß die vorherrschenden Baumarten, die Sigillarien, Lepidodendreen, Calamarien, wie die mikroscopische Structur der versteinten Holzreste beweist, Zwischenglieder zwischen den höheren Kryptogamen und den Coniferen darstellten, während die eigentlichen Nadelhölzer der Steinkohlenperiode auf eine Verwandtschaft mit den gegenwärtig auf Südamerika und einige oceanische Inseln beschränkten Araucarien hinweist. Eine Monographie der fossilen Araucarien, mit Unterstützung der Berliner Akademie begonnen, konnte G. noch unmittelbar vor seinem Tode zum Abschluß bringen. Fünf Jahre nach dem Erscheinen seines ersten phytopaläontologischen Werkes begann er in zwanglosen Heften die Herausgabe der „Gattungen der fossilen Pflanzen, verglichen mit denen der Jetztwelt“, mit deutschem und französischem Text, wovon sechs Lieferungen mit 60 Tafeln bis 1846 erschienen sind. Durch die Beantwortung einer seitens der Haarlemer Akademie 1846 gestellten Preisfrage über die Entstehungsart der Steinkohlenflöze erwarb er sich einen doppelten Preis, ebenso durch sein 1850 herausgekommenes Werk: „Die fossilen Coniferen“. Auch die 1848 gemeinsam mit dem Apotheker Beinert in Charlottenbrunn verfaßte Arbeit über die Beschaffenheit und Verhältnisse der fossilen Flora in den verschiedenen Steinkohlenablagerungen eines und desselben Reviers wurde in Leyden mit dem Preise gekrönt. Das in den genannten Werken behandelte Gebiet ist in so ausgezeichneter und erschöpfender Weise von keinem Forscher nach ihm wieder in Angriff genommen worden. Ein ebenso eingehendes Studium widmete G. auch den jüngeren Formationen, so daß es kaum eine geologische Epoche [459] gibt, deren botanische Erforschung er nicht wesentlich gefördert hätte. Mit Vorliebe studirte er die Flora der Tertiärzeit. Er zeigte, daß einst der Fuß der Trebnitzer Berge bei Stroppen am Katzengebirge von Palmen umgürtet war, daß herrliche Taxodien- und Platanenwälder die Ufer früherer Seeen bei Canth unweit des Zobten umsäumten und Cypressenhaine die Gegend des heutigen Königszelt bedeckten. An letzterem Orte gelang es ihm, aus einer Braunkohlengrube einen Coniferenstamm von nahezu 12 m Umfang bloßzulegen, der, im Botanischen Garten in Breslau aufgestellt, den Beweis liefert, daß in den Urwäldern unseres Flachlandes sich einst Baumriesen erhoben, wie sie sich gegenwärtig nur in den Mammuthainen der californischen Sierra Nevada wiederfinden. Andrerseits konnte G. durch Untersuchung der Tertiärflora von Java den Beweis führen, daß die Vegetation dieser Insel schon in der Urzeit ihren heutigen tropischen Charakter trug. Die Hauptresultate seiner Untersuchung der erwähnten Erdepoche gibt sein mit 6 Tafeln ausgestattetes Werk: „Beiträge zur Tertiärflora Schlesiens“ (1852). Die späteren Jahre seines Lebens verwandte G. mit glänzendem Erfolge zur Erforschung der Bernsteinflora. Auf Grund mikroscopischer Untersuchung hatte er längst die Ansicht ausgesprochen, daß vorweltliche Fichten und Cypressen die Mutterpflanzen des Bernsteins seien und hatte später über das Vorkommen desselben und seine Einschlüsse berichtet (Verhandl. d. Schles. Ges. von 1842, 44 u. 45). Als ihm dann die reiche Bernsteinsammlung des Directors der Danziger naturforschenden Gesellschaft, Sanitätsrathes Dr. Berendt zuging, gab er mit diesem zusammen 1845 die erste Abtheilung einer umfangreich angelegten Bernsteinflora mit 7 Tafeln heraus, deren Fortsetzung durch den Tod Berendt’s unterblieb. Im Ganzen sind hier 44 verschiedene Pflanzenarten beschrieben. Erst 1883 erschien eine Vervollständigung dieser Flora, mit Unterstützung des westpreußischen Landtags von der Danziger naturforschenden Gesellschaft herausgegeben. Mit Göppert’s litterarischen Schöpfungen, die ihm in der Wissenschaft einen dauernden Namen sichern, ist aber seine Bedeutung nicht erschöpft. Ein hervorragendes Verdienst erwarb er sich durch seine Bestrebungen auf Ausbildung der Lehrmittel sowohl für den unmittelbaren akademischen Unterricht, als auch für die Belehrung weiterer Kreise. In den fünfzig Jahren seiner Lehrthätigkeit hat er eine außerordentliche Fülle von Demonstrationsmaterial, namentlich von paläontologischem gesammelt und in dem von ihm 1850 eingerichteten botanischen Museum in sehr übersichtlicher Weise zur Aufstellung gebracht. Mit Hülfe der Photographie, die G. zuerst mit Erfolg zur Wiedergabe naturwissenschaftlicher Objecte benutzte, erläuterte er die Structurverhältnisse der Steinkohle in 29 Quartblättern für die Pariser Weltausstellung von 1867 und erhielt dafür die goldene Medaille. Zehn Jahre vorher hatte er im Botanischen Garten durch großartige Profile die Stein- und Braunkohlenformation allgemein veranschaulicht. Auch physiologische, morphologische, sowie für Praxis und Technik wichtige Gegenstände ließ er im Garten aufstellen, um sie, zur Vervollständigung der systematischen Abtheilung, als Bildungsmittel zu verwerthen. Ueberhaupt war der Breslauer Garten, dem er seine volle Herzensneigung entgegenbrachte, sein berechtigter Stolz. In der That verdankt dieses Institut Göppert’s mehr als fünfzigjähriger hingebungsvoller Thätigkeit sein großartiges Aufblühen und seine Stellung als Musteranstalt unter den wissenschaftlichen Gärten Europa’s. Er selbst wurde nicht müde, in populären wie in wissenschaftlichen Blättern die öffentliche Aufmerksamkeit auf Reformen der botanischen Gärten hinzulenken, denen er die Aufgabe zuwies, nicht nur dem Fachstudium zu dienen, sondern dadurch, daß sie sich jedem Gebildeten erschließen, eine Stätte edler Erholung und reicher [460] Belehrung für die Allgemeinheit zu werden. Mit gleicher Wärme nahm sich G. aller gärtnerischer Bestrebungen an, stellte überhaupt seine ungewöhnliche Vielseitigkeit, Arbeitslust und Arbeitskraft bis ins Greisenalter hinein in den Dienst aller gemeinnütziger Unternehmungen. So verdankt die Stadt Breslau in erster Linie G. die Einrichtung ihrer öffentlichen Anlagen und schönen Promenaden, wofür ihm durch Ertheilung des Ehrenbürgerrechts gedankt wurde. Doch abgesehen von diesen äußeren Ehrungen, deren ihm reichliche auch von wissenschaftlicher Seite entgegengebracht wurden, schrieb er sich tief in das Herz seiner Mitbürger ein durch die imponirende Macht seiner ganzen Persönlichkeit und seine edle Liebenswürdigkeit, so daß es kaum einen zweiten Gelehrten gegeben haben mag, der, so wie G. im besten Sinne des Wortes populär gewesen wäre.
- H. Conwentz, Gedächtnißrede, geh. in d. allg. Sitzung der Naturforsch. Gesellsch. in Danzig, am 5. Novbr. 1884. – Ferd. Cohn, Breslauer Zeitung vom 20. u. 27. Mai u. 8. Juni 1884. – Ascherson, Bericht d. Deutschen Bot. Gesellsch. 1884. – B. Stein, Gartenflora 1884. – Wortmann, Bot. Zeitung. 42. Jahrg. 1884.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: A. D. B. XXIII, 306