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ADB:Häberlin, Carl Ludwig

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Artikel „Häberlin, Karl Ludwig“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 279–280, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%A4berlin,_Carl_Ludwig&oldid=- (Version vom 9. Dezember 2024, 07:20 Uhr UTC)
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Häberlin: Karl Ludwig H., als Romanschriftsteller unter dem Namen H. E. R. Belani bekannt, geb. am 25. Juli 1784 zu Erlangen, † 1858, ist der Sohn des bekannten Staatsrechtslehrers und Historikers Karl Friedrich H. [280] (s. d.), der damals Professor an der dortigen Universität war. Seine Vorbildung erhielt er in Helmstädt, wohin sein Vater im J. 1786 berufen war und auf der dortigen Universität studirte er Jurisprudenz. Im J. 1807 wurde er Auditor bei der die säcularisirten geistlichen Güter des Herzogthums Braunschweig verwaltenden Behörde, der sogen. Klosterrathsstube in Braunschweig und nach Errichtung des Königreichs Westfalen im J. 1808 Supplenat des Friedensgerichts zu Helmstädt, 1809 Assessor beim dortigen Districtstribunale und 1810 Tribunalrichter daselbst. Nach der Wiederherstellung des Herzogthums Braunschweig wurde H. Kreisamtmann in Hasselfelde am Harze. Im J. 1824 wurde er wegen Kassendefects und mehrfacher amtlicher Vergehen zur Untersuchung gezogen, seines Amtes entsetzt und nach den damals im Herzogthume noch geltenden strengen Gesetzen gegen ungetreue Beamte zu langwieriger Gefängnißstrafe verurtheilt, welche er bis zum J. 1828 in Gandersheim verbüßte. In diesem Jahre schrieb er bei den bekannten Streitigkeiten zwischen dem Könige Georg IV. von England und Herzog Karl von Braunschweig im Auftrage des letzteren eine publicistische Schrift: „Versuch die Mißverständnisse zu heben etc.“, welche zu Straßburg erschienen ist und seine völlige Begnadigung zur Folge hatte. – Bereits in den J. 1810–13 hatte H. unter dem Pseudonym: „Avenella“ und „Louis von Häfely“ in Zschokke’s „Erheiterungen“ und Kuhn’s „Freimüthigen“, sowie in Hell’s „Penelope“ kleine Erzählungen geliefert. Während seiner Haft in Gandersheim wurde er mit dem Buchhändler Christian Niedmann in Wolfenbüttel († in Leipzig am 6. Mai 1830) bekannt und schrieb für diesen unter den Namen Niemand, Mandien, Melindor, ja auch Christian Niedmann, mehrere Romane, wie „Heinrich der Löwe“, „Napoleons Novellen“, „Memoiren des Herrn de la Folie“, welche Niedmann auf seinen eigenen Namen erscheinen ließ. Durch einen aufgefangenen und in der Halle’schen Litteraturzeitung abgedruckten Brief Häberlin’s an Niedmann wurde dieses Verhältniß aufgedeckt. Nach seiner Freilassung begab sich H. zunächst nach Helmstädt, dann nach Potsdam und hier verfaßte er unter dem Anagramm H. E. R. Belani die stattliche Reihe von historischen, ethnographischen und biographischen Romanen, welche sämmtlich sich leicht und fließend lesen lassen, auch von vieler Phantasie zeugen und sich einen großen Leserkreis erworben haben, aber, da sie des Broterwerbs wegen geschrieben, mit großer Schnelligkeit entworfen und ausgeführt sind, jedes tieferen Gehalts entbehren. In der im J. 1851, dem Jubeljahre seines 25jährigen Schriftstellerthums, erschienenen Erzählung: „Treu und brav“, der die Revolution in Braunschweig vom J. 1830 zu Grunde liegt, theilt H. selbst ein Verzeichniß von 59 Romanen in 120 Bänden mit, welche ihn zum Verfasser haben, welches bei seinem Tode auf 64 Werke in 136 Bänden sich vermehrt hatte. Sein letztes Werk, das „Goethe’s Liebeleben“ in einem Novellenkranze schildern sollte, war bei seinem am 4. Januar 1858 zu Potsdam erfolgten Tode unvollendet. Hätte H. nicht für den täglichen Lebensunterhalt schreiben müssen, so würde er bei dem unverkennbaren Talente für historische und humoristische Darstellungen, bei seinem ästhetischen Gefühle und ausgebildetem Kunstsinn einen ehrenvollen Platz in der Geschichte des deutschen Romans sich erworben haben. Gehören Häberlin’s Romane durchaus nicht zu den gewöhnlichen, so tragen sie doch sämmtlich den Stempel der Flüchtigkeit und der Eile an sich. Bleibenden Werth dagegen wird die von H. im J. 1855 in Berlin herausgegebene Beschreibung von „Sanssouci, Potsdam und Umgegend“ behalten, zu welcher ihm amtliche Quellen zum Gebrauch gestellt waren.