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ADB:Hülsemann, Johann

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Artikel „Hülsemann, Johann“ von Wilhelm Gaß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 332–333, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%BClsemann,_Johann&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:29 Uhr UTC)
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Hülsemann: Johann H., geb. am 26. November 1602 zu Esens in Ostfriesland, unterrichtet in Stade und Hannover, dann weiter als Theologe ausgebildet in Rostock, Marburg, Leipzig und Wittenberg, bereiste die Niederlande und Frankreich, erhielt die Licentiatenwürde in Marburg, wurde 1630 Doctor und Professor der Theologie in Wittenberg, nachher Oberhofprediger und Kirchenrath in Dresden, 1646 aber nach Leipzig berufen, woselbst er als Professor der systematischen Theologie, Pastor und Superintendent in der Richtung des confessionellen Lutherthums gewirkt hat. Schon die Theilnahme an dem Leipziger Convent von 1631 führte ihn auf den öffentlichen Schauplatz, noch mehr seine Mitwirkung bei dem Thorner Colloquium von 1645, wo er die Geschäftsleitung der lutherischen Abtheilung der Versammelten übernahm; seitdem ist sein Name ganz verflochten in den Verlauf des synkretistischen Streits und der Befehdung Georg Calixt’s. Unter andern Umständen hätte er bei unzweifelhaftem Talent sich auch freier entwickeln können, da er von Haus aus der orthodoxen Formel nicht unbedingt huldigen wollte, auch eine freundschaftliche Beziehung zu einigen reformirten Gelehrten, wie G. Vossius unterhielt. Noch auf der Reise nach Thorn verschmähte er in Berlin die gastliche Einladung des reformirten Predigers J. Bergius nicht; aber in Thorn angelangt, wurde er von dem gewaltigeren A. Calov, seinem nachherigen Schwiegersohn, ergriffen und fortgezogen, und so war er es gerade, welcher Calixt von jeder officiellen Stellung zu den dortigen Verhandlungen zu verdrängen suchte. Nachher sehen wir ihn in Kleinigkeiten nachgiebig, sogar einmal in friedlicher Berührung mit Calixt, aber seine Thaten widersprachen wieder dieser versöhnlichen Neigung und seine Streitschriften: „Dialysis apologetica“ von 1649 und „Gewissenswurm“ von 1654 machten ihn zum feindseligsten Ankläger und Denuncianten Calixt’s. Nach Erlangung zahlreicher Ehrenämter starb er am 12. Juni 1661. Als Polemiker hat er sich nach allen Seiten ausgelassen, gegen Calvinisten, Unionisten und Romanisten gefochten, doch haben einige Schriften eine allgemeinere Bedeutung, besonders das „Breviarium theologiae“, Vitemb. 1640, in erweiterter Bearbeitung [333] „Extensio breviarii theol.“, Lips. 1655. 67. Mit einer äußerst barbarischen Latinität und scholastischen Dialektik verbindet sich in diesem Compendium weit mehr Eigenthümlichkeit des Denkens, als damals den Streitern gewöhnlichen Schlages einzuwohnen pflegte.

Witten, Memor. theol. p. 1371. Tholuck, Geist der Theologen Wittenbergs S. 164. Desselben Theologie des XVII. Jahrhunderts II, S. 86. Henke in dem Werke über Calixt II, 2. S. 89–99. Gaß, Gesch. der prot. Dogm. I, S. 316. Ein Verzeichniß der Schriften findet sich in Altes und Neues von theol. Sachen, 1721, S. 401.