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ADB:Haberstich, Samuel

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Artikel „Haberstich, Samuel“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 280–282, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haberstich,_Samuel&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 12:15 Uhr UTC)
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Band 10 (1879), S. 280–282 (Quelle).
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Haberstich: Samuel H., als Schriftsteller bekannt unter dem Namen „Arthur Bitter“, geb. am 21. October 1821 in dem Weiler Ried bei Schloßwyl [281] (Kanton Bern), † am 24. Februar 1872 in Bern, war das vierte Kind eines aus Oberentfelden im Aargau stammenden Schmiedes, der sich in Ried niedergelassen und die Tochter eines dortigen kleinen Fabrikanten geheirathet hatte. Seine Mutter starb, nachdem er kaum auf die Welt gekommen war, und so verlebte er seine ersten Jugendjahre unter der Obhut seiner Großmutter, einer einfachen, frommen und gegen ihren Enkel sehr nachsichtigen Frau. Seit dem sechsten Jahre besuchte er die Dorfschule, wo er nothdürftig lesen, schreiben und rechnen lernte; seine freie Zeit verbrachte er meist in Wald und Feld. Die Leiden und Freuden dieses Lebens hat er selber in seinen Novellen „Egg-Niggeli“ und „Die Zuckerherzen“ ansprechend und lebenswahr geschildert. Als er vierzehn Jahre alt war, trat er bei einem Rechtsagenten zu Langnau im Emmenthal als Lehrling ein, entzog sich aber plötzlich diesem Dienste, weil er beim Auspfänden einer armen Familie nicht mithelfen mochte, und wurde nun in einer Amtsschreiberei zu Courtelary untergebracht, wo er sich zugleich die Kenntniß der französischen Sprache aneignen konnte. Nach zwei Jahren erhielt er durch die Vermittelung einflußreicher Gönner eine Anstellung in der Kanzlei des bernischen Finanzdepartements. Solcherweise in die Hauptstadt versetzt, benutzte er die Gelegenheit, um durch den Besuch philosophischer und rechtswissenschaftlicher Vorlesungen an der Hochschule seine lückenhafte Bildung zu vervollständigen und veröffentlichte zugleich seine ersten schriftstellerischen Versuche im „Schweizerischen Unterhaltungsblatt“. Nachdem er als Officier am Sonderbundskriege (1847) theilgenommen hatte, verheirathete er sich im Vertrauen auf den Erlös, welchen ihm seine fortlaufenden Berichte für die Augsburger „Allgemeine Zeitung“, die „Berliner Zeitungshalle“ und die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ einbrachten, verlor aber mit der in Deutschland einbrechenden Reaction diese Einnahmen wieder und sah sich dadurch in eine sorgenvolle Lage versetzt. Ein humoristisches Blatt, welches er nun von 1849–51 herausgab, zog ihm von Seiten der Regierung die Ausweisung aus dem Kanton Bern zu, so daß er die folgenden Jahre in Solothurn, Murten und Zürich verleben mußte. Seine belletristischen Arbeiten vermochten nirgends die Sorgen des Lebens von ihm und seiner Familie fern zu halten; doch besaß er zu seinem Glücke eine vortreffliche Gattin, welche durch die Arbeit ihrer Hände zum nothwendigsten Unterhalte redlich beitrug. Da sich die politischen Verhältnisse in Bern unterdessen zu seinen Gunsten geändert hatten, kehrte H. im Juni 1856 wieder in den Kanton und im Frühjahr 1862 nach Bern selbst zurück, das er seitdem nicht wieder verließ. Als die Haller’sche Buchhandlung daselbst eine Sammlung seiner Novellen veranstaltet hatte (1864–65), schien sich, da dieselben im In- und Auslande eine beifällige Aufnahme fanden, eine günstige Wendung seines Schicksals vollziehen zu sollen. Aber seine Kraft war erschöpft, seine Gesundheit zerrüttet. Am 10. October 1871 befiel ihn ein Blutsturz, von dessen Folgen er sich nicht wieder erholte. Nach seinem Tode wurde für die Hinterbliebenen eine Geldsammlung unternommen, deren Ergebniß wenigstens hinreichte, die ärgste Noth von seiner Gattin und seinen sieben Kindern abzuhalten. – Außer einer großen Anzahl von Beiträgen in meist schweizerischen Zeitschriften ist von H. noch Folgendes gedruckt worden: Zwei Novellen aus dem Emmenthal, 1857 (nur die eine derselben rührt von ihm her). – „Geschichten aus dem Emmenthal“, 1857 u. 1859. – „Erzählungen, Novellen und Gedichte“, 4 Bde. (1864–) 1865. (Wiederholt – mit Hinzunahme einer in dem Berner Sonntagsblatt „Alpenrosen“ 1872 gedruckten Novelle – in den 15 ersten Bänden der „Bergkristalle. Novellen und Erzählungen aus der Schweiz“, 1876; neue Ausgabe 1878.) – „Grüne Sträucher aus dem Schweizerlande. Erzählungen und Novellen.“ Neue Folge. 1870. (Daß H. auch der Verfasser der Novellen „Aus [282] Heimath und Fremde von S …“ sei, wie Brümmer im Dichter-Lex. angibt, ist ein aus einer Aeußerung von Kurz in seiner Gesch. der d. Litteratur entstandener Irrthum.) – H. gehört zu den besten schweizerischen Erzählern. Die Handlung entwickelt sich bei ihm ohne Zwang und mit lebendiger Bestimmtheit. Der Boden, auf welchem die Geschicke der von ihm geschilderten Menschen verlaufen, ist vorzugsweise die Schweiz, und das gibt den meisten seiner Gebilde jene Wahrheit, die sich nur durch genaue Kenntniß und Beobachtung von Land und Leuten gewinnen läßt. Wenn sein Stil nicht die maßvolle Durchbildung eines Jacob Frey (s. d.) an sich trägt, so läßt sich dies aus seinem autodidactischen Bildungsgange erklären. Aber abgesehen von einzelnen Novellen, welche mehr die Noth des Lebens ihm abgerungen hat, erfreuen Dichtungen, wie „Die Waldmarche“, „Egg-Niggeli, der alte Jäger“, „Des Bärenwirths Töchterlein“, „Der Zitherhans“, „Die Zuckerherzen“ u. a., durch ihren echtpoetischen Gehalt und den Reichthum an trefflichen Schilderungen. In mehreren dieser Novellen macht sich auch ein feiner Humor bemerklich.

Frühlingsgruß. Arthur Bitter’s ausgewählte Dichtungen mit einer biogr. Skizze von J. C. Ott. Bern 1872. – Alpenrosen. Ein schweizerisches Sonntagsblatt. 2. Jahrg. 1872, Bern, S. 86b–88a. – J. J. Honegger, Arthur Bitter. Kritisch-litterarisches Essay – in: Die illustrirte Schweiz. Unterhaltungsblatt für den Familientisch, 2. Jahrgang 1872, Bern 1872, S. 556a–559b, 568a–571b, 594a–597b. (Mit Bildniß in Holzschnitt.) – Kurze Selbstbiographie (bis zum October 1865) in: Der Hausfreund. Schweizer Blätter zur Unterhaltung und Belehrung. 6. Jahrg. (October 1877 bis Ende September 1878). Bern. S. 53b–54b.