Zum Inhalt springen

ADB:Haindorf, Alexander

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Haindorf, Alexander“ von Josef Bernhard Nordhoff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 392–393, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haindorf,_Alexander&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 16:33 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hain, Ludwig
Nächster>>>
Haiz, Fidelis
Band 10 (1879), S. 392–393 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Alexander Haindorf in der Wikipedia
Alexander Haindorf in Wikidata
GND-Nummer 118544969
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|392|393|Haindorf, Alexander|Josef Bernhard Nordhoff|ADB:Haindorf, Alexander}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118544969}}    

Haindorf: Alexander H., als Sohn jüdischer Eltern geboren den 2. Mai 1782 zu Seehausen im Kreise Meschede, besuchte, nachdem er im Elternhause durch einen Lehrer und darauf zu Hamm durch Privatfleiß einigermaßen vorbereitet war, hier das Gymnasium, und bezog 1805, um sich dem Studium der Medicin zu widmen, nacheinander die Universitäten Würzburg, Erlangen, Bamberg und Heidelberg. Hier löste er die medicinische Preisaufgabe und trat, nachdem er 1810 promovirt hatte, als Privatdocent auf. Nach anderthalbjähriger Lehrthätigkeit begab er sich nach Frankreich, um hier, zumal in Paris, die Heil- und Lehranstalten der Medicin kennen zu lernen – die gewonnenen Erfahrungen legte er dann nieder in den „Beiträgen zur Culturgeschichte der Medicin und Chirurgie Frankreichs und vorzüglich seiner Hauptstadt mit einer Uebersicht ihrer sämmtlichen Hospitäler und Armenanstalten, nebst mehreren während der J. 1813 und 1814 dort gesammelten medicinisch-chirurgischen Beobachtungen“, Göttingen 1815. Der drohende Krieg hatte ihn der Heimat wieder zugeführt; hier ließ er sich 1815 als praktischer Arzt in Minden, dann auf Zureden des Hofraths Dr. Stieglitz zu Hannover in Göttingen als Oberassistenzarzt am akademischen Hospital und als Privatdocent an der Universität nieder – beides nur für kurze Zeit; denn allerhand Rücksichten bestimmten ihn, in Westphalen wieder in preußische Dienste zu treten; so wurde er zu Münster Stabsarzt beim Lazareth und 1815–16 Docent der Chirurgie, Geburtshülfe und Psychiatrie an der dortigen Universität und nach deren Aufhebung an der 1823 zuerst genannten und bis 1847 bestehenden chirurgischen Lehranstalt der Akademie. – Neben den Berufsarbeiten entfaltete H. eine verzweigte Thätigkeit als praktischer Arzt, als Mitglied von Vereinen, als Kunstsammler, als Leiter und Lehrer einer jüdischen Erziehungsanstalt. Auf seine Anregung constituirte sich nämlich am 28. November 1825 der Verein zur Gründung einer Schule zu Münster, welche die Bildung von Lehrern und die Beförderung von Handwerken und Künsten unter den Juden bezweckte. Daß die Behörden der Anstalt ihre Gewogenheit zuwandten, die jüdischen Glaubensgenossen sie durch Besuch und Geldbeiträge förderten, daß der Unterricht gut organisirt und von fähigen, zum Theil auch von andersgläubigen Lehrern ertheilt, daß die Anstalt immer mehr den Israeliten in Westfalen und Rheinland werth und nützlich [393] wurde – das Alles war wesentlich Haindorf’s Werk. Er selbst lehrte die Naturkunde und Declamatorik und vertrat in Verhinderungsfällen die anderen Lehrkräfte; sein Schwiegervater F. Marks in Hamm gab 1835 zu der Stiftung ein Capital von 25,000 Thalern. – Sein Interesse für alte Gemälde und Kunstsachen wurzelte ohne Frage in einem angeborenen Schönheitssinne, und war gewiß schon in früher Jugend geweckt durch die Sammlung seines Gönners, des Obervorstehers Amschel in Hamm; – und als ihm dann sein Aufenthalt in Paris mit den dort vorhandenen oder angesammelten Kunstwerken in Berührung brachte, und namentlich sein Beruf als praktischer Arzt in die Häuser und Räume wohlhäbiger Familien führte, die damals noch allerhand oft verkannte Werthstücke besaßen, läuterte sich sein Geschmack und schärfte sich sein Blick immer mehr; – er ward Vorstand des rheinisch-westfälischen Kunstvereins und Schöpfer jener exquisiten Sammlung von altdeutschen und holländischen Malereien und von jenen herrlichen Stücken der Kleinkunst, die heute einen besonderen Flügel im Hause des Gemahls seiner einzigen Tochter, des Herrn Rittergutsbesitzers J. Löb in Hamm, zieren. – Da längst die chirurgische Lehranstalt zu Münster aufgehoben war, Alter und Kränklichkeit ihm die früheren Beschäftigungen verleideten, siedelte H. 1854, um seiner Familie nahe zu sein, nach Hamm über, wo er am 16. October 1862 starb. – Seine Schriften behandeln namentlich psychiatrische und pathologische Fragen und allgemeinere Geschichte.

S. Friedländer, Der Verein für Westfalen und Rheinprovinz zur Bildung von Elementarlehrern und zur Beförderung von Handwerken und Künsten unter den Juden zu Münster. Historische Denkschrift, Brilon 1850, S. 10 ff. – (Steinberg) Acht und zwanzigster Jahresbericht über die Marks-Haindorf’sche Stiftung. Münster 1878, S. 12–21. – E. Raßmann, Nachrichten von dem Leben und den Schriften Münster’scher Schriftsteller, 1866, S. 138. – Katalog der Gemäldesammlung des Professor Dr. Haindorf s. l. e. a. mit 390 Nummern.