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ADB:Hann, Friedrich

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Artikel „Hann, Friedrich“ von Eugen von Friedenfels in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 520–521, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hann,_Friedrich&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 10:04 Uhr UTC)
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Hann: Friedrich H., als der Sohn eines evangelischen Predigers in Marktschelken (Siebenbürgen) am 8. Juni 1817 geboren, widmete sich nach Vollendung der Rechtsstudien und Erlangung des Advocatenstallums der politischen Laufbahn. Kaum 26 Jahre alt, vom sächsischen Stuhle Leschkirch als Abgeordneter zu dem siebenbürgischen Landtag 1841–3 nach Klausenburg gewählt, übernahm er 1844 eine Professur an der neugegründeten Rechtsakademie in Hermannstadt, die er bis zum J. 1848 bekleidete. Während dieser Zeit veröffentlichte er manche schätzenswerthe wissenschaftliche Arbeit, wirkte in den Ausschüssen des Vereines für siebenbürgische Landeskunde und des sächsischen Landwirthschaftsvereines, vorzüglich aber durch die 1845 übernommene Redaction der „Transsilvania“ (litterär-politisches Beiblatt des Siebenbürger Boten) bis zum Sommer 1848, und vertrat den Leschkircher Wahlkreis vier Mal in der sächsischen Nationsuniversität, sowie – ein zweites Mal – als Landtagsabgeordneter 1846–7. Als im J. 1849 Hermannstadt von den ungarischen Insurgenten eingenommen wurde, zog er sich in die Walachei zurück und verfügte sich von da nach Wien, wo er bald im Handelsministerium als Concipist angestellt wurde und zuerst im Bureau für administrative Statistik, später in der Redaction der Austria, des volkswirthschaftlichen Organs des Handelsministeriums, Vieles und Gediegenes leistete. Bald aber endete er, eben, als sich ihm Aussichten auf eine neue, glänzende Wirksamkeit und Diensteslaufbahn [521] eröffneten, in einem Anfall von Schwermuth am 6. December 1852 durch Selbstmord. – Sein vielseitiges, in drückenden Verhältnissen aus eigener Kraft, durch eigenen Fleiß erworbenes Wissen, seine umfassende Sprachkenntniß, sein stilles, nur zu bescheidenes Wesen, sein gerader deutscher Sinn gewann ihm die Herzen und gab ihm einen, die unbedeutenden, in seinem kurzen Lebenslauf erreichten persönlichen Erfolge weit überragenden Einfluß auch in weiteren Kreisen. H. war ein treuer, ehrlicher Sachse, ein aufrichtiger Liberaler, der sich durch langen und intimen Umgang mit einem hochgebildeten, wenn auch später überchauvinistischen ungarischen Magnaten mit ungarischer Litteratur und Volksthum – mehr als sonst wol vorkommt – befreundete, ohne jedoch seinem Volke und dessen Rechten je untreu geworden zu sein, die er im Gegentheil hoch hielt, aufrecht zu erhalten, in freisinniger Weise zu entwickeln und zu festigen strebte. Als er im J. 1848 wahrnahm, daß sein Volk in der damaligen Zeiterregung die erwähnten Sympathien mit Mißtrauen betrachtete, trat er, um keine Spaltung in der allgemeinen Ueberzeugung betreffs der Union Siebenbürgens mit Ungarn zu verursachen, von der Redaction der „Transsilvania“, die er bis dahin mit viel Eifer, Geschick und Erfolg geführt hatte, zurück und enthielt sich, lediglich auf seine Studien zurückgezogen, jeder politischen Thätigkeit. – Seine, meist handelsgeschichtlichen, statistischen und volkswirthschaftlichen Aufsätze sind zerstreut im Archive des Vereins für siebenbürgische Landeskunde, in der „Transsilvania“ und in der „Austria“, und enthalten viel Verdienstliches und heute noch Werthvolles.

Joseph Trausch, Siebenbürgisch-deutsches Schriftsteller-Lexikon, II. Bd. S. 69. 70. E. v. Friedenfels, Joseph Bedeus v. Scharberg, Wien 1877, II. Theil S. 451–54.