Zum Inhalt springen

ADB:Hartmann, Julius (Kirchenhistoriker)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hartmann, Julius“ von Julius Hartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 32–33, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hartmann,_Julius_(Kirchenhistoriker)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 05:44 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hartmann, Helene
Band 50 (1905), S. 32–33 (Quelle).
Julius Hartmann (Kirchenhistoriker) bei Wikisource
Julius Hartmann (Theologe) in der Wikipedia
Julius Hartmann in Wikidata
GND-Nummer 117759724
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|32|33|Hartmann, Julius|Julius Hartmann|ADB:Hartmann, Julius (Kirchenhistoriker)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117759724}}    

Hartmann: Julius H., Theolog, 1806–1879. Einer altwürttembergischen Familie entstammt, der die A. D. B. X, 682, 687 aufgeführten August und Ferdinand H. angehörten, ist J. H. als Sohn des Oberamtsarztes Wilhelm H., eines von seinen Karlsschulgenossen Cuvier, Kielmeyer u. a. geschätzten Naturforschers, in Baknang am 1. Juni 1806 geboren, brachte die Gymnasialjahre in dem belebten Hause seines Oheims Geheimenraths August H. in Stuttgart zu, und studirte dann 1823–28 in Tübingen, wo eben F. Chr. Baur eine neue Aera der schwäbischen Theologie begründete und zugleich das Leben und Leiden der deutschen Burschenschaft die besten Jünglinge in Anspruch nahm. Nach kurzer Vicariatszeit und der hergebrachten Candidatenreise durch Deutschland, insbesondere nach Berlin, hierauf dreijährigem Repetentendienst an den Seminaren Urach und Tübingen, war H. fortan im praktischen Dienst der Landeskirche bis an sein Ende thätig: 1833–40 als Diakonus in Neuenstadt an der Linde, bis 1843 als solcher in Böblingen, weiterhin als Decan und Bezirksschulinspector, zuerst in Aalen bis 1851, dann in Tuttlingen bis zu seinem am 9. December 1879 erfolgten Heimgang. Das stille Amt in Neuenstadt hatte ihm Muße zu kirchengeschichtlichen Studien [33] in Gemeinschaft mit einem Nachbarpfarrer, dem tüchtigen Historiker K. Fr. Jäger (A. D. B. XIII, 653) gewährt, und so entstand, nach einer übersichtlichen Geschichte der Reformation Württembergs (Stuttgart 1835), die Hartmann-Jägersche „Biographie des schwäbischen Reformators Johs. Brenz“ (2 Bände, Hamburg 1840 und 42), die, überall gut aufgenommen, eine etwas verkürzte Neubearbeitung in der Sammlung: Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der lutherischen Kirche (Elberfeld 1862) gefunden hat. Auch eine „Geschichte von Württemberg mit besonderer Beziehung auf die deutsche Geschichte kurz dargestellt“ (Tuttlingen 1856) ist freundlich aufgenommen worden. Der Landessynode von 1875–78, welche eine neue Verfassung für die württembergische Kirche zu beraten hatte, und in ihr der wichtigen kirchenrechtlichen Commission, gehörte H. als einer der Vertreter der vermittelnden Richtung an, der doch auch mit seinen Jugendfreunden Kapff und Blumhardt herzlich verkehrte. In dieser Zeit durfte der eben 70 gewordene 1876 sein 25jähriges Jubiläum als Stadtpfarrer und Diöcesanvorstand in Tuttlingen unter Theilnahme weitester Kreise, auch der Katholiken, in voller Rüstigkeit feiern und sah sich 1877 beim 400jährigen Jubiläum der Universität Tübingen, das der alte Burschenschafter lebhaft mitfeierte, durch Ertheilung der theologischen Doctorwürde geehrt. Umfassend gebildet, auch künstlerisch veranlagt, eine gesellige mittheilsame Natur, mit seiner Gattin Luise geborenen Helfferich, die ihm 7 beide Eltern überlebende Kinder schenkte, edle Gastfreundschaft pflegend, lange Zeit der belebende Mittelpunkt einer auf dem Hohentwiel sich zusammenfindenden Gesellschaft württembergischer, badischer und schweizerischer Theologen, ist der harmonisch angelegte, im besten Sinne „Mensch, nichts menschliches sich fremd erachtend“ als einer der Glücklichen, die nicht altern, nach kurzer Krankheit im 74. Lebensjahre hinübergegangen.