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ADB:Hartwig, Friederike Wilhelmine

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Artikel „Hartwig, Friederike Wilhelmine“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 720–721, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hartwig,_Friederike_Wilhelmine&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 07:55 Uhr UTC)
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Hartwig: Friederike Wilhelmine H., geborene Werther, vorzügliche Schauspielerin, die erste Jungfrau von Orleans, geb. 1774 zu Leipzig, gest. am 21. Januar 1849 zu Dresden. Schauspielerkind, kam sie in früher Jugend zur Bühne, trat bald als Tänzerin, bald als Sängerin und auch als Schauspielerin auf. So finden wir sie schon bei Schuch in Königsberg, von 1791 bis Ende 1792 bei der mecklenburg-schwerinischen Gesellschaft, wo sie bereits eine schwärmerische Begeisterung hervorrief, so daß, als sie von den Blattern befallen und ihr ein Milchbad angeordnet wurde, Herren aus der guten Gesellschaft sich von dem Dorfe Ostorf bis zur Apothekerstraße in Schwerin aufstellten, um die Milchgefäße von der dortigen Holländerei auf’s rascheste zu befördern. Gurli-Rollen waren zu jener Zeit ihre Stärke. Von Schwerin ging sie dann zur Großmann’schen Gesellschaft, bei der sie in Bremen und Hannover mit vielem Beifall jugendliche Heldinnen gab und sich mit dem Schauspieler H. vermählte. 1796 trat sie als Nachfolgerin von Sophie Albrecht in ein Engagement der Seconda’schen Gesellschaft, debutirte am 30. März als Luise in „Kabale und Liebe“ in Leipzig, als Kathinka im „Mädchen von Marienburg“ in Dresden und blieb auch hier, als die Seconda’sche Gesellschaft einging und das eigentliche Dresdner Hoftheater seinen Anfang nahm. Sie widmete diesem, obgleich am 1. Juli 1835 pensionirt, doch noch bis 1. Juni 1841 ihre Kräfte. Am 30. März 1846, als am 50. Jahrestag ihres Auftretens in Leipzig, spielte sie daselbst noch einmal als Mad. Fresen in Iffland’s „Freunden“ und erhielt aus diesem Anlaß einen goldenen Lorbeerkranz. Sie war gewiß eine der besten [721] deutschen Schauspielerinnen ihrer Zeit, mit einem feinen Talent für scharfe Charakteristik, Wahrheit und Innigkeit im Spiel, namentlich groß in Stellen von hohem Enthusiasmus, dabei von lebhaftem Geist, Grazie der Erscheinung und Tiefe des Gefühls. Die weiblichen Hauptrollen unserer classischen Dramen, später auch Mutterrollen, fanden in ihr eine vorzügliche Verkörperung. Dagegen fiel sie bei dem Bemühen, deutlich zu sprechen, oft in einen gedehnten, singenden Ton und wurde auch wegen übertriebener Putzsucht getadelt. Bemerkenswerth ist es wol, daß sich auch Schiller bei der ersten Aufführung seiner „Jungfrau von Orleans“ in Leipzig (18. Septbr. 1801) sehr günstig über die H., als Darstellerin der Jungfrau aussprach.